»BLINDER SCHACHT erzählt von zwei Wanderarbeitern, die sich in illegal betriebenen Kohlegruben verdingen. Der jüngere Song (Li Yixiang) und sein Kollege Tang (Wang Shuangbao) leben weit entfernt von ihren Heimatdörfern und sind bepackt mit Bündeln aus jenen karierten Plastiktaschen, die weltweites Kennzeichen von Migranten sind. In der ersten Szene, unten bei der Arbeit in einem der ungesicherten Schächte, wird jedoch klar, dass Song und Tang nicht die Prototypen für ein klassisches Bergarbeiterdrama mit Untertaggewitter sind, sondern zwei Mörder, die eine Schwachstelle des Systems für sich nutzen.
Song und Tang töten Tangs Bruder, der erst kurz zuvor auf Arbeitssuche zu ihnen gestoßen war; sie bringen den Schacht zum Einsturz, entkommen dem angeblichen Unfallort unversehrt und spielen dem Boss ihre Trauer vor, während sie zugleich in einer langen, grandios improvisierten Spielszene eine Entschädigung und ein Schweigegeld von ihm fordern, gegen das sie bereit wären, schriftlich zu versichern, dass der Tod ihres Verwandten nicht auf das Konto mangelnder Sicherheitsvorkehrungen geht. Danach überweisen sie einen Teil des Geldes nach Hause, gehen zu Prostituierten und machen sich – Kette rauchend, übermüdet und immer wieder in Reden verstrickt – erneut auf Arbeitssuche.« (Claudia Lenssen, taz)