Gastgeber, Netzwerker, Patriarch |
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Das Filmfest München gäbe es ohne ihn wohl nicht... | ||
(Plakat: Filmfest München) |
Eine traurige Nachricht: Eberhard Hauff ist gestorben, mit 89 Jahren. Hauff war Regisseur, Funktionär, vor allem aber war er der Gründervater des Münchner Filmfests. Das gäbe es ohne ihn nicht und dies ist vielleicht alles in allem seine größte Leistung. Auch sonst war er ein schlauer, geschickter, im Einzelfall überraschend geschmeidiger Netzwerker. München zumindest hat also allen Grund, ihm dankbar zu sein. Überraschend karg und klein fallen aber jetzt die Nachrufe aus, nur eine dpa-Meldung in der AZ, die immer Filmfestbreitseiten druckt, auch im Merkur, nichts in den Überregionalen, nichts vom FFF – eine Schande!
Ich selbst habe sechs Jahre für ihn gearbeitet, als Autor des Münchner Filmfests, vor allem unter dem großartigen, einmaligen und unvergessenen Redakteur Bodo Fründt beim Filmfest Katalog. Es war für mich keine einfache Zusammenarbeit mit diesem Direktor, und es ist kein einfaches Verhältnis gewesen, denn ich habe Hauff als Patriarch alter Schule und recht knöchernen Chef erlebt – darum wäre es jetzt verlogen, selber einen allzu einseitig ehrenden Nachruf zu schreiben, und die
subjektive Wahrheit schreibt man in solchen Momenten auch nicht.
Andererseits haben viele in München, ich selber ganz bestimmt auch, die Qualitäten dieses Filmfest-Chefs erst richtig kennen und schätzen gelernt, als sein Nachfolger das Ruder übernahm. Was immer viele in München, auch ich, um 2001/2002 an Eberhard Hauff mit guten Gründen zu kritisieren hatten – wie gut und geschickt er vieles gemacht hatte, und wie cinephil mit Retrospektiven zu Konchalowski/Michalkow, Leone,
Polanski, Roeg, Wertmüller, merkte man erst, als er nicht mehr da war. Hierfür habe nicht nur ich Abbitte zu leisten.
Eberhard Hauff, der es weder seinen Mitmenschen noch sich selbst besonders leicht gemacht hat, war allemal als Mensch das, was man früher, vor Adorno, »eine Persönlichkeit« genannt hat. Wie ein Eichenschrank: Man konnte sich an ihm stoßen, verrücken konnte man ihn aber nicht. Die Zeiten mit solchen autoritären Figuren waren besser. Denn heute gibt es derlei Chefs nicht minder, sie maskieren sich aber als Volkstribunen, lernfähige »Kulturmanager« und »Kuratoren«, oder Diener modischer Korrektheiten und politischer Trends. Hauff hatte derlei nicht nötig, ein Wort wie »Publikumsfestival« wäre ihm nicht über die Lippen gekommen, zumal er zum »Fest« lud, nicht zum Festival.
Zudem war Hauff ein großzügiger Gastgeber und toleranter Festivaldirektor. Es sollte Spaß machen in München, und das hat es immer.
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»Seine Augen wirkten immer ein wenig müde, sein Lächeln blieb unergründlich. Vielleicht war das die Maske, die man brauchte, um eine Institution wie das Filmfest München zu gründen, zu stabilisieren, zur Anerkennung zu führen, gegen viele Widerstände. ... Eberhard Hauff hatte selber ein paar Filme gemacht, als Regisseur, Produzent oder Drehbuchautor, aber, anders als sein Bruder Reinhard, der durch Filme wie 'Messer im Kopf' das deutsche Kino prägte, sich irgendwann auf die
Organisation der deutschen Filmproduktion konzentriert, lange war er im Vorstand der SPIO, der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft, im Verwaltungsrat der FFA, der Filmförderungsanstalt. Natürlich war das ein schwieriger, manchmal hasardös undankbarer Job als Filmfestschef. Immer fehlte der eine oder andere unverzichtbare Film im Programm, die Kriterien der Auswahl waren nicht nachvollziehbar. Aber Hauff ließ lächelnd viel abprallen, und er sammelte tolle Leute
um sich, denen er viel Freiheit ließ, für Programme der deutschen Filmemacher oder der American Independents. Das Filmfest München – kein Festival, sondern ein Fest! – hat er so zu einer Erfolgsgeschichte gemacht, an die sich Politiker gern anhängten, lokale wie bayerische.«
Fritz Göttler, SZ
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Nachfolgend veröffentlichen wir hier den Nachruf des »Bundesverband Regie e.V.« (BVR) auf sein Gründungsmitglied.
Der Macher, der Visionär, Der Regisseur
Zum Tod von Eberhard Hauff, einem großen Freund, Förderer und Funktionär des Deutschen Films, dem Mitbegründer des Bundesverbands Regie, dem Mitbegründer der BG III in der Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst und dem Gründer des Filmfests München. Die deutschen Regisseurinnen und Regisseure sagen Dank.
Wer Eberhard Hauff erlebt hat, erinnert sich an seine hohe Konzentrationsfähigkeit und seine Willensstärke; er war immer getrieben eine Vision zu gestalten, bestens vernetzt und immer entschlossen etwas Neues zu schaffen. Umgeben von einem Stab von großartigen Mitarbeitern, denen er vertraute, denen er viel Freiheit ließ und die er im Zusammenspiel zu Höchstleistungen antrieb.
Eberhard Hauff kannte und sah den deutschen Film am Ende der Ära des »Neuen Deutschen Films« und handelte. Er sah sich dabei selbst als Regisseur, als Macher, als einen, der der Branche neue Möglichkeiten und Orte erschließen wollte, der wollte, dass Regisseure als die Künstler ihrer Werke wahrgenommen werden. Er wollte München als einen Gegenpol zu Berlin gestalten und stampfte aus dieser Idee heraus nicht nur das Filmfest München aus dem Boden, sondern legte in tiefer Verbundenheit mit den Künstlerinnen und Künstlern viele weitere Grundsteine, die heute aus der Landschaft nicht mehr wegzudenken sind.
So gründete Eberhard Hauff am 11. April 1975 zusammen mit vielen Regiekollegen den Bundesverband Regie – BVR, der bis heute stärksten Interessenvertretung für Regisseurinnen und Regisseure in Deutschland. Als langjähriger Vorstand des BVR nahm er zusammen mit seinem Kollegen Stefan Meuschel Verhandlungen mit den Sendeanstalten auf und schloss erste Vereinbarungen mit dem ZDF ab. Er verband die Interessen von Regisseuren und Regisseurinnen mit denen der Kamera, des Schnitts und des Szenen- und Kostümbilds und gründete innerhalb der noch jungen Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst die Berufsgruppe der Filmurheber zur Wahrnehmung ihrer gesetzlichen Ansprüche aus der Kabelweitersendung, der EU-Verleih- und Vermiet-Richtlinie und der Privatkopie. Erst durch diesen entscheidenden Schritt erhielten Filmurheber Anteil an diesen damals neuen, vielfältigen Nutzungen ihrer Filme. Über Jahrzehnte hatte Eberhard Hauff einen Sitz im Vorstand der VG Bild-Kunst. Er war ein Garant für Kontinuität und Stabilität in einer sich ständig wandelnden Zeit und sorgte für die Wahrnehmung, Teilhabe und für kreative wie finanzielle Absicherungen der Künstler und Künstlerinnen.
Eberhard Hauff gründete das Filmfest München, das wie kein zweites seinen Blick auf die Regie richtete. Hauff hat viele Karrieren ermöglicht, befördert, Chancen eingeräumt. Als einer der ersten öffnete er mit dem Filmfest ein Festival für das Fernsehen und etablierte es als innovatives und international geschätztes Filmfestival. Alle Regisseure und Regisseurinnen sind dem, was er an diesen wie an den vielen anderen Stellen geschaffen hat, zu Dank verpflichtet.
Eberhard Hauff konnte für seine Visionen kämpfen und überzeugen. Er konnte vernetzen, verbinden, aufbauen und war dabei durchaus streitbar sowie jemand, dem der Abschied von dem, was er geschaffen hatte, schwerfiel. In diesen Tagen und in dieser Branche, in denen so schnell vergessen wird, soll aber vor allem daran erinnert werden, was ihm und seinem unermüdlichen Einsatz alles zu verdanken ist.
Der Vorstand und Beiräte des BVR