Das Leben in Argentinien |
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Silence is a falling Body: Eine Spurensuche... | ||
(Foto: Invasion Filmfest) |
Man muss Argentinien nicht mögen, um zu erkennen, dass dies ein ganz besonderes Land ist, einmalig in Lateinamerika. Aber es hilft.
Das Kino dieses Landes ist auch besonders, und es gehört zu den besten, nicht nur des Kontinents, sondern der Welt.
Da geht es anderen Leuten offenbar ähnlich wie mir. Zum Beispiel in Berlin.
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»Mein Vater hat ununterbrochen gefilmt. Sogar als er 1999 bei einem Unfall starb, hielt er seine Kamera in der Hand.« – was für ein schöner Anfang! Es ist der erste Satz zu den ersten Bildern des Films Silence is a falling Body (»El Silencio es un Cuerpo que cae«) von Agostina Comedi. Als der Vater starb, war sie erst zwölf Jahre alt, insofern ist dieser Film auch eine Form, mit dem Vater, den sie nie als Erwachsene kannte, postum zu kommunizieren.
Dies ist eine Spurensuche, die sich zusammensetzt aus Fragmenten. Bildern, Tönen, Worten, Gedanken. Suche nach der verlorenen Zeit, nach dem verlorenen Lebensgefühl. Aufnahmen von den Europareisen eines Argentiniers, irgendwann mal in Rom, irgendwann in der Schweiz durch die Berge im fahrenden Zug, ein Besuch in Disneyland 1993. Manchmal sind die Daten eingeblendet in einer altmodischen Digital-Schrift, die man damals, ich kann mich auch noch erinnern, als »futuristisch« empfand.
Die Regisseurin, die den Film auch aus dem Off erzählt, weiß selber nicht genau, was sie sucht. Das gibt sie zu und diese Offenheit macht ihren sehr persönlichen Dokumentarfilm spannend. Er kommt ohne »Thema« aus, ohne alles Plakative, was Dokumentarfilme heute leider oft haben, er zeigt einfach.
Er zeigt etwas, was der Filmemacherin offensichtlich sehr nahe ist. Und da sie aus »normalen« Mittelstandskreisen kommt, kommt das auch mir sehr nahe vor.
Allmählich entfaltet
sich da das Leben einer Familie in Argentinien in den 80er und 90er Jahren. Der Vater war ein Filmnarr; er war aber auch ein Aktivist bei der halb-illegalen Kommunistischen Partei. Und er liebte, wie man so sagt, das Leben. Also Frauen, Essen, Fußball, Reden, Kino. Nicht notwendig in dieser Reihenfolge. Er liebte auch Männer. Vor seiner Heirat war er elf Jahre mit einem liiert.
Wie das in Familien so ist, die ja nach einer Bemerkung von Tolstoi »alle auf ihre eigene Art unglücklich« sind, gibt es Geheimnisse und unangenehme Wahrheiten, Beobachtungen auf den zweiten Blick, kleine Zeichen und Signale, und Offenheiten.
Und weil Argentinien das wohl europäischste Land Lateinamerikas ist, also das Land des Kontinents, das uns Europäern am nächsten steht, hat dies alles, obwohl sehr fern, auch ganz viel mit uns zu tun.
Ich kann diesen Film nur allen
empfehlen.
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Insgesamt sind es nur vier Filme, die jetzt aus dem Festival Invasion. Das Argentinische Filmfestival ausgelagert und digital gegen eine Eintrittsgebühr zu sehen sind. Alles Dokumentarfilme, sehr verschieden, und sie lohnen sich alle.
Viel besser als immer nur das übliche Rumgestreame. Und auch filmisch anders, eben argentinisch.