25.03.2021

Offener Brief für offene Türen

Neues Maxim
Auch verboten: Privatvorführungen im Neuen Maxim
(Foto: Sigi Müller / Abendzeitung)

Kunst, Kultur und Tourismus fordern die Politik auf, Öffnungsstrategien jenseits von Inzidenzwerten für München vorzulegen

Von Dunja Bialas

München will Modell­stadt werden. Analog zum Tübinger Weg fordert jetzt die Münchner Kunst-, Kultur- und Touris­mus­szene dezen­trale »Remote-Testings« und Öffnungs­stra­te­gien für Theater, Kinos, Museen und Gastro­be­triebe. In einem Offenen Brief, der sich unter anderem an Münchens Ober­bür­ger­meister Dieter Reiter, an den baye­ri­schen Minis­ter­prä­si­denten Markus Söder und an den Münchner Arbeits­re­fe­renten richtet. »artechock« gehört zu den Mitun­ter­zeich­nern, neben über 100 anderen Akteuren der Münchner Kultur­szene. Hier die Liste der Unter­zeichner.

»Inzi­denz­ba­sierte Öffnungs­sze­na­rien sind kein gangbarer Weg«, heißt es in dem Schreiben, ande­rer­seits ließen die vorhan­denen Test­mö­g­lich­keiten auch für München eine sichere und prag­ma­ti­sche Vorge­hens­weise zu. Aufgrund des dyna­mi­schen Infek­ti­ons­ge­sche­hens ergebe sich kaum Plan­bar­keit, wenn man sich nur an den Inzi­denz­zahlen orien­tiert. Sie wollen der Gesell­schaft weitere »Notbremsen« ersparen. Modell­ver­suche wie in Tübingen, wo seit letzter Woche die Cafés, Theater und Kinos wieder geöffnet haben, oder in Berlin, wo das Berliner Ensemble jüngst vor 1000 Zuschauern spielen durfte, zeigen, wie es gehen kann, das Leben wieder in die Häuser mit den Hygie­nekon­zepten zu lassen.

Offene Türen könnten die Initia­toren zumindest bei Dieter Reiter einrennen. Der Stadtrat ist am gestrigen Mittwoch in Konfron­ta­tion zu Minis­ter­prä­si­dent Markus Söder gegangen, ausge­rechnet auf Impuls der Stadträte von Söders CSU, die einen Dring­lich­keits­an­trag gestellt hatten. Jetzt hat sich Dieter Reiter bei Markus Söder für ein Modell­pro­jekt mit kontrol­lierten Öffnungs­schritten vorge­stellt. Eine zentrale Rolle soll ein strenges Test­kon­zept bilden, das von Stadt und Staat aufge­stellte Zelte überall in der Stadt vorsieht.

Wenn alles gutgeht und Söder den Plänen von Reiter nachgibt und der Brief der Kinos, Thea­ter­in­ten­danten, Gastro­be­triebe und eines nicht ganz unwich­tigen Film­ma­ga­zins aufmerksam gelesen wird, dann könnte unter strengsten Hygie­nekon­zepten das Leben wieder beginnen. Neben den Tests werden Abstand und Masken weiterhin Pflicht sein. Die Initia­toren geben zu bedenken: »Mit der Ankunft des Frühlings werden die Menschen den öffent­li­chen Raum nutzen, ob mit oder ohne Test­stra­tegie.«

Eine Hand­bremse ist allemal besser als eine Notbremse.