Von Glückspilzen, Unglücksraben und anderen
Glücksrittern - Filmtipps zum Showdown
Schweinezüchterin Emma ist zweifellos ein Glückskind.
Zwar lebt sie ganz allein mit ihrer Horde Borstentiere auf
einem heruntergewirtschafteten Hof, die Zwangsverstigerung
droht und auch den Strom hat man ihr längst abgedreht
- doch Emma hält sich das drohende Unheil mit vorgehaltener
Knarre vom Leib und lebt wildentschlossen in den Tag hinein.
Autoverkäufer Max hat erst mal gar kein Glück.
Zunächst wirft ihn die Diagnose "unheilbar krebskrank"
aus der Bahn, und als er mit dem gehorteten Schwarzgeld seines
einzigen Freundes Hans durchbrennen will, um seine letzten
Tage in Mexiko zu verbringen, wird er prompt ertappt. Auf
der Flucht landet er punktgenau im Hühnerhof von Emma.
Und da zeigt sich: Wenn man einer wie Emma begegnet, dann
färbt das Glück sogar manchmal ab. Wer EMMAS GLÜCK
mit Jürgen Vogel und der wunderbaren Jördis Triebel
verpasst hat, muss sich nicht grämen - der Film läuft
ab dem 17. August im Kino an.
Auch für Kriss ist Glück erst Mal eine ganz einfache
Sache: Solange er seinen Lieblingsfilm RENE HJERTER (Reine
Herzen) sehen kann - offenbar eine unsägliche 40er Jahre
Schmonzette - ist er restlos zufrieden. Leider machen ihm
uneinsichtige Zeitgenossen das Leben schwer: Die Leitung der
psychiatrischen Klinik, in der der Lockenkopf untergebracht
ist, findet seine Realitätsflucht in schwarzweiß
bedenklich und setzt ihn auf Filmentzug. Eine Katastrophe!
Kriss macht sich kurzerhand mit seinem einzigen Kumpel Willy
auf die Suche nach Linda, der Hauptfigur des Films. Inspiriert
von Lebensweisheiten aus dem Schwarzweißmelodram rennt
das ungleiche Paar geradewegs in die Katastrophe. Doch ganz
zum Schluss erfüllt sich Kriss größter Wunsch:
Ein Kuss von seiner angebeteten Linda - auch wenn der in der
realen Welt ganz anders ausfällt, als erträumt.
Der tragikomische Film läuft noch einmal am Freitag den
21.7. um 22.30 im MaxX 6
Wenn einem der Mann wegstirbt ist das für zunächst
eine persönliche Katastrophe. Im Indien von 1938 sind
die Konsequenzen für die Witwen noch ungleich dramatischer:
Abgeschoben von ihren Familien, sind sie sind fortan zu einem
Leben in Armut und Buße verurteilt. Die fröhliche
Chuya trifft dieses Schicksal schon im Alter von acht Jahren.
Mit ihrem kindlichen Übermut bringt die Kleine frischen
Wind in das Leben der Frauen im Hindu-Witwenheim. Während
einer ihrer Eskapade spielt sie sogar Schicksal: Die engelsgleiche
Kalyani trifft dank ihr den jungen Rechtsanwalt Narayan, einen
überzeugten Anhänger von Ghandi. Durch seine Liebe
ermutigt, bietet sie den Traditionen die Stirn und wagt das
unerhörte zu Glauben: dass auch sie das Recht hat, ihr
Glück zu finden. In WATER, erzählt Regisseurin Deepa
Mehta in wunderschönen Bildern von der Courage, sich
gegen herrschendes Unrecht aufzulehnen. Am dem 7. September
läuft der Film bundesweit.
Niuniu hat eigentlich allen Grund glücklich zu sein.
Sie ist erfolgreiche Herausgeberin eines Frauenmagazins, lebt
in einem tollen Haus und hat einen gutaussehenden Ehemann
- kurz sie gehört zur roten Aristokratie; der neuen chinesischen
High Society. Doch dann entdeckt sie, dass ihr Mann sie betrügt
und - die Geliebte muss eine ihrer Freundinnen sein. Unerschrocken
lädt sie die drei Verdächtigen zum Showdown...
Verblüffend offenherzig erzählen die Frauen von
komischen und erschütternden Erfahrungen: mit multinationalen
Liebhabern, von enttäuschter Liebe und den Erfahrungen
der Nach-Mao-Ära. Dabei brechen sie noch immer in China
herrschende Tabus. PERPETUAL MOTION ist am Samstag den 22.07.
um 22.15 Uhr noch einmal im Maxx 1 zu sehen.
Bei Sabina zumindest scheint zunächst alles im Lot:
Sie ist glücklich mit Franco liiert, und da sie weniger
ambitioniert ist als er, auch mit ihrem Job als Synchronsprecherin
zufrieden. Nur ihre blinde Freundin Emilia bemerkt scharfsinnig:
"Du lässt niemanden zu nahe heran, weil du Angst
davor hast, zu leiden." Nach dem Tod der Eltern träumt
Sabina einen Alptraum, der sie zutiefst verstört. Sie
reist zu ihrem Bruder Daniele in die USA, um Klarheit über
das zu bekommen, was offenbar ein schreckliches Familiengeheimnis
ist. "Wunden wie unsere verheilen nie", sagt Daniele,
"Aber das darf uns nicht davon abhalten, erhobenen Hauptes
durchs Leben zu gehen". LA BESTIA NEL CURORE von Cristina
Comencini zeigt bei aller Tragik mit viel Humor, dass möglich
ist, dem persönlichen Schicksal und seinen fatalen Konsequenzen
ein Schnippchen zu schlagen. Zu sehen noch einmal am Freitag
um 22.30 Uhr im Kino Museum Lichtspiele 2.
Nani Fux |