"Das ist so ähnlich wie Fred Astaire beim Tanzen
zuzusehen", sagt Rafael angesichts seiner glücklich
verheirateten Eltern. "Es sieht ganz einfach aus."
Er selbst hingegen hat den Dreh mit der Liebe, dem Leben und
dem Glück noch nicht so ganz raus: Wie ein Hamster im
Laufrad rotiert der Restaurantbesitzer im Rennen um unbezahlte
Rechnungen, missratene Tiramisu und verspätete Weinlieferungen.
In seinem Herzen ist er noch immer Zorro, der Held seiner
Kindheit, der mit wehendem Mantel und wirbelndem Degen für
Recht und Ordnung sorgt. Doch dann bringt ein Herzinfarkt
den 42jährigen abrupt zum Stillstand und ist Anlass,
sein Leben zu überdenken.
Der Eröffnungsfilm dieses Festivals ist ein echter Glücksgriff
mit all dem Charme einer guten spanischen Produktionen: Hinreißend
intelligente Dialoge jenseits allen künstlichen Parlierens.
Eine Gefühlstiefe, die niemals kitschig wirkt, weil sie
so nah am Lachen gebaut ist. Und Figuren, die so lebendig
sind, dass man am nächsten Tag zum Telefon greifen möchte,
um mit ihnen ein bisschen über Gott und die Welt zu plaudern.
Da ist Rafaels Vater, der nach 40 Ehejahren noch immer über
beide Ohren verliebt ist in seine an Alzheimer erkrankte Frau.
Und der es sich in den Kopf gesetzt hat, sie ein zweites mal
zu heiraten - diesmal in der Kirche. Die Tochter, die unbekümmert
ihre Zahnspange neben dem Tellerrand parkt, Gedichte schreibt
und sich von den Scharmützeln der geschiedenen Eltern
nicht unterkriegen lässt. Da ist der Schulfreund, der
plötzlich aus der Versenkung auftaucht und durch den
Mut besticht, angesichts persönlicher Schicksalsschläge
auf Bitterkeit zu verzichten. Und natürlich Rafael selbst,
der seine Freunde gern durch makabere Späße schockt
und dessen größte Gabe es ist, die eigenen Fehler
zu erkennen. Immerhin der erste Schritt zur Besserung, wie
er selbst sagt, obwohl er zugibt, nicht sicher zu sein, wie
weit man damit kommt.
Rafaels Entschluss, sein Leben komplett umzukrempeln, erweist
sich nicht als erhoffte Lösung des Dilemmas. Denn nicht
sein Leben ist das Problem, sondern Rafaels Einstellung dazu.
Im Grunde, so zeigt sich, kommt es gar nicht so sehr darauf
an, welchen Weg man einschlägt. Wichtig ist nur, dass
es der eigene ist. Und dann kann es sogar sein, dass sich
äußerlich nicht viel verändert hat. Doch von
Innen fühlt es sich komplett anders an. Und das ist es,
was wirklich zählt. Capito Companero?
Nani Fux
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