Faszination Horror |
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Das Messer in der Hand: Michael Myers |
Michael Myers – ein Mann, ein Monster, ein Mythos. Mister Myers ist (zum Glück) keine reale Person, sondern eine Filmfigur, und zwar der Protagonist – und wenn man so möchte: Antiheld – der Halloween-Filmreihe. Vor 41 Jahren war die Horrorfilm-Kultfigur das erste Mal auf der Kinoleinwand zu sehen, und zwar in Halloween – Die Nacht des Grauens (1978). Seitdem wurden insgesamt neun weitere Halloween-Filme veröffentlicht, letztes Jahr kam im Oktober mit Halloween (2018) der zehnte Streifen vom US-Franchise in die Kinos, seit Ende Februar dieses Jahres ist der Slashermovie auch schon auf DVD, Blu-ray und 4K-Ultra-HD erhältlich. Zum Feiertagsvorabend von Halloween 2018 hat das cineastische Werk nach seinem amerikanischen und deutschen Kinostart am 25. Oktober laut der Internet-Filmplattform Moviepilot die »[Horrorfilm-]Konkurrenz an den deutschen Kinokassen massakriert«, Filmstarts zufolge legte er den »zweitbesten [Kino-]Start eines Horrorfilms aller Zeiten« hin und die Internet Movie Database dokumentiert, dass Halloween (2018) bei Produktionskosten in Höhe von 10 Millionen Dollar (nicht wenig!) mit Stand vom 1.6.19 einen weltweiten Gesamtumsatz von 253,688 Mio. $ (ziemlich viel!) eingespielt hat. Höchste Zeit also, den kommerziell erfolgreichen Gruselstreifen, der Anfang 2019 bei den Critics' Choice Movie Awards im kalifornischen Santa Monica als »Bester Sci-Fi- oder Horrorfilm« nominiert wurde, mal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Vor über vier Dekaden nahm mit Halloween – Die Nacht des Grauens (1978) alles seinen Lauf. Produziert wurde der Klassiker des Horrorgenres (welcher 2006 sogar die Ehre erhielt, ins National Film Registry aufgenommen zu werden) vom 30 Jahre jungen John Carpenter – damals bekannt mit cineastischen Werken wie Dark Star (1974) und später The Fog (1980) – und seiner Freundin Debra Hill. Der Mann führte zudem Regie und komponierte die kultige Halloween-Filmmusik, die in fast allen Teilen des Franchise in unterschiedlichen Variationen zu hören ist – natürlich auch in Halloween (2018). Nach dem großen kommerziellen Erfolg des ersten Halloween-Films und einer überwiegend positiven Bewertung von Filmkritikern entschloss man sich weiterzumachen; drei Jahre später folgten Halloween – Das Grauen kehrt zurück (1981) und gleich im darauffolgenden Jahr Halloween III (1982). Während bei den ersten drei Movies das Halloween-Dreamteam Carpenter & Hill noch Produzenten und bei den ersten beiden Streifen auch Drehbuchautoren waren, gab Carpenter bereits beim zweiten Teil die Regie an Rick Rosenthal, und bei Teil 3 sogar Regie und Drehbuch an Tommy Lee Wallace ab. Letztere Entscheidung war wohl ein Fehler, denn Halloween III (1982) floppte (wohl wegen des doch allzu hanebüchenen Plots, der von einer Firma erzählt, in der Halloween-Masken hergestellt werden, die die Menschen verrückt werden lassen, und in der Michael Myers nur eine Nebenrolle spielte.)
Nachdem man aber das personale Aushängeschild der Halloween-Filme, den Serienmörder Michael Myers, wieder in den Fokus rückte, ging es mit dem Franchise erfolgreich weiter, auch wenn sich Carpenter & Hill komplett von dem cineastischen Projekt zurückzogen. 1988 erschien mit Halloween IV – Michael Myers kehrt zurück unter der Regie von Dwight H. Little Teil vier der Reihe, der zusammen mit den beiden darauffolgenden Shockern Halloween V – Die Rache des Michael Myers (1989) von der Regisseurin Dominique Othenin-Girard und Halloween VI – Der Fluch des Michael Myers (1995) von Joe Cappelles bezüglich der Story eine Art Trilogie innerhalb der bisherigen Filmserie bildeten. Nach Teil sechs war aber noch lange nicht Schluss: es folgten zwanzig Jahre nach dem filmischen Ursprung der Reihe Halloween H20 (1998) unter der Regie von Steve Miner und wiederum vier Jahre später – erneut von Regisseur Rick Rosenthal – Halloween Resurrection (2002), wobei diese beiden Serienteile Sequels zu den ersten beiden Halloween-Filmen darstellen und somit Teil drei bis sechs inhaltlich ignorieren. Im Jahre 2007 gab es dann mit Halloween und 2009 mit Halloween II vom Horrorfilm-Großmeister Rob Zombie – populär aufgrund von Werken wie Haus der 1000 Leichen (2003) und The Devil’s Rejects (2005) – zwei Remakes des allerersten Films vom Franchise im Kino zu sehen.
Der darauffolgende sage und schreibe elfte Halloween-Film vom letzten Jahr ist nun aber weder ein Sequel der inhaltlich zusammengehörigen ersten beiden Carpenter & Hill-Produktionen, noch eine Fortsetzung der Geschichte nach Halloween VI – Der Fluch des Michael Myers (1995) oder derjenigen nach Halloween Resurrection (2002), und auch nicht der dritte Teil des Zombie- Halloween-Franchise. Bei Halloween (2018) hat sich der Regisseur David Gordon Green in Zusammenarbeit mit dem Drehbuchautor Danny McBride und dem mittlerweile 70-jährigen Carpenter (der neben Malek Akkad und Andy Gould als Co-Produzent und auch wieder als Komponist mit von der Partie ist) dazu entschieden, unmittelbar an die Erzählung von Halloween – Die Nacht des Grauens (1978) anzuschließen. Gute Idee! Zwar sind vielleicht einige eingefleischte Fans der Reihe enttäuscht, hätten sie sich doch über eine Fortführung – und eventuell auch (endlich) mal ein Finale – der langen Geschichte rund um Michael Myers gefreut, doch bietet diese Entscheidung für viele die Möglichkeit, neu ins Halloween-Franchise einzusteigen, ohne sich viele Vorfilme ansehen zu müssen, um die Story nachvollziehen zu können. Wer nun Halloween (2018) schaut und Gefallen findet, kann sich anschließend Halloween – Die Nacht des Grauens (1978) als Prequel zu Gemüte führen; wenn’s dabei erneut herrlich schrecklich war, ist der Gruselspaß mit weiteren Teilen der Reihe möglich. Es bietet sich dann an, die Geschichte von Halloween IV, V und VI zu verfolgen, oder aber diejenige nach dem siebten und achten Teil. Wer möchte, kann zuvor oder danach auch die Remakes aus den 2000er Jahren schauen und/oder den Stand-alone- Halloween-Film von 1982 (kritisch) begutachten.
Verwirren lassen darf man sich dabei nicht von den Filmtiteln: Halloween (2018) ist – wie oben geschrieben – kein erster Teil einer Filmreihe, dies ist Halloween – Die Nacht des Grauens (1978). Halloween (2007) ist zwar Teil eins der beiden Zombie-Halloween-Movies, aber ein Remake vom Original von vor über vierzig Jahren und somit kein Start einer komplett neuen Filmreihe; Halloween II (2009) ist deswegen auch kein Sequel zum allerersten Halloween. In Anlehnung an die Bezeichnung Halloween H20 (1998) – die für »Age 20« steht, also »20 Jahre danach« – hätte der neueste Film eigentlich den Titel Halloween H40 tragen müssen, kam er doch vierzig Jahre nach dem Klassiker in die Kinos und spielt auch inhaltlich vier Dekaden nach den Geschehnissen vom 1978er-Original. Genauso wie die im Gespräch gewesene Nomenklatur Halloween Returns hat sich dieser Titel aber nicht durchgesetzt – die simple Benennung »Halloween« verkauft sich nämlich besser, auch wenn dabei der ein oder andere nicht informierte Kinobesucher wohl ins Kino gelockt wurde, weil er dachte Halloween (2018) sei ein Einzelfilm oder Anfang einer Reihe.
Die Geschichte vom neuesten Serienteil knüpft unmittelbar an die Vorgeschichte dazu aus dem ältesten Teil der Serie an – demnach für das Verständnis von Halloween (2018) im folgenden die wichtigsten Handlungsaspekte aus Halloween – Die Nacht des Grauens (1978): In der Halloween-Nacht im Jahr 1963 ermordet der erst sechs Jahre alte Michael Myers seine siebzehnjährige Schwester Judith in deren Elternhaus in einer Straße der fiktiven amerikanischen Kleinstadt Haddonfield (in der Nähe von Illinois) – nicht zu verwechseln mit der realen Stadt Haddonfield, die sich in New Jersey befindet und in der Debra Hill aufgewachsen ist – mit einem Küchenmesser (genauer noch: ein langes Kochmesser, welches später zu Myers' Haupt-Mordwaffe und einem seiner Markenzeichen wird). Nach dieser im Filmprolog aus der Ego-Perspektive des Mörders hinter einer Clownsmaske raffiniert gefilmten Sequenz wurde der Schwestermörder in eine Psychiatrie eingeliefert und vom Psychiater Dr. Samuel Loomis (gespielt vom mittlerweile verstorbenen Schauspieler Donald Pleasence) 15 Jahre lang vergeblich therapiert. Im Alter von 21 Jahren und der Nacht von Halloween 1978 gelingt Michael (gespielt von Nick Castle) die Flucht aus der Anstalt, und er begibt sich auf den Weg zurück in seine Heimatstadt. In der Straße, in der sein ehemaliges Elternhaus steht, kommt es dann (erneut) zum Grauen: In der Nacht ermordet der Slasher drei Teenager und trifft dabei auch auf die neunzehnjährige Laurie Strode (damals verkörpert von der unbekannten Jamie Lee Curtis, heute ein Hollywood-Superstar). Dem Serienmörder gelingt es aber nicht, die junge Frau zu ermorden, und die Polizei nimmt ihn fest.
An diesem »Plot-Point« vom 1978er-Halloween knüpft nun der 2018er-Halloween an: Nach seiner Festnahme wurde Michael Myers (überwiegend personifiziert von James Jude Courtney, in einigen Szenen aber auch erneut von der Urbesetzung Nick Castle) wieder in eine Besserungsanstalt für psychisch schwer gestörte Täter gesperrt, wo er ganze vierzig Jahre lang therapieresistent verbringt – ohne auch nur ein Wort zu sagen. In der Nacht vor Halloween 2018 soll der mittlerweile 61-jährige schweigsame Hüne dann zusammen mit mehreren Insassen in eine andere Einrichtung verlegt werden, doch der Gefangenentransport misslingt (kein Spoiler! Zu sehen ist dies u.a. im offiziellen Kinotrailer zum Film): Der schulbusartige Transporter kommt von der Straße ab und alle gefährlichen Straftäter können entkommen – natürlich auch der alte Michael. Und was macht er? Wohin geht er? Wer hätte es gedacht: natürlich wieder nach Haddonfield!
Vorhersehbar, aber auch logischerweise kehrt Myers in seine Heimat zurück und ermordet auf dem Weg dorthin auf brutale und kaltblütige Weise zahlreiche unschuldige, u.a. auch die beiden Podcast-Journalisten Dana (Rhian Rees) und Aaron (Jefferson Hall), die Myers einige Tage zuvor im Gefängnis und Strode in ihrem Haus besuchten, weil sie den Fall um den Massenmörder neu aufrollen wollten. Am Ziel in Haddonfield angekommen, »besucht« Michael seine von ihm in Halloween – Die Nacht des Grauens (1978) ermordete Schwester auf dem Friedhof und trifft in der Halloween-Nacht auch wieder auf seine alte Bekannte Laurie Strode (erneut gespielt von Curtis, die auch im zweiten Carpenter & Hill- Halloween, sowie Halloween H20 (1998) und Halloween Resurrection (2002) die weibliche Hauptrolle spielte). Michael hat Laurie damals nicht ermorden können und will es deswegen jetzt, sie hat sich aber damals nicht ermorden lassen und will es auch heute nicht. Miss Strode hat die letzten vier Dekaden nicht in Angst und Schrecken verbracht, sondern sich mittels Bewaffnung, Schießtraining und Verbarrikadieren des Eigenheims auf die Rückkehr ihres Peinigers vorbereitet und tatsächlich jeden Tag gehofft, dass Michael Myers wieder ausbricht, damit sie ihn endlich selbst ermorden kann.
Die britische (Online-)Zeitung The Guardian erklärte am 21.10.18 anlässlich des Erscheinens von Halloween (2018) zum ersten Film der Serie, er sei »a slasher classic you just can’t kill off«; die aufstrebende, deutsche Horrorfilm-Zeitschrift Neon Zombie deklarierte schon im Sommer letzten Jahres, die ganze Halloween-Filmreihe sei »eine unaufhaltsame Kraft«. Und tatsächlich begeistert das Franchise nun schon über vier Dekaden lang seine Zuschauer. Doch woran liegt das? Ganz klar: an Michael Myers.
Genauso wie bei den Schocker-Reihen vom Freitag der 13.-Franchise [1] mit Jason Vorhees oder die A Nightmare on Elm Street-Movies [2] mit Freddy Krueger ist es bei allen Halloween-Teilen (außer III, siehe oben) vor allem die mittlerweile zur Ikone gewordene handlungstragende Filmfigur, welche den anhaltenden Erfolg und die Popularität der Serien cineastischer Schreckenswerke ausmacht. Laut Robots and Dragons legt Halloween (2018) schon im offiziellen Filmtrailer den Fokus auf Michael Myers, musikexpress zufolge ist er nach nur einer Szene aus dem kurzen Einblick in den ganzen Streifen »das perfekte Monster«. Eine passende Gelegenheit, sich die Halloween-Hauptfigur mal genauer anzusehen, um dem Mythos Myers auf die Spur zu kommen. Hierzu bietet sich eine Betrachtung der zentralen Aspekte vom Konzept der Filmfigur an. Die Enthüllung möge beginnen!
Der Name: »Michael« ist einer der häufigsten Vornamen in Amerika und Deutschland, der amerikanische Nachname »Myers« wird in den USA genauso wie das deutsche Pendant »Maier« (oder auch »Müller«) hierzulande oft vergeben. Es gibt also Millionen von Michael Myers/Maier – jeder von ihnen könnte (vom Namen her) der Massenmörder aus dem Film sein. Ist das nicht herrlich beunruhigend? Übrigens: Michael Myers hat sogar einen zweiten Vornamen: Audrey. Weil Michael Audrey Myers aber zu freundlich klingt, keine (kleinstmögliche) Alliteration bildet und der Name Michael Myers simpler, puristischer und einprägsamer ist, hat man sich gegen die lange Namensgebung entschieden.
Das Aussehen: Michael Myers sieht (unkostümiert) aus wie ein gewöhnlicher Mann – auch demnach könnte jeder er sein. Der Protagonist verkleidet sich allerdings: Fast ausschließlich trägt er einen dunkelbraunen Ganzkörper-Overall und stülpt sich eine weiße Gesichtsmaske mit angenähtem braun-grauen Wuschelhaar-Toupet über den Kopf – eines seiner Erkennungsmerkmale und Markenzeichen. Diese Aussehensänderung ist allerdings nicht sonderlich aufwendig: Jeder könnte schnell in die optische Rolle des Killers schlüpfen. Durch die Verkleidung verbirgt Michael einerseits sich, sein Gesicht bzw. seine »wahres Ich« und wird zumindest optisch zu einer Kunstfigur, hinter deren Fassade sich nur schwer blicken lässt. Der Zugang zum kostümierten, mysteriösen Myers fällt auch dadurch schwer, dass er nie etwas sagt – er schweigt stets wie ein Grab.
Das Verhalten: Michael Myers mordet. Das ist sein typischstes Verhalten, was er am häufigsten tut und was ihn auszeichnet. Erstaunlich ist dabei die große Anzahl an Mordopfern – zählt man alle aus allen Halloween-Filmen zusammen, sind es über 100. Erschreckend dabei, wie einfach und routiniert der Multimörder seine Opfer ohne jegliche Gewissensbisse eliminiert: Wenn er nicht gerade mit bloßen Händen tötet, nimmt sich Michael meist einfach einen Hammer oder ein Messer (anderes Markenzeichen: langes Kochmesser) und schlägt oder sticht zu. So furchtbar wie simpel lässt sich auch diese Verhaltensweise problemlos nachstellen, verhaltenstechnisch kann man schnell »ein Myers sein«.
Das Jagdrevier: Der Serienmörder tötet nicht etwa (oft) an exotischen Orten, sondern meist in amerikanischen Reihenhaussiedlungen. Diese gibt es in den USA zuhauf, es handelt sich also um eine bekannte und vertraute Gegend (zumindest für die meisten US-Familien, aber auch den deutschen Kinozuschauer). Und in genau dieser Umgebung schlägt Michael zu: Genau dort, wo man sich Zuhause fühlt. Hm, wie schön unangenehm …
Die Unzerstörbarkeit: Bei all den Morden und Mordversuchen ist es nicht so, dass sich des Mörders Opfer nicht gegen den Straftäter wehren: die Figur wird in allen Halloween-Filmen an- oder überfahren, ge- oder erschlagen, ge- oder erstochen, an- oder erschossen – steht aber trotzdem immer wieder auf! Myers ist zwar verwundbar, scheint aber unverwüstlich zu sein. Und ist das nicht für den Filmbetrachter herrlich schrecklich, wenn auf der Leinwand ein psychopathischer Serienmörder einfach nicht sterben will? Der Mordsspaß hört nicht auf!
Charaktereigenschaften: Wenn sich jemand Michael Myers gegenüber schlecht verhält, will er sich dafür rächen und denjenigen bestrafen. Bei der Verfolgung dieses Ziels ist der Rächer dabei absolut hartnäckig: Er hört erst auf, wenn erreicht ist, was er will – auch wenn er dabei über Leichen gehen muss. Selbstverständlich höchst verwerflich, was der Mann da tut, doch auf eine merkwürdige Art und Weise kommt eine gewisse »Hut ab«-Einstellung auf für Charaktereigenschaften wie Zielstrebigkeit, Durchhaltevermögen, konsequentes und konstantes Verhalten. Diese Persönlichkeitsmerkmale sollte man aber natürlich für etwas anderes wie Morden einsetzen, zum Beispiel Arbeit!
Das Druckluftventil: Jeder ärgert sich mal über seine Mitmenschen – sei es der Chef, der Lebenspartner, die Familie oder Freunde. Manchmal tritt leider auch Wut, Hass und/oder Zorn auf und man möchte die Person des Ärgers gerne zum Mond schießen oder aber sogar zum Teufel jagen. Letzteres darf man aber aus rechtlicher und moralischer Hinsicht nicht tun, weswegen die meisten davon absehen, nicht aber Michael Myers. Aller negativen Energie, die reale Menschen glücklicherweise (meistens) nicht an anderen echten Personen auslassen, lässt die fiktive Figur freien Raum und mordet, was das Zeug hält. Das ist von demher für den Zuschauer gut, weil eine nicht-existierende Filmfigur für ihn sich all den Frust von der Seele morden kann, damit ein echter Mensch es in der Realität nicht mehr tun muss. Michael Myers mit seinen Halloween-Filmen ist ein sehr gutes Beispiel dafür, dass das Horrorfilm-Genre einen positiven psychologischen Effekt auf den Zuschauer haben kann, nämlich die Katharsis von schlechten Gefühlen – wohl auch das »Jammern und Schaudern«, wie es bereits Aristoteles im Fall der klassischen Tragödie (von dem der Horrorfilm eine moderne, cineastische Form sein kann) in seiner »Ars poetica« beschrieb.
Der schwarze Mann: In einigen Teilen der Filmreihe ist vom »schwarzen Mann« die Rede und dass Michael Myers dieser sein soll. Somit fungiert die Filmfigur nicht nur als reale Person innerhalb des Halloween-Filmgeschehens und als verkleidete Kunstfigur (siehe oben), sondern auch auf einer übergeordneten Ebene: Er ist nicht mehr bloß Mensch, sondern sogar die Personifikation einer mythischen Figur aus Erzählungen, die in der Menschheitsgeschichte schon lange zurückreicht.
Die Halloween-Figur: Wie man den Titeln vom Halloween-Franchise unschwer entnehmen kann, spielt sich die Handlung der Shockermovies überwiegend an Halloween ab. Dies ist geschickt gewählt, gilt doch der vor allem in Amerika beliebte, freie Jahrestag als Grusel-, Schauer- und Horror-Feiertag und was passt dazu nicht besser ins Kino als ein psychopathischer Serienmörder und seine abscheulichen Taten. Der Halloweentradition der Verkleidung kommt Myers auch nach (weswegen der gesuchte Mörder an diesem Tag auch unauffällig durch die Gegend laufen kann), sowie auch dem Brauch der abendlichen Wanderung von (Haus-)Tür zu Tür – Michael nimmt aber dort natürlich nicht wie Kinder Süßigkeiten, sondern Leben. Die Filmfigur verlebendigt somit den Geist des Feiertags Halloween, er ist in der Horror(film)-Szene und Popkultur mittlerweile ein charakteristisches Element. Und das ist wohl das größte Erfolgsgeheimnis der Halloween-Reihe, weswegen sie sich seit über 40 Jahren hält und wohl auch weiterhin halten wird: Halloween wird es noch lange geben, und an diesem jährlich wiederkehrenden Tag wollen die Menschen nicht etwa den Osterhasen oder Weihnachtsmann sehen. Nein! Nein! Nein! Die Leute wollen erschreckt werden. Gruselspaß soll es geben. Michael Myers wird es sein …
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[1] Freitag, der 13. (1980), Freitag der 13. – Jason kehrt zurück (1981), Und wieder ist Freitag der 13. (1982), Freitag der 13. – Das letzte Kapitel (1984), Freitag der 13. – Ein neuer Anfang (1985), Freitag der 13. – Jason lebt (1986), Freitag der 13. – Jason im Blutrausch (1988), Freitag der 13. – Todesfalle Manhatten (1989), Jason goes to hell – Die Endabrechnung (1993), Jason X (2001), Freddy Vs. Jason (2003) und Freitag der 13. (2009).
[2] Nightmare – Mörderische Träume (1984), Nightmare II – Die Rache (1985), Nightmare III – Freddy Krueger lebt (1987), Nightmare on Elm Street IV (1988), Nightmare on Elm Street V – Das Trauma (1989), Freddy’s Finale – Nightmare on Elm Street VI (1991), Freddy’s New Nightmare (1994), Freddy Vs. Jason (2003) und A Nightmare on Elm Street (2010).