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THE ADVENTURES OF IRON PUSSY *
(HUA JAI TOR RA NONG, Thailand 2003
Regie: Apichatpong Weerasethakul, Michael Shaowanasai)
Ich habe es geahnt, bei dem Titel: Oweh, das wird geplanter
Trash! Und guten Trash kann man nunmal einfach nicht planen.
Rein bin ich dann trotzdem, weil einen Film mit so einem Titel
kann man auch schlecht auslassen...
Und es war geplanter Trash der schlimmsten Sorte: Solcher,
der glaubt, die bloße Behauptung parodistischer Absicht
mache schon die Parodie - der dann aber nach einer Viertelstunde
weitgehend auf's Pointensetzen vergisst und nur ein besonders
uninspiriertes Durchnudeln bietet des allerüblichsten
Plot-Skeletts und Nummern-Repertoires des auf's Korn genommenen
Genres.
Für eine vorgebliche Komödie mit Musical-Allüren
besonders verheerend: Für Timing und Rhythmus - die Basis
jeder Komik und Musik - fehlte jeder Ansatz von Gefühl.
Und Co-Regiesseur Michael Shaowanasai zeigte sich völlig
charismafrei als Titel-Transe.
Damit's aber dann richtig weh tut, war alles auch noch auf
niedrigst-auflösendem Video gedreht, das auf der großen
Leinwand die Pixeligkeit eines schlechten Internet-Videostreams
entfaltete. (Und weil Hauptregisseur Apichatpong Weerasethakul
sonst Filmkunst mit großem "K" bei der Kunst
macht, war das wahrscheinlich ein bewusstes Einklinken in
die ästhetischen Traditionen authentischer thailändischer
Direct-to-Video-Exploitationfilme, yuppeih und blah bluh blup...
Aber davon wurde es genauso wenig ansehlicher, wie meine Scheiße
rosiger duften wird, wenn ich morgen früh mein Häuflein
als Hommage an den Wiener Aktionismus, oder so, kacken werde.)
Zum Glück kann man in Filme mit solchen Titel nicht nur
reingehen, sondern auch vorzeitig wieder raus, und das habe
ich dann nach einer Stunde auch getan.
BEFORE SUNSET
(USA 2003, Regie: Richard Linklater)
Wenn Sie den Eintrag zu MONSTER schon gelesen haben,
werden Sie jetzt denken: Dem hat er vorgeworfen, ein Hörspiel
mit Bilduntermalung zu sein. Was wird er jetzt hier erst sagen!?
Ich sage: Einer der Höhepunkte des Wettbewerbs.
Pardauz, wie das nun? Wo hier doch erst recht nichts anderes
zu erleben ist als zwei Menschen, die 80 Minuten miteinander
reden, während sie durch Paris ziehen?
Nun: Es ist ein Film genau über zwei Menschen, die 80
Minuten redende durch Paris spazieren, und das ist er konsequent
und ohne irgendwelche anderen Allüren. (Wohingegen MONSTER
ein Film über das komplette Leben einer Serienmörderin
sein will, und man da dann doch gerne mal was gezeigt bekommen
würde anstatt immer nur gesagt...)
Eigentlich ist das Ganze sogar mehr ein Monolog - man bekommt
des öfteren das Gefühl, dass hier schlicht Richard
Linklater den neuesten Stand seiner Gedanken zum Leben, der
Liebe und der Welt nieder- und ihn nur der Dramaturgie willen
zwei Charakteren in den Mund gelegt hat. Die Figuren (gespielt
von Ethan Hawke und Julie Delpy) scheinen ihn nicht auf einer
tieferen Ebene interessiert zu haben.
Aber all das ist okay, weil es auf sehr ehrliche Weise von
ziemlich wichtigen Dingen redet - hauptsächlich von der
Verabschiedung all der romantischen Ideale, die BEFORE SUNRISE
noch als echte Möglichkeit dachte. Der Film bringt so
ziemlich alles aufs Tablett, was einen als Anfang- bis Mitt-Dreißiger
so beschäftigt. (Und hat damit nicht zuletzt den schmerzhaften
Vorzug, einem vor Augen zu führen, wie sehr generationsverhaftet,
wie schrecklich unoriginell man in seinen Seelennöten
und seinen Ansichten doch ist).
Zweifelsohne hätte man das auch in einem Essay machen
können, aber da ist es dann eben doch viel schöner
und unterhaltsamer, es von Hawke und Delpy vorgesprochen zu
bekommen, zumal ja doch auch einiger Witz mit ins Spiel kommt
und BEFORE SUNSET die Dialoge nur ganz selten in reines Dozieren
abgleiten lässt.
Und in welchem Essay würde man schon am Ende Julie Delpy
einen Walzer auf der Gitarre spielen und dazu singen hören?
CANTANDO DIETRO I PARAVENTI
(I 2003, Regie: Ermanno Olmi)
(siehe auch Spencer, Bud)
Man muss einen Film einfach bewundern, dem es gelingt, mediale
Selbstreflexivität, poetischen Lyrizismus, Chinaoper, Piratenfilm,
Märchen, Bud Spencer und eine winzige Softporno-Prise unter
einen Hut zu bekommen. Nicht auszudenken, was da unter Verzicht
auf mediale Selbstreflexivität und poetischen Lyrizismus
noch alles drin gewesen wäre...
Aber im Ernst: Auch wenn Bud Spencer - der sich schon rein physiognomisch
hervorragend eignet für die Rolle eines Seefahrer-Kapitäns
(und zwar hier eines Admirals der Flotte von Andorra, ha ha...)
- in diesem Film kein einziges Mal zuhauen darf, so ist es trotzdem
einer der schöneren Streifen, in denen er auftreten durfte.
Ermanno Olmi trifft tatsächlich einen sinnlich-fabelartigen
Ton, schafft eine stimmige Kunstwelt, die sehr schnell all die
anfängliche intellektuelle Befrachtung und Brechung vergessen
lässt. Das Ding ist schlicht und einfach gesagt schön
- weil es seine märchenhaften Elemente in einem Erzählrhythmus
vereint, der einem auf einer angenehmen Woge mitträgt,
er Mut zur Fülle hat, ohne in die Opulenz abzurutschen.
(Was jetzt aber nicht heißen soll, dass VIER FÄUSTE
FüR EIN HALLELUJAH nicht ein deutlich wichtigerer Film
wäre als dieser...)
COUNTRY OF MY SKULL *
(GB 2003, Regie: John Boorman)
Ein äußerst frustrierender Film. Schon gleich mal,
weil er von John Boorman ist, von dem man doch nun wirklich
Gelungeneres gewohnt ist (DELIVERANCE hat er gemacht, POINT
BLANK und EXCALIBUR, oder den durchgeknallten ZARDOZ - und bevor
jetzt jemand sagt: Gut, aber das ist alles lange her, der Mann
zeigt Altersschwäche, erinnern wir an den wundervollen
THE TAILOR OF PANAMA vor erst zwei Jahren).
Und nun also das hier, wo noch während des Laufschrift-Vorgeplänkels
schon alle inneren Alarmglocken losklingeln und man bereits
da ahnt, dass das alles furchtbar schief gehen wird: Es wird
kurz erklärt, wer, wie, wo, was, wann, warum die "Truth
and Reconciliation"-Anhörungen nach Ende des Apartheid-Regimes
in Südafrika waren, um die es in diesem Film geht, und
dann heißt es über die Zeugenaussagen - "Some
of their testimony has been faithfully reenacted in this film"
(oder "recreated", da bin ich nicht mehr ganz sicher,
aber es kommt so oder so auf's selbe drauf raus). Und da weiß
man schon: "Öha, das ist einer DIESER Filme. Die glauben,
man könne mit der Ästhetik des Mainstream-Erzählkinos
daherkommen, irgendwas nachspielen - 'faithfully' ! - und wäre
dann dran an irgendeiner Wahrheit."
Was natürlich gründlich schiefgehen MUSS, weil das
einzige, was dabei rauskommen kann, stets nur die Bedienung
gewisser Emotions-Mechanismen ist, und sonst nix. (Schon, und
das ist nur ein Punkt unter unzähligen, weil diese Ästhetik
nicht dazu gemacht ist, Gesellschaftliches und Politisches allgemein
und komplex darzustellen - sie kann darüber höchstens
jemand dozieren lassen, und das auch nur kurz - sondern sich
prinzipiell immer am Individuellen aufhängen muss.) Und
tatsächlich wird COUNTRY OF MY SKULL dann stellenweise
derart schamlos zu Mitleids-Pornographie der übelsten Sorte
- wenn er die Kamera beispielsweise gleich beim Auftritt der
ersten Zeugin dieser beim Zusammenbruch am Ende ihrer Aussage
geradezu ins tränenüberströmte Gesicht rammt,
damit wir auch ja schön nah an ihrem Leiden dran sind -
dass man ihn sauber durchwatschen möchte.
Freilich ist dann auch alles viel zu einfach - gerade auch da,
wo uns der Film sagen möchte, dass alles so einfach nicht
ist - und von einer arg aufdringlichen Konstruiertheit. (Schwarzer
amerikanischer Journalist (Samuel Jackson) trifft weiße
südafrikanische Journalistin/Poetin (Juliette Binoche)
bei den Anhörungen - alles Vorhersehbare folgt...) Die
aber schon wieder ihren Reiz hat, weil sie in gewisser (und
garantiert unbewusster) Weise genau die totale Konstruiertheit
des Systems der strikten Rassentrennung widerspiegelt.
Das alles würde den Film erstmal nur ärgerlich machen
- so wahnsinnig frustierend wird er dadurch, dass er sich dann
doch nicht so simpel verdammen und vom Tisch wischen läßt.
Nicht nur, weil seine Absichten ja so offensichtlich gut sind
(das wäre kein Hindernis - das Gegenteil von "gut"
ist bekanntlich "gut gemeint"). Sondern weil Boorman
und seine Schauspieler eben doch keine kompletten Stümper
sind, und es zwischendurch immer wieder Momente von Größe
gibt; weil der Film sich derart viel auflädt (Rassismus
im allgemeinen und speziellen, in Südafrika und USA, Wurzelsuche,
zwei Familiengeschichten, ein bis drei Love-Storys, das banale
Gesicht des Bösen, die Macht der Vergebung (siehe auch
Trends), die Wichtigkeit des Erzählens - und das
bei nur 100 Minuten Laufzeit!), dass er es nicht mehr alles
unter Kontrolle halten kann. Und da wird es dann wieder spannend,
denn totale Kontrolle ist ja eben das Ziel klassischer Erzählkino-Ästhetik
- und wo die wegbröckelt, schleicht sich durch die Ritzen
manchmal doch noch Leben und Wahrheit ein.
D.E.B.S. *
(USA 2003, Regie: Angela Robinson)
In deutlich abgemilderter Form gilt hier so ziemlich alles,
was auch zu THE ADVENTURES OF IRON PUSSY zu sagen war:
Eine Parodie, die nach 20 Minuten das Parodieren weitgehend
vergisst. (Hier um eine Highschoolmädchen-Superagenten-Truppe
in Ausbildung, deren eines Mitglied ihre Liebe zum eigenen Geschlecht
ausgerechnet bei der von ihnen gejagten Superschurkin entdeckt.)
Auf Video gedreht - hier zwar auf dem neuesten HiDef-Standard,
aber Gesichter sehen auch damit nach wie vor arg flach und unnatürlich
aus. Und es tut alles so flippig und independent, gebiert dann
aber nach langem Kreißen ein zuckriges Plädoyer für
die Liebe, dessen sich manch vermeintlicher Hollywood-Mainstream
schämen tät. Merke: Auch lesbischer naiver Beziehungs-Quack
ist erstmal naiver Beziehungs-Quack.
Wenigstens hat's im Vergleich zu IRON PUSSY merklich mehr Sinn
für Timing - und einer über alle Maßen schnuckligen
Bösewichtin...
FAN CHAN *
(Thailand 2003, Regie: Komgrit Threewimol, Songyos Sugamakanan,
Nithiwat Tharatorn, Vijja Kojew, Vithaya Thongyuyong, Adisorn
Tresirikasem)
Da geht man, es ist der erste Tag des Festivals, in so eine
thailändische Kinder-und-Liebes-Komödie von einem
sechsköpfigen Regiekollektiv, freut sich, mal auch aus
so einem Land - das, wie alle nicht-westlichen Länder,
bei westlichen Festivals und Kinogängern, sonst gefälligst
für engagierte Sozialdramen und/oder Kunstfilm mit "ganz
eigener" Ästhetik (also tendenziell Hochniveau-Folklore
für Kino-Bildungsbürger) zuständig zu sein hat
- freut sich also, aus solch einem Land mal was eher Ungewohntes
zu sehen: Nämlich totalen Mainstream, ganz nach hiesigem
Zuschnitt. Absolut das Äquivalent zu all den '80er-Jahre-Nostalgie-Streifen,
die auch hierzulande jüngst so reüssierten - mit dem
interessanten Nebeneffekt, dass man in diesem Fall aber nur
per Indizienbeweis darauf schließen kann, was denn nun
von Dekor, Kostümen, Frisuren, Musik bei einem Thailänder
den entsprechenden wohlig-belustigten Nostalgie-Flash auslösen
dürfte.
Man ergötzt sich also an all den Kleinigkeiten, die man
hier möglicherweise über Thailand erfahren kann (ohne
je ganz sicher zu sein, was Karrikatur ist und was mit Authentizitäts-Anspruch
nachgestelltes Flair) - z.B. was in Thailand in den Charts war,
als unsereins Nena hörte.
Man hat Spass an den supermunteren Kinderdarstellern, lächelt
über die netten Gags, ist entzückt über eine
sehr gelungene kleine, parodistische Martial Arts-Film-Einlage
(mit eben jenen munteren Kindern als Krieger und Kampfmönche).
Und denkt sich aber nichts weiter dabei, weil: Die großen
filmischen Ereignisse kommen ja alle noch. Meint man. Und dann
bleibt's, was aktuelle Produktionen angeht (klar, in der Retro
reihte sich nur so ein Meisterwerk ans andere), einer der Höhepunkte
des Festivals. Tja, so kann's gehen...
FINAL CUT *
(USA 2003, Regie: Omar Naïr)
Film ist ausgelagertes Gedächtnis. Erst der Schnitt,
das Weglassen, macht die Geschichte. Subjektive Erinnerung
und objektive Vergangenheit sind sehr unterschiedliche Dinge.
Ja, ja...
Autor/Regisseur Omar Naïr hat zweifelsohne brav alle
einschlägige Theorie gelesen zu diesen und dergleichen
Dingen, und er schaut bestimmt auch viel schöne europäische
Filmkunst. Sonst würden die Schneideplätze in seinem
Film nicht "Guillotine" heißen und wichtige
Treffen in Vorhallen von Film-Festivals über "Russische
Situationisten" - falls ich hier falsch erinnere (aha!
- siehe oben!), war es zumindest etwas Ähnliches... -
stattfinden.
FINAL CUT ist Science Fiction à la Tarkowskij - die
"Zukunft" dient dazu, einen artifiziellen Raum schaffen
zu können, in dem gewisse mehr oder minder abstrakte
Themen ideal durchgeführt werden können: Menschen
können ein Chip-Implantat bekommen, das ihr komplettes
Leben aus der Subjektiven "mitfilmt", und nach ihrem
Tod wird daraus von Cuttern wie dem von Robin Williams gespielten
Protagonisten ein offizieller, selbstverständlich schönfärberischer
Erinnerungs-Clip für die Hinterbliebenen gebastelt.
Nur hat FINAL CUT das Problem, dass unübersehbar seine
Überzeugung von der eigenen mächtigen Bedeutsamkeit
schon lang vor jeder tatsächlichen Bedeutung da war:
FINAL CUT trägt damit schwanger wie eine Walkuh im letzten
Monat; Rhythmus, Duktus, Farben - alles schreit nur so hinaus
die Behauptung vom großen, vom großen, vom übergroßen
Gewicht dieses Werks. Das darunter prompt zusammenknickt,
bevor es überhaupt einen vernünftigen Schritt nach
vorne getan hätte.
Wo bei Tarkowskij der schwersinnig Gestus nur die Haut auf
dem tatsächlich gehaltvollen Pudding ist, ist Naïr
ein Soufflée-Bäcker, der unter der Kruste der
Prätention nicht viel mehr bietet als heiße Luft:
Wie meistens, wenn ein Künstler vorher schon genau bis
ins Detial zu wissen scheint, was er mit einem Werk der Welt
alles Hochwichtiges mitzuteilen habe, bekommt das Material
keine Chance mehr, selbst eine Dichte und eigene Aussagekraft
zu entwickeln - und die drei, vier geplanten "Aussagen"
sind dann zu wenig tragfähig und komplex. Zumal sie,
ohnehin schon von solch rührendem Kleinkaliber wie "Auch
die vermeintlich objektive Erinnerung des Films ist manipulierbar",
in FINAL CUT an einer naiven Trauma-Bewältigungs-Story
aufgehängt ist, die jedem Heftchenroman zur Ehre gereichte.
Und zur Krönung: Robin Williams hatte schon immer den
Hang zur Masche. Erst war er der exzessiv Pointen versprühende
Hyper-Kasperl, dann bewies er vermeintlich Oscar-würdiges
Schauspieltalent dadurch, dass er in jedem Film einmal bitterlich,
aber versöhnlich weinte, und jetzt gibt er offenbar bevorzugt
murmelnd den Verdrucksten mit geheimer Seelenpein. Gute Regisseure
konnten jedem dieser Modi etwas abgewinnen, wenn sie sie nicht
zum abgespulten Selbstzweck werden ließen. Aber wo Mark
Romano die neueste Stil-Inkarnation Williams' in ONE HOUR
PHOTO höchst fruchtbar nutzt, findet man bei Naïr
auch hier nur Fassade ohne viel Substanz dahinter.
Fonda, Peter *
Vergesst Ozzy Osbourne: Man kann offenbar ziemlich lange ziemlich
viel mitnehmen von dem, was sich so an sex & drugs &
rock'n'roll bietet und dann im Alter erst recht fit und gut
drauf sein.
Peter Fonda ist gekommen, in der Retro sein Regiedebut
THE HIRED HAND von 1971 zu präsentieren, und er redet,
als könnte das Reden morgen verboten werden, läßt
fröhlich einen Anekdotenfluss losrauschen (noch heute
scheint er einfach nicht und nicht darüber hinwegzukommen,
dass sein Kameramann Vilmos Zsigmond - den er von Laszlo Kovacs
als dessen "Mentor" empfohlen bekommen hatte und
folglich für einen erfahrenen Meister hielt - sich während
der Dreharbeiten ebenfalls als Debutant herausstellte; Fonda
erzählt das ungefähr fünfmal in 15 Minuten,
in den unterschiedlichsten Zusammenhängen und Varianten),
er lacht selbst am schnellsten und meisten über seine
Witze - und sagt allen Ernstes als wohl einer der letzten
Menschen auf diesem Planeten noch heute "far out!",
als wären die '70er nie zu Ende gegangen. Und so, wie
er aussieht, und wie er sich gibt, hat er es wohl wirklich
geschafft, sie in einer unsichtbaren Glasglocke um sich herum
bis ins hier und heute zu retten.
HARD LUCK HERO *
(JAP 2003, Regie: Sabu)
Sabu hat ja eigentlich die Angewohnheit, jeden seiner Filme
(z.B. MONDAY, THE BLESSING BELL) als Meisterwerk zu titulieren
- und das unverschämterweise gewöhnlich völlig
zu Recht. HARD LUCK HERO aber reiht sich in die Berlinale-2004-Liste
ein der mehr oder minder amüsanten Nebenwerke großer
asiatischer Regie-Helden. (Siehe auch RUNNING ON KARMA
und ONE MISSED CALL.)
Sechs Männer, nach einem Boxkampf, der nicht so ausging
wie insgeheim ausgemacht, verwickelt in diverse sich kreuzende
und schneidende Verfolgungsjagden, und das in unter 80 Minuten
- das klingt nach jeder Menge Tempo. Genau das aber hat der
Film kaum, und auch der ruhige Rhythmus, den er fährt (was
ja an sich legitim wäre), holpert doch stellenweise recht,
was man von Sabu überhaupt nicht gewohnt ist.
Erklärt sich aber schnell: Die sechs Männer sind im
wahren Leben die Mitglieder einer japanischen Band, die Sabu
ursprünglich gebeten hatte, bei einem Videoclip Regie zu
führen. Sowas macht er aber nicht, und deshalb einigte
man sich auf diesen semilangen Film, der in Nippon auch nur
auf DVD erscheint, mit den Fans der Band als Haupt-Zielgruppe.
Und dafür ist HARD LUCK HERO dann doch wieder ziemlich
cool gelungen, und das wunderbare Ende, das (fast) jedem der
sechs seinen persönlichen Traum wahr werden läßt,
ist allemal Sabus gewohnten, hohen Standards würdig.
INFERNAL AFFAIRS II *
(WU JIAN DAO II, HK 2003, Regie: Andrew Lau, Alan Mak)
Andrew Lau taugt wenig für dogmatische Vertreter der Auteur-Theorie.
Die meiste Zeit filmt er - ungeheuer fleißig, wie sich
das in Hong Kong gehört - munter und routiniert vor sich
hin, liefert kompetente, meist durchaus charmante Standard-Ware
in allen sich bietenden Genres. Und drängt sich aber nicht
gerade auf als Stoff für Retrospektiven und Monografien.
Nur ab und zu - wie um zu beweisen, dass er das schon kann,
wenn er will - haut er dann wieder ein Teil raus wie STORMRIDERS
oder eben INFERNAL AFFAIRS II (hier unterstützt von Alan
Mak), wo einem die Augen schlackern. Nun war ja INFERNAL AFFAIRS,
der erste, auch schon nicht von schlechten Eltern, aber eben
doch nicht so spektakulär, wie er bei seiner Schauspieler-Spitzenpaarung
Andy Lau und Tony Leung hätte erwarten lassen.
Die Fortsetzung - die ein Prequel ist - hat da gleich die Nase
vorn, denn ihre Stars sind Anthony Wong, Eric Tsang (im ersten
Teil schon in Nebenrollen zu sehen) und Francis Ng. Also weniger
die Superstar-Fraktion als die crème de la crème
des Charakterfachs - und ich muss gestehen: Da fahr ich sowieso
viel mehr drauf ab. Anthony Wong entwickelt sich immer mehr
zum Al Pacino Hong Kongs, und spätestens seit METADE FUMACA
gehört Eric Tsang in die Welt-Top-Ten-Schauspielerlsite
eines jeden vernünftigen Menschen.
Dann aber ist INFERNAL AFFAIRS II ein Gangsterepos, das den
im Berlinale-Vorfeld gern gezogenen Vergleich zu THE GODFATHER
nicht nur tatsächlich offensichtlich bewusst sucht, sondern
ihn auf seine eigene Weise auch keineswegs zu scheuen braucht.
Es ist ein bisserl schwer, in Worte zu fassen, was diesen Film
so großartig macht - vielleicht sogar zum besten (außerhalb
der Retro) des gesamten Festivals - denn freilich hat
das schon auch was mit handfest zu beschreibenden inhaltlichen
Sachen zu tun, mit seiner komplex gewobenen Geschichte und all
dem tragischen Verrat in ihr. Aber was ihn letztlich wirklich
so in den Olymp hebt, das ist die unglaubliche Eleganz, mit
der er das alles serviert, ist die wie selbstverständlich
fließende, süffige Kunstfertigkeit, mit der er auch
die vertracktesten Knoten schürzt und löst. Da liegt
vielleicht auch, viel mehr noch als im Inhaltlichen, die recht
eigentliche Parallelle zu Coppolas GODFATHER: Dass die Inszenierung
eine atemberaubende Stimmigkeit und Genauigkeit in jeder Szene
erreicht, Kamera und Schnitt stets genau wissen, wie sie den
Kern der Angelegenheit freilegen können, ohne dass sich
dies je aufgesetzt oder angestrengt in den Vordergrund drängelte.
Und da hat womöglich grade ein Teilzeit-Genie wie Andrew
Lau am ehesten das Rüstzeug dazu, sich mit den Großmeistern
zu messen, weil sein enormes Pensum an Filmemacher-Arbeit eine
Selbstverständlichkeit des Handwerks mit sich bringt, einen
zwanglos abrufbaren Erfahrungsschatz, ein filmerisches Repertoire,
das ohne großes Aufhebens zur Verfügung steht und
die Konzentration auf das Besondere zulässt.
INFERNAL AFFAIRS II wirkt dann auch (das klingt jetzt erstmal
absurd, aber ich werde gleich versuchen, es klarer zu machen),
mit seinem epischen Ansatz bei nur rund 120 Minuten Dauer, wie
ein 3-Stunden-Film, der wie zwei Stunden wirkt. Will sagen:
Die Fülle, der Atem sind die eines viel umfangreicheren
Werks, die Kurzweiligkeit hingegen ist die eines deutlich knapperen.
Genau die unangestrengte Eleganz schien mir dann bei INFERNAL
AFFAIRS III zu fehlen - aber das war ziemlich sicher viel
mehr meine Schuld als die des Films. Denn der - das ist sein
gutes Recht als direkte Fortsetzung - setzt einfach voraus,
dass man den ersten INFERNAL AFFAIRS noch gut im Gedächtnis
hat. Und nun bin ich ja schon froh, wenn ich Plots - da sie
das sind, was mich an Filmen wie Büchern nun wirklich am
ALLERwenigsten interessiert - wenigstens so weit präsent
habe, wie es WÄHREND des Anschauen eines Films zu dessen
Verständnis notwendig ist. Danach habe ich sie meist, bis
auf's Rudimentärste, binnen Stundenfrist aus dem Gedächtnis
getilgt - zumal, wenn sie so verschachtelt sind wie die doppelte
Doppelagenten-Nummer von INFERNAL AFFAIRS. Und nun sitze ich
freilich, ein JAHR, nachdem ich INFERNAL AFFAIRS gesehen habe,
in INFERNAL AFFAIRS III, bringe im Gedächtnis alles, was
ich vom ersten Teil noch zu wissen glaubte, heillos durcheinander,
und finde (immerhin bei weitem nicht als Einziger) alles, was
dort auf der Leinwand passiert, furchtbar verwirrend und eben
von einer sehr angestrengten, anstrengenden Komplexität.
Ich plädiere deshalb auf Triple Feature - und gelobe, dann
mein Bestes zu geben, um den Plot des ersten INFERNAL AFFAIRS
ausnahmsweise wenigstens all die Stunden bis zum Ende des dritten
Teils im Gedächtnis zu behalten.
Keaton, Diane *
Es ziehen sich offenbar doch nicht die Gegensätze an, sondern
gleich und gleich gesellt sich gern. Denn die Vorstellung, die
Diane Keaton bei der Pressekonferenz zu SOMETHING'S GOTTA GIVE
abliefert, ist an Neurosenhaftigkeit absolut eines Woody Allen
würdig - nur weniger lustig und selbstironisch. Keaton
hat zum roten Kleid und den roten Lederhandschuhen auch gleich
ein Glas farblich passenden Weins mit auf's Podium gebracht,
und nach einer Weile drängt sich einem die beängstigende
Vorstellung auf, dass die beständigen Nipper an diesem
Glas möglicherweise ihr sehr eigenartiges Verhalten gar
nicht befördern, sondern es wenigstens ein bisschen dämpfen.
Keaton geht von Anfang an ohne Anlass auf Konfrontation, scheint
hinter jeder Frage, jeder unzulänglichen Wortwahl von des
Englischen nicht restlos mächtigen internationalen Journalisten
gleich böse Absicht zu vermuten, missversteht mehr, als
nötig wäre.
Um dann am Ende tatsächlich noch ein Bein über die
Schwelle zum veritablen Heulkrampf zu setzen. "I'm so tired,"
ruft sie entnervt, "and you are so many, and we up here
are so few, and this is all so weird, and the questions are
so weird". Und wenn da nicht Nicholson, Jack wäre,
sie in den Arm zu nehmen und die potentiell todpeinliche Situation
mit ein paar gekonnten, halbscherzenden Worten zu entschärfen,
dann fehlte wohl wirklich nicht viel zu einem Nervenzusammenbruch
auf offener Bühne, live, 3-D und in Farbe - vornehmlich
weinrot.
Kim, Ki-Duk
Man möge Abstand davon nehmen, ihm irgendeinen Preis zu
verleihen, bittet der koreanische Regisseur - einer unserer
persönlichen Favoriten - auf der Pressekonferenz zu seinem
mehr als preiswürdigen Wettbewerbsbeitrag SAMARIA. Er habe
noch bei keinem internationalen Wettbewerb einen Preis gewonnen,
und sein Ziel sei, dass das auch so bleibe. Weil mit Preisen
Filme ausgezeichnet würden, die irgendeinem Standard gehorchen.
Und er gerne weiterhin ganz unstandardisierte Filme machen will.
Recht hat er, der Mann. Und es ist zu befürchten/hoffen,
dass sein Wunsch dieses Jahr mal wieder in Erfüllung gehen
wird, auch wenn man bis dato (Stand Dienstag abends) im Wettbewerb
nichts annähernd Ebebenbürtiges gesehen hat zu SAMARIA.
Er muss nur - nachdem er jetzt schon zum dritten Mal im Berlinale-Wettbewerb
vertreten ist - aufpassen, dass er nicht den Award-Standard
"Regisseur, der schon oft hier war und eigentlich mal einen
Preis verdient hätte" erfüllt.
THE MACHINIST *
(Spanien 2003, Regie: Brad Anderson)
Tschuldigung, aber: Es reicht! Ich kann sie nicht mehr sehen,
diese Filme, die ziemlich sicher nur aufgrund des Erfolges von
THE SIXTH SENSE und MEMENTO grünes Licht für die Produktion
bekommen haben. Diese Puzzlespiele um ein großes Geheimnis,
dass der Protagonist mit sich trägt. Diese ach so cleveren
Konstruktions-Spielchen, die unlängst einen Höhe-(respektive
Tief-)punkt fanden in IDENTITY.
Jetzt ist THE MACHINIST unter dieser Art von Filmen gewiss noch
einer der löblichsten Vertreter. Anders als bei den meisten
von ihnen, verpufft mit der Auflösung am Ende nicht der
Rest des Films zum belanglosen Ratespiel. (Und verpufft umgekehrt
nicht die "Überraschung" am Ende zu einem Nichts,
wenn man sie vorzeitig ahnt.)
Einerseits, weil THE MACHINIST einem am Ende nicht die Wegerklärung
jedes vorangegangen Details so um die Ohren haut, dass kein
Raum mehr für eigene Entdeckungen bleibt. Der Film ist
cleverer als die meisten anderen seiner Gattungsgenossen, gerade
weil er weniger penetrant auf seiner Cleverness herumreitet:
Da sind viele raffinierte Kleinigkeiten durch den ganzen Film
verstreut, die ihre volle Bedeutung erst im Nachhinein entfalten,
wenn man, das Wissen der Auflösung im Kopf, sie noch einmal
im Gedächtnis Revue passieren läßt.
Andererseits hat THE MACHINIST über weite Strecken durchaus
eine atmosphärische Dichte, ein Eigenleben der Bilder,
die von Wohl und Wehen des Plots unabhängig bleiben.
Und dann ist da noch Hauptdarsteller Christian Bale, der sich
für die Rolle tatsächlich so heruntergehungert hat,
dass er an einen KZ-Insassen gemahnt. Das ist ein Spektakel
der Physis, das alle kopfige Konstruktion in den Hintergrund
drängt. Der Anblick von Bale als ausgemergeltem Haut-und-Knochen-Gerippe
durchbricht die Ebene von blossem Spiel, brennt heraus aus seiner
Einbettung in die Geschichte des Films. Das ist etwas ganz Eigenständiges
- im Positiven wie im Negativen: Es hat eine Dimension, die
den Rest des Films völlig übersteigt - aber es wird
eben vom Film auch nicht auf einer tieferen Ebene genutzt, es
bleibt für ihn letztlich nur ein Gimmick.
Es ist zu schade, dass Bale sich dieser Tortur unterzogen hat,
ohne dass THE MACHINIST es ihm adäquat entlohnen würde.
McDormand, Frances
Glücksmomente: Da steht man so nichtsahnend am Ticket-Counter
für Journalisten und studiert die Listen der bereits
ausgebuchten Filme, um zu wissen, ob sich der Versuch überhaupt
noch lohnt, sich um Karten zu bemühen für die Filme,
die man am nächsten Tag sehen möchte, oder ob man
sich nicht sowieso gleich dort mit seiner Akkreditierung anstellen
muss, um auf freie Restplätze zu. Hinter der Theke ist
eine arg auf gestresst tuende Dame grade dabei, ihre Siebensachen
zu packen und sich in die Pause zu verabschieden. Und dann
schwebt da plötzlich direkt neben mir so eine Frau ins,
zeigt der Pausenvorbereitenden brav ihre Berlinale-ID-Karte
am Halsbändel und meint: "Excuse me, I've got a
bit of an emergency here. I'm a member of the jury and I need
to find out where a screening's taking place." Ich stutze,
gucke, und JAAAA! She's not only a member of the jury, she's
the president, too: Es war die leibhaftige Frances McDormand!
Die Dame hinter der Theke schaut gar nicht näher hin,
tut nur noch mehr auf gestresst und meint: "I'm not even
here. You have to ask in the office."
Und - soviel zum Thema Starallüren - die wunderbare Frances
murrt nicht, sondern läßt sich original wegschicken,
ins Pressebüro eine Tür weiter. Ich freilich dezent
hinterher, nicht ohne der unanwesenden Ticketdame noch kurz
zu sagen: "Das war übrigens Frances McDormand",
was selbige Dame dann doch scheinbar etwas peinlich verdutzte,
und erlebe gerade noch, wie McDormand, offenbar nun mit der
nötigen Information versorgt, zu der Vorführung
lossaust, zu der sie anscheinend schon etwas knapp dran ist
- hinter sich zwei nette Menschen in der Berlinale Office
zurücklassend, die gerade dabei sind, ebenso wie ich
halb zusammenzubrechen vor Glück und Rührung. Weil
man der großartigen Frances für ein paar Sekunden
so nah sein durfte, und weil sie sich dann noch als einerseits
so herrlich verplant erwies (sie ist zu spät dran, und
sie weiß nicht, wo die Vorführung ist - ja, sie
ist eine von UNS!) und anderseits als so nett und süß,
und gar nicht überheblich im Umgang mit dem Fußvolk.
Wie man halt immer insgeheim gehofft hat, dass sie in echt
sein würde. Und da, meine Damen und Herren, zeigt sich
eben wahre Größe.
MONSTER
(USA 2003, Regie: Patty Jenkins)
Hat sich unerklärlicherweise zum Favoriten einer breiten
Kritiker-Front entwickelt, und mit Verlaub: ich kann es nicht
nachvollziehen. Bis auf die letzten fünf Minuten hat mich
Patty Jenkins' Debut sowas von kalt gelassen... Klar, Charlize
Theron macht ihre Arbeit sehr gut, auch wenn man eben dauernd
dahockt und denkt: "Wow, das ist Charlize Theron, die sich
ein paar Kilo angefressen, dunkle Kontaktlinsen und ein leicht
schiefes Gebiss eingesetzt und von Starfriseuren die Haare kunstvoll
auf billig toupieren lassen hat!" und ich den finsteren
Verdacht hege, dass der Film kaum jemanden interessiert hätte,
wenn diese Rolle von einer ebenso talentierten Schauspielerin
gegeben würde, die nur WIRKLICH so aussähe.
Das Problem ist das Handwerk der Regisseurin. "Film"
ist geradezu ein Euphemismus für MONSTER - es ist ein Hörspiel
mit Bilduntermalung; einer dieser Streifen, in denen alles gesagt
und nichts gezeigt wird. In denen Voice-over und Dialoge alles
haarklein aussprechen müssen, die Charaktere ihr Tun und
ihre Motivation stets erschöpfend darlegen und nichts dem
Eigentlichen des Mediums Film, nichts der Wahrnehmungsfähigkeit
des Publikums überlassen wird.
Auf einer gewissen Ebene ist es zwar durchaus spannend, dass
Jenkins ästhetisch keinerlei Gefühl von "Andersheit"
zu konstruieren versucht, wenn es um die Liebe zwischen zwei
Frauen geht, von denen die eine Prostituierte und mehrfache
Mörderin ist. Aber man hat nicht das Gefühl, dass
dies eine bewusste Entscheidung war, sondern dass Jenkins' filmsprachliches
Repertoire gar nichts anderes hergegeben hätte. Das ist
Hollywood-Mainstream durch und durch (und nicht einmal sonderlich
inspirierter).
Da sind all die visuellen und akustischen Zeichen da, mit denen
die Standard-Erzählkino-Ästhetik beispielsweise bedeutet:
"Liebe" oder "Angst", aber es bleibt eben
bei dieser Oberfläche, hinter der die Wahrhaftigkeit dieser
einen konkreten Liebe, eines konkreten Moments von Angst nie
durchkommt.
Was doppelt schwer wiegt, wo es um einen authentischen Fall
geht, den Nick Broomfield in zwei Dokumentarfilmen bereits viel
packender, erschütternder und verstörender aufgearbeitet
hat. (Und es ist seltsam, dass MONSTER überhaupt nicht
eingeht insbesondere auf die erste von Broomfields Dokus, die
sehr bitter über die Ausschlachtung des Geschichte von
Aileen Wournos durch die Medien berichtet und in der es spezifisch
auch um den Verdacht geht, dass die Polizei mit dafür gesorgt
hat, den Fall möglichst spekatkulär werden zu lassen,
damit die Hollywood-Rechte an der Story teurer werden konnten.)
Andererseits lässt der Film genauso die Chance verstreichen,
sich - wenn er die Besonderheit dieses einen speziellen Falls
schon nicht zu packen kriegt - stattdessen mit den etablierten
Mythen und Regeln des Serienkiller-Genres auseinanderzusetzen.
Was sich geändert hat seit den späten 80er, frühen
90er Jahren, in denen der Serienkiller so ein zentraler Topos
unserer abendländischen Kultur war; was mit diesem Topos
passiert, wenn er hier ungewohnterweise von einer Frau verkörpert
wird, die dazu auch ganz andere Motive, eine andere Psychologierung
erfährt als die genreüblichen: Nichts davon wird vom
Film selbst auf einer bewussten Ebene verhandelt.
Gewiss: Das Handwerk dieses Films ist in den allermeisten Bereichen
auf einem deutlich höheren Level - aber die Grundhaltung
dessen, wie man sich eines solchen Stoffs, wie man sich der
Darstellung einer solchen sensationellen Biografie anzunehmen
hat, ist letzlich leider exakt die, die man ebenso in TV-Movies
der Woche finden kann.
Nicholson, Jack *
Ja, keine Frage: It must be good to be Jack. Er spielt sich
auf der Pressekonferenz zu SOMETHING'S GOTTA GIVE begnadet selbst,
oder vielleicht ist er ja wirklich so. (NB: Warum darf man sich
eigentlich so einfach ungestraft den Titel des letzten, unvollendeten
Films mit Marilyn Monroe aneignen? Oder weiß Autorin/Regiesseurin
Nancy Meyers gar nicht, an was für einem legendären
Filmnamen sie sich da vergriffen hat? Nicholson erzählt
auf der Konferenz, dass er mit Meyers über Kurosawas SIEBEN
SAMURAI geredet hätte, und recht entsetzt war, als er feststellen
musste, dass sie den nie gesehen hätte.)
Jedenfalls ist Jack durch nichts aus der Ruhe zu bringen, pariert
auch die dümmsten und peinlichsten Fragen - und davon gibt
es auf dieser Pressekonferenz manche - souverän und gutgelaunt,
und bietet der zunehmend die ohnehin fadenscheinige Contenance
verlierenden Keaton, Diane Halt, Schutz, rettenden Widerpart
und zwischendurch auch mal filmhistorische Nachhilfe in Form
einer Erklärung, dass all die Journalisten, die hier was
zu "New Hollywood" fragen, damit keineswegs das heutige
Hollywood meinen, sondern die Epoche von circa 1967 bis 1976.
Wer möchte ihm da schon widersprechen (und wer würde
es sich trauen), wenn er, am zweiten Tag der Berlinale und mit
einem Film vertreten, der einfach so außer Konkurrenz
neben dem Wettbewerb läuft, meint, es wäre toll, hier
mit seinem Streifen die Berlinale zu eröffnen...
ONE MISSED CALL *
(CHAKUSHIN ARI, Japan 2003, Regie: Takashi Miike)
Takashi Miike schlägt einmal mehr einen unerwarteten Haken
und erwischt einem von da, wo man die Deckung nicht oben hatte:
Man ist ja allerlei Krasses gewohnt vom Regiesseur solcher Hämmer
wie FUDOH - THE NEW GENERATION, AUDITION, DEAD OR ALIVE, ICHII
THE KILLER oder VISITOR Q. Aber während man sich nun also
auf einen weiteren Anschlag auf die Grenzen des im Kino für
möglich Gehaltenen einstellt, zieht Miike mal wieder ein
ganz anderes Karnickel aus dem Zylinder und liefert: Einen japanischen
Mainstream-Gruselfilm!
Dieser Film steht ganz in der Tradition von Werken wie THE RING
oder JU-ON - THE GRUDGE. Auf Handys treffen unheimliche Anrufe
aus der nahen Zukunft ein, die den Angerufenen ihren eigenen
Tod zu hören geben - der dann auch immer exakt so eintritt.
Hinter dem allen steckt, wie üblich, der ruhelose Geist
einer unter Qualen Verstorbenen - Sie wissen schon, eine dieser
bleichen Frauen mit vors Gesicht gekämmten Haaren, die
so schön bangemachen, wenn sie auf die Kamera zuwanken...
Miike bedient das Genre gekonnt, und gegen Ende streut er doch
noch einigen persönlichen Touch ein, in ein paar sehr anrührenden
Momenten. (Man sollte nie vergessen, dass Miike seine Stärke
seit jeher auch im Poetischen hat, und gerade die verquere Verbindung
davon mit der überdrehten Gewalt erst die Größe
seiner Kunst ausmacht.)
Nun ist japanischer Semi-Mainstream sowieso noch lange nicht
westliches Standard-Massenkino. Und da Miike ja nicht nur einer
der extremsten, sondern mit bis zu fünf Filmen im Jahr
auch einer der fleißigsten Filmemacher der Welt ist, geht
zwischendurch mal der Beweis, dass er auch ungewohnt gewöhnliche
Filme beherrscht, wenn er denn will, völlig in Ordnung.
(Dass von den bis zu fünf Miike-Filmen pro Jahr nur ein
Bruchteil hiesige Leinwände erreicht - und der auch meist
nur dank der tapferen, nimmermüden Bemühungen der
Helden vom rapideyemovies-Verleih - ist freilich ein anderes
Thema...)
Pedersoli, Carlo
(siehe auch Spencer, Bud)
Carlo Pedersoli, sagt Bud Spencer, sei ein ernsthafter Mann.
Und deswegen hat er sich für seine Auftritte in lustigen
Filmen einen Künstlernamen zugelegt. Und als die übersetzerin
die Anzahl von Pedersolis Olympia-Titeln im Schwimmen nicht
korrekt wiedergibt (denn Herr Pedersoli kann durchaus auch ein
bisschen Deutsch), da korrigiert er sie sofort und entschieden.
Das ist ihm offenbar noch immer sehr wichtig, da ist er noch
immer äußerst stolz darauf. Ja, der Herr Pedersoli
ist ein ernsthafter Mann.
Rabau, Erika *
Wer schon mal auf der Berlinale zugange war, der hat sie sicher
irgendwann bemerkt: Diese Dame geheimen, aber zweifelsohne nicht
gerade niedrigen, Alters mit ihren blondgebleichten Struweln
auf dem Kopf und stets in Lederkluft gewandet. Sie ist seit
langem offizielle Fotografin für die Berlinale, wurde dafür
dieses Jahr auch mit einem Ehrenpreis ausgezeichnet, und wackelt
tapfer auf so ziemlich jeder Pressekonferenz des Festivals herum.
(Wer nicht auf der Berlinale zugange ist, kann sie dafür
als Darstellerin in den Werken des Berliner Underground-Filmers
Lothar Lambert besichtigen.)
Eine auffällige Gestalt, ein wahres Original - und deswegen
war es zwar nicht weltklasse-höflich, aber doch verständlich
und nicht unlustig, was während der Pressekonferenz zu
COLD MOUNTAIN geschah: Erika Rabau hatte offenbar ihr Werk vollbracht
und kämpfte sich aus der - direkt vor dem Podium befindlichen
- Fotografen-Sitzreihe, was eben nicht gerade flink und behende
vonstatten geht. Und Anthony Minghellas Aufmerksamkeit war plötzlich
von diesem kleinen Spektakel des Berlinale-Alltags viel mehr
gefesselt als von der gerade in Formulierung befindlichen, an
ihn gerichteten nächsten Journalisten-Frage. Er guckte
sich das eine Weile an, und meinte dann zum Saal, er sei gerade
fasziniert von der Performance, die da direkt vor ihm abging:
"Look, it's Pina Bausch with the Dance Theatre Wuppertal,
doing: Lady with a Camera."
Erika Rabau fand das übrigens offensichtlich weniger amüsant
und treffend als meinereiner. Sagen wir mal so: Ihr Gesichtsausdruck
darob ließ ahnen, dass Herr Minghella, wenn er denn mal
eine Standfotografin für seinen nächsten Film bräuchte,
vielleicht ganz gut daran täte, sich nicht unbedingt an
Frau Rabau zu wenden...
Retro*
Na, und nun raten wir mal alle schön, wo der Herr Willmann
auch dieses Jahr wieder seine meiste Kino-Zeit im Rahmen der
Berlinale verbracht hat... Zu gewinnen gibt's für die richtige
Antwort nix, weil das wäre ja selbst dann klar, wenn die
Frage nicht den Eintrag "Retro" eröffnen würde.
War aber auch zu schön, "New Hollywood 1967-1976"
- und auch schön traurig, weil man mal wieder gesehen hat,
was damals alles ging, und was heute so einfach nicht mehr geht.
War aber auch zu schön und groß und vielschichtig,
um es jetzt hier in so einem kleinen ABC-Eintrag ernsthaft abzuhandeln.
Deshalb - das Münchner Filmmuseum holt ja jetzt Teile der
Retro nach, ergänzt sie durch in Berlin nicht zu Sehendes
- hoffentlich bald in anderem Rahmen mal was Eigenes dazu...
RUNNING ON KARMA *
(DA ZHI LAO, HK/China 2003, Regie: Johnnie To, Wai Ka Fai)
Hey, ho, Johnnie To! Ein ums andere Mal ist er sowas wie der
Retter der Berlinale - diesmal musste er zwar das insgesamt
doch durchaus respektable Gesamtniveau nicht allein mit seinem
Beitrag in zufriedenstellende Höhen wuchten, aber wovor
er uns diesmal bewahrt hat war: Heimzufahren, ohne einmal das
Gefühl gehabt zu haben, etwas WIRKLICH Neues gesehen zu
haben. Denn so schön all die vielen anderen Filme im einzelnen
auch waren - keiner von ihnen wäre nicht zu verorten gewesen
in längst etablierten Grenzen und Siedlungsgebieten der
Filmkunst.
Und jetzt hat man bei Hong Kong-Filmen ja auch alle paar Jahre
mal das Gefühl, dass es das eigentlich gewesen sein müsste,
dass nun alles erfunden und erkundet sein müsste, was man
auf Leinwänden unter gewissen Grundvoraussetzungen tun
kann. Aber dann kommt eben doch jedesmal ein so durchgeknalltes
Teil daher wie dieses hier und belehrt einem eines Besseren.
Weil: Man kennt Kampfmönch-Filme, man kennt Polizei-Thriller,
man kennt vielleicht sogar Filme über männliche Stripper
aus Hong Kong. Aber einen Film über einen Ex-Kampfmönch,
der Stripper wird, an der Aura anderer Leute deren Tod voraussahnen
kann, und sich dann in eine Polizistin verguckt, die bizarre
Mordfälle aufzuklären hat, das kannte man nicht -
und erst recht nicht SO: Denn die Hauptrolle des zum bodygebuildeten
Stripper mutierten Mönchleins spielt Superstar (bei ihm
hat dieses Wort noch seine einstige echte Bedeutung) Andy Lau.
Und weil Andy Lau dafür den Körperbau nicht mitbringt,
und man in Hong Kong für De Nirosches Method-Acting die
Zeit nicht hat, wurde er flugs in einen Ganzkörper-Anzug
aus Kunstmuskeln gesteckt, wodurch wir auch gleich noch das
Superhelden-Genre im Mix hätten, denn er sieht nun aus,
als wolle er sich für den nächsten Teil vom HULK bewerben.
Großartig, dass Lau sowas mitmacht, und nur ein Regiegespann
wie Johnnie To und Wai Ka Fai bekommen es hin, die herrliche
Albernheit dieser Sache genussvoll auszukosten und dann ab und
zu doch plötzlich für einige Momente ganz ernst und
anrührend zu werden - oder auch beides gleichzeitig: Wenn
Andy Laus Filmfigur ihre Kampfkunst-Fähigkeiten mittels
Schattenboxen mit einem schwebenden Kleenex vorführt, dann
ist das ein potentiell lächerlicher Augenblick von überwältigender
Poesie. Wie dieser Film überhaupt dauernd irgendwelche
unvorhergesehenen Haken schlägt, er am Ende in Regionen
landet, die einem anfangs nie in den Sinn gekommen wären.
Und er gerade im ersten Drittel - mit einem indischen Killer-Fakir,
der sich z.B. aus kniehohen Blechkanistern faltet - immer wieder
Action-Ideen hinschleudert, die einem vor ungläubiger Verblüffung
dezent die Kinnlade auf den Cinemaxx-Saalteppich dotzen lassen.
Superknalliges, lustvoll anti-rationales Genrezwirbler-Kino
der Meisterklasse eben.
Spencer, Bud
(siehe auch Pedersoli, Carlo)
Okay, Jack Nicholson war da, und Peter Fonda,
und die ein oder andere lebende Legende mehr. Aber was, frage
ich Sie, ist das alles im Vergleich dazu, Bud Spencer live zu
erleben! Das sehe offenbar nicht nur ich so, denn der Empfang,
der Bud Spencer vom Publikum im Film-Palast bereitet wurde,
stellte an jubelnder Heftigkeit ziemlich alles in den Schatten,
was die oben erwähnten großen Weltstars erleben durften.
Klar, der Riesen-Applaus kommt hauptsächlich von jungen
Männern zwischen 25 und 35, und es ist kein großes
Rätsel, warum für uns die Begegnung mit "Bulldozer"
so viel mehr bedeutet, so viel mehr auslöst, als die mit
Nicholson oder Fonda: Für uns ist Bud Spencer eine Idol
- ach was, eine Ikone! - aus den Kindertagen, als Kino noch
eine komplett magische Angelegenheit war, eine Zauberwelt, die
uns zugleich viel entfernter vom Alltag und viel realer in sich
selbst erschien als später, wo die kindliche Naivität
dem Medium gegenüber einem wissenden Umgang damit gewichen
war. Dass es ihn wirklich gibt, den Bud, und dass man ihm sogar
höchstselbst begegnen kann - daran haben wir tief im Herzen
nicht zu glauben gewagt (oder uns davor gefürchtet).
Und erst recht rechnet man nicht damit, ihm bei einem Festival
wie der Berlinale über den Weg zu laufen. Er gehört
einer Kinowelt an, die nichts zu tun hat mit den arrivierten
Traditionen, die hier gefeiert werden.
Und er wäre auch nicht eingeladen worden, wenn er nicht
auf seine alten Tage plötzlich noch in die Fänge der
"Kunst-Filmer" geraten wäre und ihn nicht Ermanno
Olmi als piratesken Kapitän besetzt hätte. Ehrlich
gesagt: Von dem Film hatte ich dann auch nicht wirklich etwas
erwartet, habe ihn mir nur angeschaut, weil er die einzige Gelegenheit
bot, Bud Spencer live zu erleben - und wurde dann auf's Angenehmste
überrascht, siehe CANTANDO DIETRO I PARAVENTI.
Bud Spencer live sieht seinem uns altvertrauten Leinwandbild
noch erstaunlich ähnlich - die Haare natürlich grauer,
dünner und straff anliegend nach hinten gekämmt, die
Falten so tief, wie es sich für einen 74jährigen gehört,
und das Gehen fällt ihm merklich ein bisschen schwer. Trotzdem
wirkt er nicht verfallen, und wenn man ihn nur aus deutschen
Synchronfassungen seiner Filme kennt, ist man überrascht,
wie schön seine Stimme klingt - sie hat schon auch was
von der Bärbeißigkeit seines teutonischen Sprechers,
aber ist viel eleganter, und mit dem Fantasie-Portugiesisch,
das er im Film spricht, klingt sie richtig lyrisch.
Sünden *
Werden von den höheren Mächten des Kinos offenbar
sofort bestraft: Da denkt unsereins (und ich gebe zu: im Nachhinein
ist das kaum mehr verständlich), man könne mal den
Gottesdienst schwänzen. Und eine Gelegenheit auslassen,
Peckinpahs THE WILD BUNCH auf großer Leinwand zu sehen.
Weil man - kann es die Ermanglung von Wimmer-Brezen, Hofpfister-Brot
und Augustiner-Bier in Berlin gewesen sein, die solche Wirrnis
über meinen Geist kommen ließ? - glaubt, lieber zwei
neue, noch nie geschaute Filme gucken zu sollen.
Mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa!
Na ja, und dann haben natürlich prompt alle an diesem Tag
geschauten Filme durch die Bank nicht viel getaugt. Und ich
hatte dauernd ein schlechtes Gewissen, sah vor meinem geistigen
Auge ständig das Meisterwerk, das nur ein paar Cinemaxx-Türen
weiter an mir vorbeirauschte, während ich mich schändlich
dem Zähen und Minderen auslieferte.
Aber man ist ja lernfähig: Nicht, dass das jetzt irgendwas
von einer gescheiten Buße gehabt hätte (denn Buße
soll ja herb einfahren und einen nicht vor Verzückung auf
die Knie sinken lassen) - aber PAT GARRETT AND BILLY THE KID
vom Sankt Sam habe ich mir dann ganz entschieden NICHT entgehen
lassen. Man glaubt ja nicht mehr an viel, aber der Frevel kennt
doch Grenzen...
Trends *
Keine vernünftige Filmfest-Berichterstattung ohne das Konstatieren
irgendwelcher Trends. Das muss einfach sein. Wozu ist man denn
sonst da, als Kritiker, wenn nicht, um aus all dem Speziellen
und Verschiedenen das Allgemeine herauszudestillieren? Zur Not
mit Gewalt...
So recht der Konsens fand sich dieses Jahr freilich nicht, wohin
sie denn nun ginge, die gemeinsame Bewegung all des Gezeigten.
Irgendwas mit starken Frauen, meinten mal die einen, aber das
war so ein typischer Mitten-im-Festival-rausgehauener-"Bis
morgen brauchen wir einen Artikel zum diesjährigen Trend
im Blatt"-Notbehelf. Ziemlich überzeugend wäre
höchstens die These, dass wirklich erstaunlich viele Filme,
und zwar so unterschiedliche wie COUNTRY OF MY SKULL,
SAMARIA, ONE MISSED CALL, THE MACHINIST, RUNNING
ON KARMA, FINAL CUT (die Liste ist keineswegs vollständig),
sehr intensiv mit dem Thema der Vergebung rangen. Man interpretiere
diesen Befund bitte nach Gusto selbst.
Nein, aber auch diese Häufungs-Feststellung könnte
nur einzelne Werke herausgreifen und sie für repräsentativ
erklären. Man muss tiefer graben, nach etwas viel universeller
Verbindendem suchen, um wirklich die ganze Berlinale 2004 unter
einem Aspekt zu subsummieren. Na, und wer, glauben Sie, hat
das nach langen, schlaflosen Nächten und Tagen des Grübelns
und Grummelns geschafft? Ja, richtig! Unsereins.
Und so präsentieren wir Ihnen hier, exklusiv bei artechock,
DEN Berlinale-Trend 2004! Trommelwirbel, bitte.
Denn siehe: Nicht Filme über Frauen oder Kino um Vergebung
war es, was alles einte. Nein. Vielmehr gab es, wo man auch
hinschaute, was man auch sah, in jeder Reihe und in jedem Saal,
an jedem Tag, zu jeder Stunde, allüberall AUFFÄLLIG
viele: Filme von Menschen!
Jawoll.
Auch einen enormen Anteil von Filmen ÜBER Menschen und
Filme FÜR Menschen- aber das dann nicht mehr ganz so universell.
(Gerade bei letzterem klafften Anspruch und Realität manchmal
auseinander).
So, und nun sind wir gespannt, ob dieser Trend auch im nächsten
Jahr anhalten wird...
Thomas Willmann
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