Wir haben Dich gleich erkannt, Robert. Jaja, alles klar,
Du bist es gar nicht, sondern Du hast Dich verkleidet. Keine
Angst, wir sagen nix weiter. Tolle Perrücke, super Schnurrbart,
Du hast sogar ein bißchen zugenommen. Aber unter uns: Die
Warze ist unübersehbar.
Der Robert kann sich nämlich ganz wahnsinnig verändern, er
ist ein Schauspieler, nicht so einer wie Harrison Ford oder
Sylvester Stallone, Männer, die tun, was sie tun müssen. Der
Robert ist anders. Einmal hat er im Kino einen Boxer gespielt
und sich extra einen Riesenranzen angefressen, ein anderes
Mal hatte er sogar eine Glatze, obwohl sein Haar normal ganz
dicht und schwarz ist. Ne Glatze hatte Stallone noch nie.
Und Harrison Ford kann nur diese Magenkrankheits-Miene, die
der Robert besser drauf hat und zwar in zehn verschiedenen
Variationen, von der Kolik/Studienrat bis zur Gastritis/Arbeitsloser.
Oft spielt er Typen, die nicht merken, daß sie was falsch
machen. Das ist dann meistens tragisch, manchmal auch unheimlich
blöd von ihnen. Am liebsten bringt Robert die Nummer mit dem
Gangster, der so starrt, gemeine, italienische Bewegungen
macht und Gefahr ausstrahlt. Sowas kann der Robert endlos
spielen, er braucht nur einen anderen, kleineren, der dazwischenredet,
nach der Art: "Hör zu, Jimmy, es ist nicht so", aber da hat
er sich geschnitten. Manchmal redet der Robert auch mit Frauen,
die sagen dann: "Hör zu, Jimmy es ist nicht so", aber er hackt
ihnen immer ganz eifersüchtig das Wort ab. Die Frauen müssen
dann weinen, weil ihnen klar wird, es hat keinen Zweck. Robert
hört sie nicht. Vielleicht, weil er so wahnsinnig maskiert
ist, das lenkt natürlich ab. Einmal hat er auch einen recht
normalen Magenkranken gespielt, einen Kopfgeldjäger in einem
ganz lustigen Film, das wollte sich aber niemand anschauen,
weil es nicht so tragisch war und weil sich Robert nicht richtig
verkleidet hatte.
Der Robert sagt, all diese Leute, die er da nachmacht, haben
mit ihm selber gar nichts zu tun. Aber mal ehrlich: Wenn man
über dreißig Jahre so unterwegs ist, mit wechselnden Mützen
und Körperhaltungen und alles, dann färbt das doch ab. Da
weiß man ja gar nicht mehr, wie man normal so ist. Trotzdem
gibt es den Robert auch in echt, nicht so wie Jesus, Goofy
oder Michael Jackson, obwohl er genauso berühmt und viel wichtiger
ist. Dann warten die Leute zum Beispiel in großen Versammlungen
auf ihn, weil sie ihm einen Preis geben wollen. Beim Warten
werden sie ganz nervös, weil sie nie wissen, ob er wirklich
kommt. Letztes Jahr wär er mal beinah wo nicht hingekommen,
weil sie ihn verhaftet haben. Wenn Robert dann da ist, ist
er sehr nett und tut ein bißchen so, als ob er das alles gar
nicht gemacht hätte, das Verkleiden und die Filme.
Aber die Warze straft ihn Lügen. Er war's doch. Deswegen
kriegt er den Preis. Das heißt, wenn ihn der Preisverleiher
erkennt.
Richard Oehmann
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