Offener Brief für offene Türen |
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Auch verboten: Privatvorführungen im Neuen Maxim | ||
(Foto: Sigi Müller / Abendzeitung) |
Von Dunja Bialas
München will Modellstadt werden. Analog zum Tübinger Weg fordert jetzt die Münchner Kunst-, Kultur- und Tourismusszene dezentrale »Remote-Testings« und Öffnungsstrategien für Theater, Kinos, Museen und Gastrobetriebe. In einem Offenen Brief, der sich unter anderem an Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter, an den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder und an den Münchner Arbeitsreferenten richtet. »artechock« gehört zu den Mitunterzeichnern, neben über 100 anderen Akteuren der Münchner Kulturszene. Hier die Liste der Unterzeichner.
»Inzidenzbasierte Öffnungsszenarien sind kein gangbarer Weg«, heißt es in dem Schreiben, andererseits ließen die vorhandenen Testmöglichkeiten auch für München eine sichere und pragmatische Vorgehensweise zu. Aufgrund des dynamischen Infektionsgeschehens ergebe sich kaum Planbarkeit, wenn man sich nur an den Inzidenzzahlen orientiert. Sie wollen der Gesellschaft weitere »Notbremsen« ersparen. Modellversuche wie in Tübingen, wo seit letzter Woche die Cafés, Theater und Kinos wieder geöffnet haben, oder in Berlin, wo das Berliner Ensemble jüngst vor 1000 Zuschauern spielen durfte, zeigen, wie es gehen kann, das Leben wieder in die Häuser mit den Hygienekonzepten zu lassen.
Offene Türen könnten die Initiatoren zumindest bei Dieter Reiter einrennen. Der Stadtrat ist am gestrigen Mittwoch in Konfrontation zu Ministerpräsident Markus Söder gegangen, ausgerechnet auf Impuls der Stadträte von Söders CSU, die einen Dringlichkeitsantrag gestellt hatten. Jetzt hat sich Dieter Reiter bei Markus Söder für ein Modellprojekt mit kontrollierten Öffnungsschritten vorgestellt. Eine zentrale Rolle soll ein strenges Testkonzept bilden, das von Stadt und Staat aufgestellte Zelte überall in der Stadt vorsieht.
Wenn alles gutgeht und Söder den Plänen von Reiter nachgibt und der Brief der Kinos, Theaterintendanten, Gastrobetriebe und eines nicht ganz unwichtigen Filmmagazins aufmerksam gelesen wird, dann könnte unter strengsten Hygienekonzepten das Leben wieder beginnen. Neben den Tests werden Abstand und Masken weiterhin Pflicht sein. Die Initiatoren geben zu bedenken: »Mit der Ankunft des Frühlings werden die Menschen den öffentlichen Raum nutzen, ob mit oder ohne Teststrategie.«
Eine Handbremse ist allemal besser als eine Notbremse.