Dokumentation (DigiBeta)
»Der Film geht den gerichtlichen Auseinandersetzungen um Giorgio Bellini nach. Dem Tessiner, der 1994 verhaftet wurde, warf man vor, 1981 an den Vorbereitungen zu einem Attentat auf Radio Freies Europa in München beteiligt gewesen zu sein. Wie Bellini oder Oreste Scalzone teilte auch die Regisseurin Francesca Solari die Ideale der außerparlamentarischen Linken in Italien seit 1968 und nahm an ihren Protestaktionen teil. Sie befragt die Aktivisten aus dieser Zeit, interveniert selbst im Film und lässt die Jahre des politischen Kampfes mit seinen Hoffnungen und seinem Zorn aufleben. Das Wiederaufrollen dieser kollektiven Geschichte, ihrer ›radikalen Kritik sowie der existentiellen und politischen Revolte‹ war für Francesca Solari aber auch eine Gelegenheit, ihre eigene Vergangenheit zu befragen. Auch die Mutter und die Tochter der Filmemacherin melden sich zu Wort: ›Indem ich in die Erinnerung zurückreise‹, erklärt sie, ›kann ich die Liebe von der Last des Hasses befreien.‹ Aus den Interviews, ›den Gesten und Sätzen, die der Wirklichkeit entstammen‹, entsteht ein filmischer Bericht, den die Off-Stimme der Regisseurin kommentiert.
The film revisits the legal predicaments of Giorgio Bellini, a Ticino man arrested in 1994 by the Swiss police and accused of complicity in a planned attack on the Munich Radio Free Europe in 1981. Like Bellini and Oreste Scalzone, the director Francesca Solari has shared the ideals and protest activities of the extra-parliamentary Italian left since 1968. Questioning people involved at the time, and intervening in the film herself, she describes those years of political struggle, with their share of hope and anger. But this collective history, comprising ›radical critique, existential and political rebellion‹, is also for Francesca Solari an opportunity to question her own past.
Produktion: Ventura Film, Al castello, Casella postale 10, CH-6866 Meride, Schweiz, Tel. +41-91-646 20 21, Fax. +41-91-646 03 86, e-mail: ventura@venturafilm.ch
Uraufführung: August 2000 in Locarno, Schweiz
Weltrechte: Ventura Film, Schweiz
BIO-Filmographie
Francesca Solari
Geboren 1950 in Lugano. Schon auf dem Gymnasium politisches Engagement in Bewegungen der extremen Linken – zuerst in der Schweiz, dann in Italien: im Umkreis von Organisationen wie Lotta Continua und Autonomia Operaia. 1977 Anschluß an die feministische Bewegung und Wiederaufnahme des Philosophie- und Kunstsoziologie-Studiums. Später Arbeit als Journalistin und als Regisseurin beim Radio und Schweizer Fernsehen. 1993-97 Perfektionierung ihrer Ausbildung als Filmemacherin in Paris.
Filme (Auswahl):
1986 DE BAKONGO A PARIGI
1989 PAZZI DI RIVOLUZIONE
1991 BANLIEUES' ARTS
1991 IL SIGNORE DI NOTRE DAME
1992 LA MOGLIE DEL MIO MARITO
1993 VOCI DI DONNA
1993 BAINS DOUCHES
1994 PER UN PUGNO DI CAVALLETTE
1996 SPLÜJA BELA
1996 USCITI DALL' OMBRA
2000 ADDIO LUGANO BELLA ›(16. Internationales Dokumentarfilmfestival München)‹«