Do the Right Thing |
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Italo-afro-amerikanische Hood | ||
(Foto: Universal Pictures) |
Von Dunja Bialas
Über dreißig Jahre ist es her, dass Spike Lee seinen bahnbrechenden Do the Right Thing (1989) auf den Filmfestspielen von Cannes vorstellte. So etwas hatte Cannes noch nie gesehen, und der Film des New Black Cinema war ein heißer Anwärter auf die Goldene Palme – die dann aber Steven Soderbergh mit seinem Debüt Sex, Lies, and Videotape gewann. Es war eine Goldschürfer-Zeit des Kinos.
Spike Lee wäre dieses Jahr Jury-Präsident von Cannes geworden, hätte das Festival stattgefunden, der erste Schwarze in der 73-jährigen Geschichte des Festivals. Jetzt läuft im Netflix-Stream sein allseits gelobter Da 5 Bloods, dessen Premiere für Cannes vorgesehen war. Kuchenreuther nimmt dies zum Anlass, um vier der wichtigsten Filme Spike Lees auf die große Leinwand zu bringen.
Im komödiantischen Do the Right Thing wird das Slacker-Leben der afroamerikansichen Jugendlichen in Brooklyn unterbrochen, als es zu einem klaren Fall von Diskriminierung kommt: die Pizzaria of the Hood zeigt in ihrer »Hall of Fame«-Pinwand ausschließlich italoamerikanische Stars. Solange dort kein Schwarzer zu sehen sein wird, bleibe es beim Pizza-Boycott, sagen die Jungs aus der Nachbarschaft. Spike Lee spielt die Hauptrolle, mit dabei sind außerdem Samuel L. Jackon, Ossy Davies oder John Turturro, Stammschauspieler von Lee.
Mo' Better Blues kam ein Jahr später in die Kinos. »Wenn du geschlagen wirst, dann schlag zurück«, das berühmte Zitat des Menschenrechtsaktivisten Malcolm X steht am Ende der Geschichte vom Jazztrompeter Bleek Gilliam (Denzel Washington), der seinen Manager Giant (Spike Lee) rauswirft, um es dann mit dessen Schuldeneintreibern zu tun zu bekommen. Michael Althen nannte Mo' Better Blues den »brillantesten Film des Jahres«, das lässt sich nun bei der Spike-Lee-Schau nachprüfen.
1991 kam Jungle Fever mit Wesley Snipes, der auch schon in Mo' Better Blues zu sehen ist. Samuel L. Jackson, Halle Berry und viele Stammschauspieler von Lee spielen mit. Auch in diesem Film geht es um das Verhältnis der italoamerikanischen Community zu den Black Americans, erzählt als eine Art Romeo-&-Julia-Love-Story. Da aber bei Lee nie irgendetwas harmlos oder oberflächlich ist, werden auch hier die echten gesellschaftlichen Risse mit Bedacht seziert.
Clockers (1995) schließlich hat Spike Lee nach dem gleichnamigen Gangster-Roman von Bronx-Autor Richard Price gemacht, der auch Drehbücher für Martin Scorsese schrieb. Den Film hat Scorsese produziert, eigentlich war es ein Projekt von ihm, aber dann verlegte er sich lieber auf Casino. In Clockers geht es um die Geschichte von zwei halbstarken Brüdern, die um Anpassung oder Widerstand ringen und sich in Drogendeals verheddern, es ist ein Feldzug gegen das Böse in der Welt. Harvey Keitel darf diesmal einen Cop mit weißer Weste spielen.
Ergänzen lässt sich das alles durch Da 5 Bloods, Spike Lees Trip in die Hölle von Vietnam – das Lee nur vor dem Fernseher erlebt hat, er war zu jung, um eingezogen zu werden. Lee konzentriert sich analytisch-dokumentarisch auf die Erlebnisse schwarzer US-Soldaten, den allseitig offen ausgetragenen Rassismus und den zwiespältigen und komplizierten Patriotismus der Afroamerikaner. Der bis heute seine Gültigkeit behalten hat.