How Hollywood Tells It |
![]() |
|
Hollywood in den Straßen von New York: Premium Rush |
Von Dunja Bialas
Wer erinnert sich noch? Vor elf Jahren erklärte uns David Bordwell sehr anschaulich, wie die Verdrängung der Kinoleinwand durch die Filmauswertung im Fernsehen und per DVD nicht nur die Produktionsbedingungen, sondern vor allem auch die Ästhetik der Filme beeinflusste. Wo vorher Totale oder Halbtotale wichtig waren, wurden diese eher panoramatischen Bildeinstellungen mit der Schrumpfung des Screening-Formats mehr und mehr eingestellt auf die Halbnahe und Nahe, der Kamerablick konzentrierte sich auf die Gesichter und die Mimik der Schauspieler.
Jetzt kommt Bordwell, emeritierter Professor der Universtität Wisconsin und Autor zahlreicher Standardwerke zur Filmanalyse, wieder nach München. Diesmal wird er zur Erzählweise im Mainstream-Film referieren, unter dem Titel »How Hollywood Tells It«. Im Zentrum steht Premium Rush von David Koepp (2012), anhand dessen er exemplarisch Bildeinstellungen, Montageverknüpfungen mit den Ideen, und auch der Ideologie Hollywoods in Verbindung bringen wird (Donnerstag, 10.07., Cinema, 10:15 Uhr).
Immer geht es bei Bordwell auch um Stilistik, und darum, wie alles zusammenhängt, das Erzählen und die Ästhetik, die anvisierte Zielgruppe und die bildliche Gestaltung. Kontrastiv zum großen Hollywood-Apparat werden in einem zweiten Teil der Lecture die Erzählweise des American Arthouse beleuchtet, mit den Filmen von Wes Anderson, Moonrise Kingdom und Grand Budapest Hotel, von Bordwell bezeichnenderweise bereits in die Kategorie der American Independents eingeordnet, wohl wegen des überbordenden, anarchistischen Ausstattungs- und Erzählstils (Donnerstag, 10.07., HFF, Kino 1, 17:30 Uhr, Vortrag: 19:30 Uhr).
Der große Bogen schließt sich mit einer Lecture zu Ernst Lubitschs Ninotschka von 1939, als dieser bei dem Hollywoodstudio MGM untergekommen war, der die sanfte und, im Fall von Lubitsch, sehr intelligente Blütezeit der großen Hollywood-Studios beleuchten wird (Samstag, Filmmuseum, 21:00 Uhr).
David Bordwell hat übrigens ein sehr lesenswertes Buch zur digitalen Wende im Kino geschrieben, das bislang nur auf Englisch erhältlich ist: »Pandora’s Digital Box« beleuchtet Filme als Files und stellt die Frage nach der Zukunft des Kinos (e Irvington Way Institute Press, 2012)