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Berlinale 2000 11.2.2000
 
 

Robert und seine Tricks

Hommage an Robert De Niro
 
 
 
 

Wir haben Dich gleich erkannt, Robert. Jaja, alles klar, Du bist es gar nicht, sondern Du hast Dich verkleidet. Keine Angst, wir sagen nix weiter. Tolle Perrücke, super Schnurrbart, Du hast sogar ein bißchen zugenommen. Aber unter uns: Die Warze ist unübersehbar.

Der Robert kann sich nämlich ganz wahnsinnig verändern, er ist ein Schauspieler, nicht so einer wie Harrison Ford oder Sylvester Stallone, Männer, die tun, was sie tun müssen. Der Robert ist anders. Einmal hat er im Kino einen Boxer gespielt und sich extra einen Riesenranzen angefressen, ein anderes Mal hatte er sogar eine Glatze, obwohl sein Haar normal ganz dicht und schwarz ist. Ne Glatze hatte Stallone noch nie. Und Harrison Ford kann nur diese Magenkrankheits-Miene, die der Robert besser drauf hat und zwar in zehn verschiedenen Variationen, von der Kolik/Studienrat bis zur Gastritis/Arbeitsloser. Oft spielt er Typen, die nicht merken, daß sie was falsch machen. Das ist dann meistens tragisch, manchmal auch unheimlich blöd von ihnen. Am liebsten bringt Robert die Nummer mit dem Gangster, der so starrt, gemeine, italienische Bewegungen macht und Gefahr ausstrahlt. Sowas kann der Robert endlos spielen, er braucht nur einen anderen, kleineren, der dazwischenredet, nach der Art: "Hör zu, Jimmy, es ist nicht so", aber da hat er sich geschnitten. Manchmal redet der Robert auch mit Frauen, die sagen dann: "Hör zu, Jimmy es ist nicht so", aber er hackt ihnen immer ganz eifersüchtig das Wort ab. Die Frauen müssen dann weinen, weil ihnen klar wird, es hat keinen Zweck. Robert hört sie nicht. Vielleicht, weil er so wahnsinnig maskiert ist, das lenkt natürlich ab. Einmal hat er auch einen recht normalen Magenkranken gespielt, einen Kopfgeldjäger in einem ganz lustigen Film, das wollte sich aber niemand anschauen, weil es nicht so tragisch war und weil sich Robert nicht richtig verkleidet hatte.

Der Robert sagt, all diese Leute, die er da nachmacht, haben mit ihm selber gar nichts zu tun. Aber mal ehrlich: Wenn man über dreißig Jahre so unterwegs ist, mit wechselnden Mützen und Körperhaltungen und alles, dann färbt das doch ab. Da weiß man ja gar nicht mehr, wie man normal so ist. Trotzdem gibt es den Robert auch in echt, nicht so wie Jesus, Goofy oder Michael Jackson, obwohl er genauso berühmt und viel wichtiger ist. Dann warten die Leute zum Beispiel in großen Versammlungen auf ihn, weil sie ihm einen Preis geben wollen. Beim Warten werden sie ganz nervös, weil sie nie wissen, ob er wirklich kommt. Letztes Jahr wär er mal beinah wo nicht hingekommen, weil sie ihn verhaftet haben. Wenn Robert dann da ist, ist er sehr nett und tut ein bißchen so, als ob er das alles gar nicht gemacht hätte, das Verkleiden und die Filme.

Aber die Warze straft ihn Lügen. Er war's doch. Deswegen kriegt er den Preis. Das heißt, wenn ihn der Preisverleiher erkennt.

Richard Oehmann

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