Im Fokus: Der andere Sudan |
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Das Hauptwerk Gadalla Gubaras: Tajouje | ||
(Foto: Goethe Institut) |
Von Wilfred Okiche
Tajouje (1977)
Das sudanesische Kino hat dem Produzenten, Regisseur und Fotografen Gadalla Gubara viel zu verdanken, dessen Erbe als Pionier des sudanesischen Kinos bis heute unangefochten bleibt. Das liegt auch daran, dass Gubara bis in seine letzten Lebensjahre unermüdlich Filme produzierte. Tajouje wird oft als sein Hauptwerk gesehen, eine ausgedehnte, epische Romanze, in deren Mittelpunkt eine tragische Dreiecksbeziehung zwischen der Titelheldin und zwei ihrer Verehrer steht. Auch wenn Tajouje 2017 digital restauriert wurde, ist er bis heute kaum verfügbar.
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Beats of the Antonov (2014)
Der mitreißende Dokumentarfilm von Regisseur Hajooj Kuka dokumentiert die ethnisierten Konflikte am Blauen Nil und in den Nuba-Bergen. Er konzentriert sich dabei auf die Rolle der Musik, die den betroffenen Gemeinschaften hilft, angesichts des Konflikts kulturell und spirituell zu überleben. Während Regierungstruppen umgebaute
Antonov-Frachtflugzeuge zur Bombardierung nutzen, versammeln sich die Bewohner und versuchen mit ihren Stimmen und Instrumenten gegen die Gewalt anzumusizieren. Der Film feierte seine Premiere auf dem internationalen Filmfestival von Toronto.
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Khartoum Offside (2019)
Khartoum Offside folgt einigen jungen Frauen und ihrem charismatischen Trainer, die trotz des Verbots durch die islamistische Militärregierung Profifußball spielen wollen. Sie stellen sich unzähligen Herausforderungen und sind entschlossen die
offizielle Anerkennung als sudanesische Frauenfußballnationalmannschaft zu erhalten. Regisseurin Marwa Zein drehte den Dokumentarfilm trotz Widerstands von Seiten der Regierung.
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Goodbye Julia (2023)
Wenn Mohamed Kordofanis Debütfilm auf den Filmfestspielen von Cannes in diesem Mai in der Sektion „Un Certain Regard“ Premiere hat, wird es das erste Mal in der Geschichte des sudanesischer Films sein, dass ein Film aus dem Sudan in Cannes gezeigt worden ist. Goodbye Julia spielt in Khartoum vor dem Hintergrund der Ereignisse, die zur Entstehung des neuen, unabhängigen Südsudan führten. Das Drama erforscht die Unterschiede zwischen den beiden Ländern über die im Zentrum stehende Beziehung zweier Menschen. Kordofani betrachtet den Film als einen „Aufruf zur Versöhnung“.
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Talking About Trees (2019)
Talking About Trees ist fast so etwas wie eine Feelgood-Doku, die ihr Material an den ungewöhnlichsten Orten findet. Regisseur Suhaib Gasmelbari verfolgt die Bemühungen von vier pensionierten sudanesischen Filmemachern –
Ibrahim Shadad, Manar Al Hilo, Suleiman Mohamed Ibrahim und Altayeb Mahdi – bei ihrem Versuch, die Wiedereröffnung eines Freiluftkinos in der Stadt Omdurman zu realisieren. Und das trotz Jahrzehnten politischer Zensur, Apathie und staatlicher Bürokratie. Talking About Trees ist eine erfrischendes Statement über die Kraft gemeinsamen Handelns und eine Erinnerung
daran, dass Kino immer Teil dieser Handlungsebene sein wird.
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Mit 20 wirst du sterben (2019)
Amjad Abu Alalas Mit 20 wirst du sterben feierte Ende August 2019 bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig seine Premiere und wurde dort als bester Debütfilm ausgezeichnet. Basierend auf einer Kurzgeschichte
des sudanesischen Schriftstellers Hammour Ziada beeindruckt Alalas Film durch seine starke Cinematographie, ein zart perlendes Licht in den Häusern und Ufern am Nil, ruhige, introspektive Porträts und eine Sehnsucht nach Freiheit und Transformation, die ihre Kraft auch aus der Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte und einer kritischen Betrachtung des Islam zieht. (Axel Timo Purr)
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(Übersetzung aus dem Englischen von Axel Timo Purr)
Mit freundlicher Genehmigung von The Continent, wo dieser Artikel am vergangenen Wochenende erschienen ist. The Continent ist das Magazin Afrikas mit der größten Reichweite. Die wöchentliche erscheinende Publikation wird kostenlos über WhatsApp, Signal oder Telegram zugestellt und kann unter https://www.thecontinent.org/subscribe abonniert werden.