Occupy UNDERDOX! |
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Karmakars Visualisierung der Elliott-Welle |
Von Dunja Bialas
Von Dunja Bialas*
Demokratie und Arbeit: Wenn man beides nicht mehr hat, dann zerbricht die Gesellschaft. Im Dezember 2011 wurde im Berliner Haus der Kulturen der Welt ein Symposium mit dem Titel »Angriff auf die Demokratie – Eine Intervention« abgehalten: Publizisten, Künstler und Intellektuelle machten sich Gedanken darüber, was Demokratie heute eigentlich bedeutet, wieso die Finanzmärkte in der Krise sind und warum sich unsere Gesellschaft in einer post-demokratischen Ära befindet. Redner wie Franziska Augstein, Ingo Schulze und Roger Willemsen durchleuchteten das Undurchschaubare und riefen zur Wiedererlangung der Mündigkeit auf. Auch Regisseur Romuald Karmakar war mit einem Beitrag vertreten: Er zeigte einen kurzen Film mit dem langen Titel »Ralph N. Elliott entdeckte, dass die Bewegung der Märkte allein durch das psychische Verhalten der Marktteilnehmer wiedergegeben wird«.
Karmakar hat aus den Aufnahmen, die das Symposium dokumentieren, einen hochkonzentrierten Film montiert. Herausgekommen ist ein leidenschaftliches, kollektives Plädoyer für eine selbstbewusstere Welt, ein Film, der sich zugleich der Faszination des vorgetragenen Wortes hingibt und es in seinen Modalitäten vorführt: Hier wird gesprochen, argumentiert, schnell geredet, sich versprochen, wütend gesprochen, es werden Gedanken aufgebaut, zugespitzt, es wird appelliert und plädoyiert. Romuald Karmakar folgt in seinem Montage-Film der Tradition seiner Filme, die sich vor allem auf den Inhalt des Wortes versehen. Vor allem, aber nicht nur: Angriff auf die Demokratie – Eine Intervention ist auch ein Film über Rhetorik, Atemlosigkeit, Neutralität, Engagement, der einen regelrechten Sog der Gedanken und Worte entwickelt. In ihn gerät man hinein, in ihm beginnt man mitzudenken.
Angriff auf die Demokratie – Eine Intervention (D 2012, 102 Minuten),
Donnerstag, 24. Mai 2012 um 19.00 Uhr. In Anwesenheit von Romuald Karmakar!
Wenn der Demokratie die Arbeit ausgeht, dann ist man froh, wenn sich neue Geldquellen auftun. Neue Geldquellen tun sich auf bei der Fortsetzung der UNDERDOX-Halbzeit mit dem Spieler-Film Monarch.
Dieter Wendtland ist Spieler, er wird in der Szene ehrfürchtig »Monarch« genannt, weil er (fast) jeden Spielautomaten aushebeln kann. Für ihn ist Spielen Arbeit. Seine Tage
verbringt er in Eckkneipen vor Geräten der Marke »Mint« und leert die »Gurken« mit System. »Fideln gehen« ist sein Beruf, für ein Monatsgehalt reist er quer durch die Bundesrepublik. Der Film ist das Porträt eines Besessenen, das in verrauchte Hinterzimmer und freudlose Hotelzimmer blickt, mit der großartigen Patina der späten 70er Jahre.
Johannes Flütsch & Manfred Stelzer: Monarch (BRD 1980, 84 Minuten),
Samstag, 26.05.2012, 20:30 Uhr, Werkstattkino
Arbeit kann auch Vergnügen sein, und Vergnügen ist bisweilen Arbeit, gerade diese Unterscheidung ist ja beim UNDERDOX-Festival oftmals obsolet. So wird auch im UNDERDOX-Halbzeit-Salon diversen Fragen nachgegangen: Was machen die Deutschen zwischen vier und sechs? Was eigentlich sind unständige Hafenarbeiter, und was genau ist ein »Kammacher«? Mit Kurzfilmen von u.a. Corinna Schnitt, Jürgen Böttcher, Stefan Hayn, Karl Heil & Bärbel Freund. Ein frühes Fake Documentary zeigt dabei, dass man es mit der Arbeit nicht immer Ernst genommen hat.
UNDERDOX-SALON, Samstag, 26.05.2012, 22:30 Uhr, Werkstattkino
Weitere Informationen unter www.underdox-festival.de.
* Die Autorin ist Co-Leiterin des UNDERDOX-Filmfestivals.