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Filmfest München 2002 04.07.2002
 
 
 
 

Der Sohn der Braut (El Hijo de la Novia)
Argentinien/Spanien 2001 - Juan José Campanella

   
 
 
 
 

"Das ist so ähnlich wie Fred Astaire beim Tanzen zuzusehen", sagt Rafael angesichts seiner glücklich verheirateten Eltern. "Es sieht ganz einfach aus." Er selbst hingegen hat den Dreh mit der Liebe, dem Leben und dem Glück noch nicht so ganz raus: Wie ein Hamster im Laufrad rotiert der Restaurantbesitzer im Rennen um unbezahlte Rechnungen, missratene Tiramisu und verspätete Weinlieferungen. In seinem Herzen ist er noch immer Zorro, der Held seiner Kindheit, der mit wehendem Mantel und wirbelndem Degen für Recht und Ordnung sorgt. Doch dann bringt ein Herzinfarkt den 42jährigen abrupt zum Stillstand und ist Anlass, sein Leben zu überdenken.

Der Eröffnungsfilm dieses Festivals ist ein echter Glücksgriff mit all dem Charme einer guten spanischen Produktionen: Hinreißend intelligente Dialoge jenseits allen künstlichen Parlierens. Eine Gefühlstiefe, die niemals kitschig wirkt, weil sie so nah am Lachen gebaut ist. Und Figuren, die so lebendig sind, dass man am nächsten Tag zum Telefon greifen möchte, um mit ihnen ein bisschen über Gott und die Welt zu plaudern.

Da ist Rafaels Vater, der nach 40 Ehejahren noch immer über beide Ohren verliebt ist in seine an Alzheimer erkrankte Frau. Und der es sich in den Kopf gesetzt hat, sie ein zweites mal zu heiraten - diesmal in der Kirche. Die Tochter, die unbekümmert ihre Zahnspange neben dem Tellerrand parkt, Gedichte schreibt und sich von den Scharmützeln der geschiedenen Eltern nicht unterkriegen lässt. Da ist der Schulfreund, der plötzlich aus der Versenkung auftaucht und durch den Mut besticht, angesichts persönlicher Schicksalsschläge auf Bitterkeit zu verzichten. Und natürlich Rafael selbst, der seine Freunde gern durch makabere Späße schockt und dessen größte Gabe es ist, die eigenen Fehler zu erkennen. Immerhin der erste Schritt zur Besserung, wie er selbst sagt, obwohl er zugibt, nicht sicher zu sein, wie weit man damit kommt.

Rafaels Entschluss, sein Leben komplett umzukrempeln, erweist sich nicht als erhoffte Lösung des Dilemmas. Denn nicht sein Leben ist das Problem, sondern Rafaels Einstellung dazu. Im Grunde, so zeigt sich, kommt es gar nicht so sehr darauf an, welchen Weg man einschlägt. Wichtig ist nur, dass es der eigene ist. Und dann kann es sogar sein, dass sich äußerlich nicht viel verändert hat. Doch von Innen fühlt es sich komplett anders an. Und das ist es, was wirklich zählt. Capito Companero?

Nani Fux

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