Pia Frankenberg |
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Pia Frankenbergs erster Langfilm Nicht nichts ohne dich (1986) | ||
(Foto: Filmgalerie 451) |
Warum auch immer – und jedenfalls zu Unrecht: Pia Frankenberg, geboren 1957 hat nach frühen Erfolgen in den 80er und 90er Jahren, keine Filme mehr als Regisseurin gemacht. Dabei verkörpert sie ziemlich viel von dem, was das deutsche Filmsystem mit den angeschlossenen Fernsehsendern angeblich will: Sie machte Komödien, gewann Preise und hatte Erfolg an der Kasse. »Screwball made in Hamburg. Voilà, hier kommt Pia Frankenberg.« – so schwärmte 1988 der »Wiener« (wer erinnert sich noch?).
30 Jahre nach ihrem letzten Spielfilm bringt die »Filmgalerie 451« jetzt die Kinofilme von Frankenberg wieder ins Kino – in einer kleinen Filmtour durch Berlin und Hamburg und dann in Form einer kompletten DVD-Box und on demand.
Der Verleih schreibt von einer Regisseurin, »die ihre Geschichten als leichtfüßige und subversive Komödien erzählt. Das ist ungewöhnlich und bis heute selten im deutschen Kino.«
Diese Woche beginnt die Kinotour in Anwesenheit von Pia Frankenberg, deren Stationen hier dokumentiert sind.
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Von Anna Bitter
Als der Filmkritiker Helmut Schödel im Zuge der Verleihung des Max Ophüls Preis' an Pia Frankenbergs ersten Langspielfilm Nicht nichts ohne Dich 1986 in der »Zeit« von einem Erfolg »auf verlorenem Gelände« spricht, spielte dies auf den damaligen Austragungsort der Preisverleihung an: eine Diskothek, die bis vor Kurzem noch »Saarbrückens größtes Kino« gewesen war.
Zugleich aber schien klar, dass Pia Frankenberg mit ihrem Film, trotz aller
Untergangsstimmung, die das Kino hartnäckig verfolgt, als neuer Hoffnungsschimmer in der deutschen Kinolandschaft wahrgenommen wurde: Sie hatte sich, ungewöhnlich und im deutschen Kino bis heute eher selten, als Talent auf dem Terrain der Filmkomödie bewiesen. Die Komödie sei, so sagt sie 1988 der »Morgenpost«, »die schönste Form, Anregungen subversiven Verhaltens zu geben« und trifft damit ins Herz ihres ästhetischen Ansatzes, der sich quer durch ihr filmisches OEvre
nachverfolgen lässt: Ihre Filme sind leichtfüßig, provokant, unangepasst und bleiben zugleich kluge, ungeschliffene Reflexionen der bundesdeutschen Wirklichkeit (80er- und 90er-Jahre), in der sie entstanden.
In Nicht nichts ohne Dich zeigt Pia Frankenberg die Turbulenzen des Alltags einer Regisseurin, die sich im winterlichen Hamburg mehr rastlos als zielsicher durch ihr Leben bewegt, ohne sich und ihre Filme auf vorgefertigte Programmatiken herunterbrechen zu lassen. Wolf Donner schrieb 1986 im tip Berlin: »In seinen besten Momenten, wo er radikal die subjektiven Erfahrungen der Autorin umsetzt, dokumentiert der Film blubbernden Zeitgeist und steckt, so irgendwie, voller echt schwerwiegender Probleme.« Auch Brennende Betten sucht 1988, erneut vor Hamburg-Kulisse, entlang der Geschichte eines ungleichen Paares jene Reibung mit der unmittelbaren Umwelt.
In Nie wieder schlafen treiben 1991 drei Freundinnen durch das junge Nachwende-Berlin. In der Bewegungsform des Umherstreifens nähert sich der Film einer Stadt im Umbruch: ein wüstes Brachland zwischen Vergangenheit und Zukunft.
Pia Frankenberg erzählt unmittelbar aus dem Geschehen heraus. Ihre Filme finden darin einen ebenso persönlichen wie politischen Ansatz. Sie sind intensive Zeitdokumente, die in ihrem unverstellten Blick eine aufregende
Aktualität bewahrt haben. Nie wieder schlafen war ihr letzter Spielfilm, den sie als Regisseurin realisierte. Auf die Frage, warum sie danach keine Filme mehr machte, antwortet Pia Frankenberg heute: »Die Stoffe zu meinen Filmen waren immer in ihrer Zeit verankert, deshalb wollte ich meine Ideen schnell umsetzen. Doch die Finanzierung in Deutschland dauerte schon damals ewig, nichts ging mehr ohne Fernsehen, und die Redaktionen wollten Kompromisse, die ich
verweigerte.«