Ein schrecklich schönes Filmwochenende in Deutschland |
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Stach aus dem Programm heraus: Ruben Brandt, Collector |
Alle Jahre wieder kommt der internationale, cineastische Horror in Festivalform auf die deutschen Kinoleinwände … Die Fantasy Filmfest Nights! Seit 2003 existiert dieses immer im Frühling stattfindende Genre-Filmfestival, welches die ersten beiden Jahre noch »Die Nacht der 1000 Schreie« hieß. Genauso wie die »Fantasy Filmfest White Nights« (kurz: FWN), von denen es von 2015 bis 2019 erst vier gab und die immer im Januar angesiedelt sind, sollen auch die »FFF Nights« die Wartezeit auf das bereits 1987 erstmals und nun immer im Sommer angesiedelte Fantasy Filmfest verkürzen. Unter dem 2010 eingeführten Motto »Fear good Movies« werden dort zu jeder heißen Jahreszeit die spannendsten neuen Filme überwiegend aus den Filmgenres Horror, Thriller und Science-Fiction präsentiert. Seit 2015 sind es insgesamt 50 Filme pro Veranstaltung, wobei jeweils fünf pro Tag gezeigt werden.
Auch dieses Jahr durften sich Chinephile in sieben Städten Deutschlands glücklich schätzen und am Wochenende vor Ostern ganze zehn »phantastic movies« im Rahmen der bereits 17. Fantasy Filmfest Nights an nur zwei Spieltagen ansehen. Während Filmfreunde in Berlin im Cinestar Sony Center, in Frankfurt im Harmonie, in Köln in der Residenz-Astor Film Lounge, in Nürnberg im Cinecittà und in Stuttgart im Metropol am 13. und 14. April jeweils zehn neue, bald regulär – dann auch auf Deutsch – im Kino laufende Streifen erstmals in begutachten durften, hatten die Hamburger das Privileg, bereits einen Tag früher fünf Movies aus dem Ausland als Deutschlandpremiere anzuschauen.
Folgende cineastischen Werke gab es im Original mit englischem Untertitel (OmeU) zu sehen: The Angel (auf Spanisch), The Nightshifter (auf Portugiesisch) und The Witch: Part 1 – The Subversion (auf Koreanisch).
Diese sieben Phantastik-Filme wurden dem Publikum als Originalversion (OV) in englischer Sprache vorgeführt: Dragged Across Concrete; Extremely Wicked, Shockingly Evil, and Vile; Nekrotronic; Nightmare CInema; Ruben Brandt, Collector; The Curse of La Llorona und You Might Be the Killer.
Die 17. FFF Nights machten ihrem Namen als Genre-Filmfestival alle Ehre: Die meisten der Movies waren Horrorfilme, es gab auch einige Thriller, und einer der zehn hob sich ab: Ruben Brandt, Collector ist zwar ein Action-Thriller (nichts ungewöhnliches), doch er ist animiert bzw. gezeichnet! Diese einzigartige Filmperle nimmt sich internationale Kunstgeschichte zum Thema und sieht dabei selbst aus wie ein expressionistisch-cineastisches Kunstwerk. Ebenfalls aus der Menge hervor stach Nightmare CInema: In dieser Horrorfilm-Anthologie werden innerhalb einer Rahmenhandlung ganze fünf Kurzgeschichten mit für das Genre typischen bzw. teils klischeehaften Stories und/oder Motiven erzählt. Eine waschechte Horror-Episodensammlung à la The Twighlight Zone! Durch seine brutale Art aufgefallen ist zudem The Nightshifter, denn die ganz nahe Darstellung einzelner, abgetrennter Körperteile und stark blutiger Leichen, mit denen der Assistenz-Pathologe Stênio im Leichen-Schauhaus auch noch spricht, ist nichts für schwache Nerven: Harter Tobak nur für Fans von echtem Hardcore-Horror.
Extremely Wicked, Shockingly Evil, and Vile und The Angel haben eines gemeinsam: Sie sind beide Serienmörder-Filmbiographien (dabei aber keine Dokumentarfilme!) Während ersterer von einem von Amerikas bekanntestem seriellen Killer handelt, nämlich Ted Bundy, ist das zweite Horror-Biopic erzählt wie ein Coming-of-Age-Plot von Argentiniens Nummer 1 in Sachen »Ich bring so viele wie möglich um«: El Angel. Lustig hingegen wurde es mit You Might Be the Killer: Diese Slasher-Komödie nahm den bekannten »Sommer-am-Feriencamp-Horrorfilm« aufs Korn und lud zum Lachen übers Morden ein. Eine richtige Hommage an die Freitag der 13.-Filme! Wenn auch zwar keine Horrorkomödie, so konnte man aber doch auch bei Nekrotronic seinen Spaß haben. Der mit vielen Scherzen versehene Fantasy-Sci-Fi-Film hat ein derart futuristisch-skurilles Setting mit einigen Buddy-Humor-Elemente, dass man sich an machen Stelle zumindest ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte. Richtig gruselig und zum Erschrecken war The Curse of La Llorona: Dieser Psycho-Thriller handelt von einer Frau, die im 16. Jahrhundert erst ihre beiden Kinder, dann sich selbst ermordete und nun 1973 als Geist nach dem Leben der Kinder anderer Mütter trachtet. Schöner Mystery-Horror, der auf einem in Lateinamerika weit verbreiteten Mythos beruht. Knüppelhart wurde es auf den Fantasy Filmfest Nights 19 auch, und zwar in Dragged Across Concrete und The Witch: Part 1 – The Subversion. Während der erste, amerikanisch-kanadische Action-Thriller eine klassische Justice-Crime-Story mit (un)ordentlicher und politisch inkorrekter Polizeiarbeit bot, paarte der zweite, aus Südkorea stammende Streifen rasant-furiose Actionszenen mit Handlungselementen der Phantastik, vor allem Magie.
Die zehn Filme der 17. FFF Nights sprühten nur so vor bekannten Schauspielern aus aller Welt. Vom Kontinent bzw. Land Amerika – meist aus der Traumschmiede Hollywood – gaben sich unter anderem folgende Haupt- und Nebendarsteller die Ehre: Mel Gibson, John Malkovich, Mickey Rourke und Vince Vaughn (»altes Eisen«), sowie Lily Collins, Zac Efron und Jim Parsons (Jüng- und/oder Schönlinge) – aus Brasilien stammte Daniel De Oliveira. Aus Europa mit ins Rennen geschickt wurden zudem Monica Bellucci (Italien), sowie auch die Deutschen Thomas Kretschmann und Udo Kier. Vom Fernen Osten kommt Kim Da-mi, die bereits mit zahlreichen Filmpreisen ausgezeichnete Jungschauspielerin hat ihre Wurzeln in Südkorea. Und zu guter Letzt wurde auch in Argentinen gecastet: Lorenzo Ferro konnte als Filmprotagonist gewonnen werden.