Mit vollem Programm voraus |
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Stiller Geheimtipp der Filmkunstwochen: Suzanne Lindons Frühling in Paris | ||
(Foto: MFA) |
Von Dunja Bialas
Einen Monat nach der großen Wiedereröffnung der Kinos finden in München wieder die Filmkunstwochen statt. Elf Kinos aus allen Stadtteilen laden bis zum 25. August zum Sommer-Festival mit vielen Gästen ein. Die Kinobetreiber*innen lassen es sich nicht nehmen, trotz des viel besprochenen Filmstaus ein ganzes Füllhorn an Filmtiteln über die Cineast*innen der Stadt auszuschütten. Nach einem Jahr, wo ständig nur von James Bond gesprochen und geschrieben wurde, beweisen sie mit einer ausgesprochenen Programmvielfalt die Reichhaltigkeit des Filmangebots.
Insbesondere die Reihe KINO SPEZIAL spiegelt die charakterliche Vielfalt der Kinos wieder:
Die Theatiner Filmkunst und Kinobetreiberin Marlies Kirchner laden zu Chansons und Musicals in ON CONNAÎT LA CHANSON ein und zeigen mit VINCENT VAN GOGH Werke der Filmgeschichte zu Van Gogh. Mit dabei sind Original-35mm-Filmkopien, die im Theatiner noch abgespielt werden können. Im Studio Isabella sind Filme zu CINE ESPAÑOL, EXHIBITION ON SCREEN und die spezielle Reihe WAHN UND VERBLENDUNG – ZURÜCK INS LEBEN von Kinobetreiber Louis Anschütz zu sehen.
Das Neue Rex in Laim zeigt KLASSIK auf der Kinoleinwand. Das Kino wird von Thomas Wilhelm unter Mitwirkung von Susanne Schmid betrieben, ebenso wie
das Neue Rottmann, wo mit PSYCHIATRIE IM FILM die langjährige Diskussionsreihe fortgesetzt wird.
Filmklassiker können im ABC gesehen werden, besonders eindrucksvoll sind die Melodramen von Douglas Sirk. Die Museum-Lichtspiele zeigen originalsprachige Filme, die wegen Corona nicht oder nur sehr kurz zu sehen waren wie die Roald-Dahl-Verfilmung The Witches oder den Horrorfilm The Beach House. Der Kinomagier Wong Kar-wai ist mit einer Retrospektive im ABC und im frisch renovierten Arena zu sehen. Im Filmeck Gräfelfing sind zu seinem 10. Todestag die besten Filme von Peter Schamoni zu sehen, darunter der Klassiker Zur Sache, Schätzchen mit der noch blutjungen Uschi Glas. Auch Previews gibt es zu sehen. In Falling bricht Viggo Mortensen eine Lanze für die Lebensvielfalt, in a-ha – The Movie lebt der lässige Pop der 80er-Jahre wieder auf. Kurzfilme auch für die Kleinsten gibt es im Maxim in Neuhausen zu sehen.
Fast dreißig Gäste werden zu den Vorführungen erwartet. Dominik Graf stellt am 31. Juli im City Kino seinen Berlinale-Erfolg Fabian oder Der Gang vor die Hunde vor. Franziska Stünkel ist am 6. August mit Nahschuss zu Gast im Rio Filmpalast (in der Hauptrolle Lars Eidinger als informeller Stasi-Mitarbeiter). Im Theatiner stellt Kino-Rebell Klaus Lemke ab 5. August an drei aufeinanderfolgenden Abenden Kult-Klassiker wie Rocker und 48 Stunden bis Acapulco vor. Geiger Matthias Well kommt ins Rex in Laim zur Vorführung des Biermösl-Films Plattln in Umtata. Matti Bauer zeigt Still im Isabella, Nicolas Humbert und Simone Fürbringer sind mit Wild Plants im Isabella zu Gast.
Die Highlights des DOK.fest München können nun endlich auch auf der großen Leinwand gesehen werden, auch hier sind die Regisseur*innen anwesend. Um das Gasthaus ihrer Oma geht es in Hannah Schweiers kurzweiligem 80.000 Schnitzel (am 1.8. im City), bei Hunter from Elsewhere sind die Münchner Schmuckkünstlerin Helen Britton und Regisseurin Elena Alvarez Lutz zu Gast.
Bleibt zum Schluss die Frage zu stellen: Was hat Corona mit den Kinos gemacht? Die Kinos sind zwar gut durch die Corona-Krise gekommen, die Herausforderung, das Publikum wieder in die Kinos zu locken, ist jedoch sehr groß. Den Filmkunstwochen wird dies hoffentlich auch zum 69. Mal gelingen.
Offenlegung: Die Autorin ist Organisatorin der 69. Filmkunstwochen München.