magazin
1 8 8  2 3 0 5 2 0 0 1

aktuelle besprechung
scharfe schüsse auf schnelle autos
- der ungarische fotograf zoltán glass

foto special
architektur und u-bahn

aktuelle besprechung
indien aus europäischen sicht
- fotografien von samuel bourne

tipps
wohnmobil in offener landschaft

aktuell
runder tisch der medienkünstler
  |   besprechungen   |   foto special   |   tipps   |   termine   |   archiv
   
editorial

"Medienkunst" - eine "neuzeitliche" Wortfindung, die den Eingeweihten nie so recht behagte und auch sonst wohl eher auf Unverständnis stößt - gepaart mt Ehrfurcht oder Geringschätzung, je nach dem.- Mit der Wahl der neuen Kulturreferentin, Lydia Hartl, Medizinerin und Wahrnehmungspsychologin, am vergangenen Mittwoch steht das Wortgebilde nun auch auf öffentlichen Fahnen. Ihr Vorgänger Nida-Rümelin, heutiger Kulturstaatsminister, hatte damit angefangen und Frau Hartl bereits vor über einem Jahr damit betraut, ein Konzept zur Förderung neuer Medien im Kultur- und Bildungssektor für München zu entwerfen. Seitdem ist klar, daß München nicht einzig und allein auf ein großes Medienzentrum nach bekannten Vorbildern bauen wird, sondern vor allem die bereits bestehenden Initiativen und Einrichtungen in der Stadt, die sich in den letzten Jahren mit Theorie und Praxis des Phänomens auseinandergesetzt haben, dezentral fördern und fordern wird. Und so ist zu erwarten, daß man nun - motiviert durch die Neuwahl - verstärkt mit dem Wort und dem, was es bezeichnen soll, ins Gericht gehen wird.

runder tisch der medienkünstler

Terminlich wie abgepaßt mit der Wahl der neuen Kulturreferentin, Lydia Hartl, fand am 25. April der erste Runde Tisch der Medienkünstler 2001 (noch ohne besagte Dame) statt. Organisiert vom Kulturreferat der LH München und dem Medienforum München e.V. stellen sich anläßlich dieses get-to-together zwei Mal im Jahr Institutionen und Künstler mit aktuellem Programm und Projekten vor.
Was kommt nach dem Medien-Hype? - diese Frage stellte sich als allgemeiner Tenor schnell ein. Den Anfang machte Gerhard Blechinger (1. Vorsitzender) für das Medienforum München e.V.. 3 Standbeine hat die Institution, die alle eng verknüpft sind. Für München gilt es zunächst den theoretischen Diskurs um Kunst und neue Technologien zu stärken und internationaler zu gestalten. In diesem Jahr führt das MFM seine 3 Veranstaltungsreihen fort: Digital Happy Hour - in wechselnden Kooperationen - unter der Leitung von Nina Stuhldreher, in dem Künstler neue und neueste Projekte zur Diskussion stellen. Netzblicke - in Kooperation mit dem FIWM (Förderkreis für Internet Wirtschaft München) - unter der Leitung von Patrick Gruban und Maja Bott mit Themenabenden zur Internet-Wirtschaft sowie insgesamt 3 Kultur-Veranstaltungen, die den Akzent auf die kulturellen Auswirkungen neuer Technologien legen. Die MedienKunstPerspektiven unter Leitung von Christian Schoen - in Kooperation mit dem Kulturreferat der LH München und der lothringer13/halle - die gattungsübergreifend medientheoretische Standpunkte besprechen. Zweites Standbein ist ein neues. Hier geht es im Kontext der Projektentwicklung um die Softwareproduktion für den künstlerischen Bedarf. Und nicht zuletzt bleibt das Medienforum Forum, in dem Künstler und Kulturschaffende gemeinsam Projekte entwickeln, in dem Kompetenzen gebündelt werden und Raum für Diskussionen geschaffen wird.
Leibhaftig erschienen die virtuellen Moderatoren der Kunstforen des Medienforums (Projektleitung: Angela Dorrer, Patrick Gruban): Cornelia Oswald-Hoffmann und Heidrun Waadt (Künstlerinnen und Neue Medien) sowie Wolfgang Diller (Videokunst in den Zeiten von Multimedia und Internet) waren sich einig: ein bisschen mehr Trubel um den Chat wäre ganz willkommen; mehr Links auf die Foren, vor allem von websites zum gleichen Thema, mehr Bezug auf aktuelle Veranstaltungen und vielleicht auch mal die Diskussionsbeiträge als Anlaß nehmen, den Schritt aus dem Netz aufs reale Podium zu wagen. Auch ein Infoboard mit nützlichen Hinweisen zu Wettbewerben, Stipendien, Veranstaltungen, Soft-und Hardware.
Ulrich Müller (neben Jörg Stelkens Kurator der Tube) berichtet von der Front der radiophonen KlangKunst. Tube - die Radioröhre ist klangtechnisch schon eingedeuscht. Ebenso das Programm. Lag der Schwerpunkt in der Anfangsphase noch auf renommierten Künstlern der internationalen Klangkunst, um das Thema in München bekannt zu machen, so widmet man sich heute verstärkt auch Münchner Künstlern, vor allem den ganz jungen. Schöpferische Anstöße bekämen die Klangmusizisten vor allem auch durch das Equipment vor Ort. Wichtig ist den Kuratoren, beide Pole zu präsentieren: hermetischere Projekte wie auch Beispiele aus der Clubszene. Drei Schwerpunkte haben sich die Kuratoren seit ihrem Amtsantritt gesetzt. Künstler realisieren vor Ort, mit Bezug auf den Raum, Klanginstallationen. Großgeschrieben auch das Thema Hörspiel im Hörkino (immer wieder in Kooperation mit dem BR). Schließlich stehen theoretische Veranstaltungen auf dem Plan, deren bisherige Besucherzahlen allerdings noch zu toppen wären. Immer wieder gern gesehen Kooperationen mit anderen, selbstverständlich auch überregionalen und internationalen Klangkunst-Veranstaltern.
Die lothringer13 stellte sich im - seit Herbst letzten Jahres - bewährten Dreierpack vor. Die halle mit ihren Kuratoren Patrizia Drück/Christian Schoen hat sich der ganz aktuellen medienorientierten Kunst verschrieben. Zusätzlich zu der unermüdlichen und spannenden Ausstellungsmache haben sich die beiden vorgenommen, auf ein reiches Abendprogramm zu setzen: Neben diskursiven Veranstaltungen stehen Performances, Aktionen und Parties auf dem Programm; ausstellungsbegleitend oder einfach so; in diversen Kooperationen oder auch mal im Alleingang. Die Besucherzahlen lassen nicht zu wünschen übrig. Die nächste Ausstellung startet am 11. Mai: "inSITEout" handelt von dem Rückzug aus dem Internet in den realen Raum. Seit Anbeginn mit dabei die Reihe lothringer13/open: Das sind künstlerische Projekte im städtischen Außenraum.
spiegel, das ist die Kunstvideothek und dienstältester Hausherr der lothringer13. Auf der Basis der Video-Sammlung des Lenbachhauses kann das Archiv allerdings nur recht langsam ausgebaut werden. Etat gibt es nicht. Ankäufe sind also eher selten. Dagegen werden Künstler eingeladen, um vor Ort zu produzieren. spiegel, das sind aber auch die vielen sauber geschichteten Stahlkästen, in denen sich das Archiv Münchner Künstler befindet. Die Sammlung soll demnächst mit neuem Schwerpunkt erweitert werden: Kunst in Münchens öffentlichem Raum soll auf DVD für den allgemeinen Zugriff archiviert werden.
Lothringer wäre nicht DREIzehn, wenn nicht noch der laden wäre. Hier kann's nicht bunt genug werden. Als Experimentierfeld, auf dem Ideen entstehen können und an dem die Begegnung zwischen Künstlern, Werk und Besuchern zu ungeahnten Projekten führen. Die regelmäßigen Kamingespräche sind Vortragsrunden, in denen auch die Theorie zu Wort kommen darf.

imke bösch



email
impressum



kunst in münchen
suche

berichte, kommentare,
archiv

meinungen,
thesen, aktionen

kulturinformation
im internet