Girls just wanna have fun |
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Tanzende Working-Class: Chuck Chuck Baby | ||
(Foto: Artemisia Films) |
Von Dunja Bialas
Es genügt, ihren Namen zu sagen, und schon geht der Ohrwurm los. Cyndi Lauper war ein eigenartiges Phänomen der Achtzigerjahre, nahm punkig vorweg, was Madonna in Eleganz performte, war ungleich wilder und wütender. In »Girls just wanna have fun« rockte sie 1983 von der Selbstbestimmung und vom Carpe Diem junger Frauen, die sich über die Wünsche der Elterngeneration hinwegsetzen: »My mother says when you gonna live your life right (…) my father yells what you gonna do with your life«, sang sie. Für Cyndi Lauper, zumindest im Lied, ist Daddy immer noch »number one«, und alle, Mädels wie Jungs, wollen nach der Arbeit eigentlich nur das eine haben: Fun.
Ein erstaunlicher Text. Unbedingt dazu denken muss man sich den Derwischtanz, in dem Cyndi Lauper im punkigen Gothic-Outfit mit einer Crowd durch die Straßen von New York pogte. Diese und andere Wut-Tänze gegen die Angepasstheit machten aus ihr eine Ikone der LGBTIQ-Community, ähnlich Madonna, die als Inspiration der Queerness gilt. Die Pop-Ikonen zogen jedoch nicht an einem Strang, sondern galten seit jeher als Rivalinnen, von denen die eine ungleich erfolgreicher und berühmter
als die andere wurde – die sich deshalb aber auch als Heldin neu entdecken lässt. Genau das macht jetzt Alison Ellwoods Dokumentarfilm Let the Canary Sing, der in München beim 30. Bimovie für viel gute Laune sorgt. Biographisch wird Laupers Weg nachgezeichnet, die Rivalität zu Madonna problematisiert und etliche Zeitzeugen befragt. Und natürlich kommt die unfassbare Cyndi selbst auch zu
Wort.
(Do 07.11. 20:30 und Mo 11.11. 18:00, Neues Maxim)
Nach dem Rollback, der in der USA jetzt mit der Wiederwahl des misogynen und queerophoben Trump zu erwarten ist, ist zumindest die Freiheit versprechende Musik ein befreiendes Antidot. Wohltuend deshalb, dass es bei Bimovie außerdem noch ein britisches Working-Class-Musical im Programm gibt. Das ist Eskapismus und stellt sich trotzdem der Realität. Janis Pughs Chuck Chuck Baby spielt in Nordwales,
zeigt den Alltag in einer Hühnerfabrik, wo ihre nach allen Regeln des Patriarchats ausgebeutete Hauptfigur Helen ihren Jugendschwarm wiedertrifft. Und singt und tanzt. Pugh wuchs in den Siebzigern in Nordwales auf, als Kind der Arbeiterklasse. Daher auch die Mischung aus dokumentarischen und phantastischen Anteilen, die ihr u.a. den BAFTA Breakthrough Award einbrachte.
(Fr 08.11. 18:00 und Di 12.11. 20:30, Neues Maxim)
Auch in Deutschland ist die Welt derzeit nicht rosig. Deshalb ist es gut, dass auch hier Musik gemacht wird, voller Power, die auch feministisch ist. »Sisterqueens« sind eine Rap-Formation, die als Berliner Sozialprojekt begann und sich als Sprungbrett zur Eigenständigkeit entpuppte. Im gleichnamigen Dokumentarfilm rappen und feiern sich drei junge Frauen auf dem Weg zu mehr Selbstbewusstsein – gewissermaßen als kleine Cindy-Schwestern. Wie sehr der Film die
jungen Gemütslagen trifft, lässt sich am Young Jury Award ablesen, den die Regisseurin Clara Stella anlässlich der deutschen Premiere beim Filmfest München erhielt.
(Fr 08.11. 20:30 und So 10.11. 18:00, Neues Maxim)
Dazu passt der Dokumentarfilm Girl Power der tschechischen Künstlerin Sany und von Regisseur Jan Zajiicek, in dem weder gesungen noch getanzt, dafür in fünfzehn Städten gesprayt wird. Es geht nach Osteuropa, Südafrika, Südeuropa und zumindest noch nach New York, jeweils in die Hochburgen der Graffiti, gefilmt wurde über einen Zeitraum von sieben Jahren. Zum ersten Mal werden die Frauen der Streetart-Domäne und ihr »Second Life«, ihr verborgenes Leben gezeigt. Sany gehört selbst der Szene an, diesmal nimmt sie statt der Spraydose die Filmkamera in die Hand. (Sa 09.11. 20:30 und Di 12.11. 18:00, Neues Maxim)
Die britische Schriftstellerin Radclyffe Hall weist indes den Weg in die Vergangenheit. Anfang des letzten Jahrhunderts lebte sie libertin mehrere lesbische Beziehungen aus und verfasste zugleich ein beachtliches Romanwerk, das sie in den begehrten Londoner Pen Club aufsteigen ließ. Das amerikanische Regie-Duo Lisa Marie Evans und Marianne Martin erbringen in ihrem Dokumentarfilm In Her Words: 20th Century Lesbian Fiction ausgehend von Halls Roman »Quell der Einsamkeit« einen Almanach lesbischen Schreibens. Entlang von Archivmaterial und zahlreichen Interviews durchqueren sie dabei fast ein ganzes Jahrhundert. Der Streifzug kennt u.a. Ann Bannon, Patricia Highsmith, Alice Walker und Leslie Feinberg. Im Anschluss an den Kinobesuch kommt dann der local bookstore dran! (So 10.11. 15:30 und Mi 13:11. 18:00, Neues Maxim)
Einzelkarte 11,50 €
4er Block 44,– €
Ermäßigung (nur München-Pass)10,– €