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06.04.2006
 
 
     

artechock präsentiert:
Hair High

 
Spuk in der Highschool
 
 
 
 
 

Liebe Freunde von artechock,

diesen Sonntag, den 9. April 2006 zeigen wir um 11:30 Uhr im Kino Neues Arena im Rahmen unserer Filmreihe "artechock präsentiert" den Animationsfilm "Hair High".

Der Film dreht sich um eines der mythischsten Milieus, die das 20. Jahrhundert hervorgebracht hat: die amerikanische High School. Ort für unzählige Filme, Bücher, Songs. Und es gehört zu den Freuden von HAIR HIGH, dass er - ähnlich wie John Waters' CRY BABY - sein Bestes tut, um alle dazugehörigen Klischees wirklich enzyklopädisch zu vereinen. Von James Deans REBEL WITHOUT A CAUSE über GREASE bis (ganz besonders!) CARRIE wird da das ganze essentielle Repertoire abgegrast, gefeiert und parodiert. Und trotzdem können wir garantieren: So einen High School-Film hat es noch nicht gegeben! Denn Bill Plympton legt seiner bekannt surreale und groteske Fantasie und seinem einzigartigen Animationsstil keine Zügel an, auch wenn er sie sich in diesem Langfilm ausnahmsweise mal an einer erstaunlich geradlinigen Geschichte austoben lässt: Eine schön altmodische (und in manch entscheidenden Momenten zum Glück nur zurückhaltend ironischen) Schauermär, die einst in den "Gespenster"-Comics nicht fehl am Platze gewesen wäre.

Cheri und Rod sind das glamouröseste Paar an der High School, Spud der aussichtslos in Cheri verliebte Loser. Weil er unabsichtlich Cheris Makellosigkeit minimal beeinträchtigt, muss Spud als ihr Leibeigener dienen - und siehe da, es regt sich auch bei ihr ein Gefühl der Zuneigung. Was Rod nicht freut. Weshalb Spud und Cheri dann bald tot sind. Wonach es aber erst richtig interessant wird. Das klingt jetzt aber alles noch viel normaler und braver, als es ist - denn was Plimpton aus diesem bewusst nostalgischen Handlungsskelett macht, das ist noch mal ganz was anderes. Da gibt es rausgehustete Eingeweide und erstaunliche Auswirkungen von Pferdeaphrodisiaka aufs Teenager-Libido. Da hat's eine veritable Star-Parade bei den Sprechern - u.a. David & Keith Carradine, Ed Begley, Jr., Beverly D'Angelo und "Simpsons"-Erfinder Matt Groening. Und nicht zuletzt hat diese High School-Liebes- und-Geister-Ballade einen Fifties-Style Rock'n'Roll-Soundtrack, der schon mehr grandiose Rekonstruktion als treffende Parodie des Genres ist.

HAIR HIGH von Bill Plympton lief letztes Jahr (2005) auf dem Fantasy Filmfest München. Der Animationsfilmer hat seine Fangemeinde, ist jedoch außerhalb dieses Zirkels nur wenigen bekannt, denn - wie gehabt - seine Filme kommen hier nicht in den regulären Verleih.

In einem Arte-Interview erklärt Plympton seine Arbeitsweise, hier ein paar Auschnitte davon.

"Ich wollte schon immer ein Trickfilmzeichner werden. Es ist wirklich wunderbar, dass ich es auch geworden bin. Angefangen habe ich mit politischen und Witz Cartoons - für Magazine, alternative Zeitungen, New York Times, Vanity Fair, Rolling Stone...
Mich haben viele Künstler beeinflusst und ich habe deren Stil ausgeliehen.
Aber je mehr ich zeichnete, desto mehr änderte sich der Stil und er wurde zu meinem eigenen Stil. Im Grunde ist mein Zeichenstil eine Verschmelzung aus verschiedenen Stilen, vergleichbar mit einem Eintopf: miteinander vermischt und umgerührt und dann kommt etwas heraus, dass einzigartig aussieht. "

Für HAIR HIGH stellte Plympton in der Produktionsphase des Films eine Website online, bestückt mit einer Webcam. Mittels dieser Animation-Webcam, konnte man ihn dabei beobachten, wie er an seinem Film arbeitete.

"Die Animation-Webcam oder Anicam hat viel Publicity erfahren und viele Internet Besucher. (...) Viele in Amerika glauben, dass heutzutage Trickfilme nur noch mit Computern gemacht werden. Das stimmt nicht. Es gibt immer noch Leute wie mich, die ihre Filme altmodisch zeichnen und kolorieren. Die Anicam erfüllt somit auch eine erzieherische Aufgabe. Bei komplexen Zeichnungen an denen ich gerade arbeite, schaffe ich vielleicht 50 Zeichnungen am Tag. Es hängt von der Szene ab, teilweise schaffe ich 100 bis 200 Zeichnungen am Tag. "

Die Website kann immer noch besucht werden. Anicam gibt es jetzt leider nicht mehr: www.hairhigh.com. Und es gibt eine weitere Seite, die Aufschluss über die unterschiedlichsten Arbeiten von Bill Plympton gibt: www.plymptoons.com.

Und woher zieht der Meister seine Inspiration?

"Ich lebe in New York und da gibt es viele schräge Menschen. Einfach beim Herumspazieren sieht man viele sonderbare Dinge. Zudem habe ich in den sechziger Jahren viele Drogen genommen : es war wirklich wichtig für mich, um meinen Geist und die Phantasie zu beflügeln, da man seinem Unterbewusstsein und Ideen, die plötzlich auftauchen, mehr vertraut. Man sieht etwas Sonderbares und dein Gehirn verwandelt es in etwas Neues. Das passiert mir häufig beim Herumspazieren, wenn ich jemanden mit einer großen Nase oder einer besonders unordentlichen Frisur sehe. Dann denke ich darüber nach und mache einen Cartoon daraus."

Seit HAIR HIGH in 2004 hat Bill Plympton noch weitere Kurzfilme,Werbefilme und Musikvideos animiert. Dazu gehören: THE FAN AND THE FLOWER , SIGNATURE 2005, HEAR 'EM SAY 2005.

Magali-Ann Thomas

(Quelle: "Bill Plympton über Bill Plympton" gefunden auf http://www.arte-tv.com/de/film/kurzschluss)

 

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