Sexfilme mit Herrenwitz |
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Da grillt das Fleisch: Es war nicht die Nachtigall ist nicht immer appetitanregend |
Von Dunja Bialas
Das »lichte Gegenstück zu Alpenglühn im Dirndlrock«: So beschreibt Ulrich Mannes, Herausgeber des Fanzines »SigiGötz-Entertainment«, den Film Summer Night Fever. Mannes ist seit jeher ein Bewunderer der Dirndlrock- und Höschenfilme, die in den 70er Jahren zur vollen Blüte kamen. Der am meisten verehrte Regisseur der verbrämten Sexfilme ist Namenspatron des Fanzines, Siegfried Rothemund aka Siggi Goetz, Vater von Marc Rothemund (Heute bin ich blond).
In den Filmen, mit Titeln, die sich vom Herrenwitz nicht wirklich distanzieren, wie Geh, zieh dein Dirndl aus, Glückauf, der Steiger kommt!, Griechische Feigen oder Drei kesse Bienen auf den Philippinen, geht es um erotische Anbahnungen, die in durchaus expliziten Sexspielchen enden. Bückware, die es dennoch auf die Leinwand geschafft hat, und die (Alpen-)glühende Verehrer fand. Trotz der meist recht einfach gestrickten und linearen Plots kann in den Filmen durchaus etwas Subversives entdeckt werden: Meist brennt ein junges Mädel durch, aus Protest gegen das lustfeindliche, langweilige und spießige Elternhaus. Zunächst landet sie als willkommenes Opfer in den Armen eines alternden Lustmolchs, findet aber später, nach allerhand Abenteuern auf ihrer Wanderschaft durch vielfältige Sexlandschaften, dann doch noch den attraktiven Jüngling, mit dem sie endlich so richtig Spaß haben kann. Herzen werden dabei nicht gebrochen.
Die gesellschaftliche, wenn auch in der Aussage etwas eindimensionale Brisanz der Filme wird heute immer noch aktualisiert durch Dirndl-Sprüche wie von Rainer Brüderle. Umgekehrt kann man ausrufen: Wie frei, wie unbekümmert begab man sich damals in die Reifeprüfung! Heute haben die Filme aus den 70ern natürlich einen wunderbaren Retro-Touch, den man bereitwillig goutiert: die verträumten Lieder, die auch gerne die Hippie-Bewegung aufgreifen, die braungebrannten Körper, die lustigen Frisuren, die anzüglichen Dialoge (ja, auch die).
Jetzt wird Sigi Rothemund siebzig, und das Werkstattkino zeigt gemeinsam mit dem »SigiGötz-Entertainment« den Film, mit dem er nach Sexperte Ulrich Mannes den »ersten Schritt zum anspruchsvollen Unterhaltungskino unternahm«: Es war nicht die Nachtigall. Der Inhalt erzählt eine Deflorationsgeschichte, diesmal mit einem Jüngling: Der 17-jährige Internatsschüler Pauli will die Ferien bei seinem Vater am Wörthersee verbringen, wo ihn die aufreizende Geliebte des Vaters, seine skurrile Großmutter, sein verrückter Onkel Alex, Tante Miriam und vor allem eine schöne Nachbarstocher Andrea in eine verspätete Pubertätskrise stürzen.
Im Vorprogramm zeigt Ulrich Mannes, der selbst auch Filme dreht, den Teaser zu seinem neuesten Projekt: eine filmische Spurensuche nach der Griechische Feigen-Darstellerin Betty Vergès. Allzu warm sollte man sich für den Abend nicht anziehen.
Es war nicht die Nachtigall. Zum 70. Geburtstag von Sigi Rothemund aka Siggi Götz
Freitag, 14.03., Werkstattkino, 20:30 Uhr
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Literatur: Ulrich Mannes, Alpenglühn 2011 – Ein Dialog zum deutschen Erotikkino, Verbrecherverlag