La devinière

Belgien 2000 · 90 Minuten
Regie: Benoît Dervaux
Kamera: Benoît Dervaux

Doku­men­ta­tion (35mm)

»Am 18. Februar 1976 öffnete die psycho­the­ra­peu­ti­sche Insti­tu­tion ›La Devinière‹ ihre Pforten für 19 angeblich unheil­bare Kinder, die von allen anderen Einrich­tungen zurück­ge­wiesen worden waren. Es schien jenseits der Grenzen des Menschen­ver­standes, von Psych­ia­trie und Pädagogik zu sein, diese heimat­losen Indi­vi­duen aufzu­nehmen.
›La Devinière‹ akzep­tierte diese praktisch im Exil befind­li­chen Kinder für immer, basierend auf dem Grund­prinzip der Insti­tu­tion, niemanden – aus welchem Grund auch immer – zurück­zu­weisen. Das Wort ›Asyl‹ bekommt hier seine ursprüng­liche Bedeutung zurück: Es ist ein Zufluchtsort, ein Ort ohne Gitter­s­täbe und Psycho­phar­maka, wo man das Recht hat, ›seine Verrückt­heit zu leben‹.
›Im Laufe der Zeit habe ich diesen Ort aus nächster Nähe gefilmt, einen Ort, der blühendes Leben ermög­licht, während alles hoff­nungslos zu sein schien.‹ Benoît Dervaux

›Man will, dass diese Leute für die Gesell­schaft ‚nützlich' sind. Die Frage ‚Was tun die eigent­lich den ganzen Tag?' ist blöd­sinnig, denn eigent­lich sind sie den ganzen Tag beschäf­tigt. La Devinière versucht, das Leiden in Grenzen zu halten und den Menschen ihre Verant­wort­lich­keit und ihre Würde zurück­zu­geben. Wir sind ein Kollektiv und machen alles zusammen, vor allem Parties. Zu Beginn gab es gewalt­same Ausbrüche und fürch­ter­liche Zers­tö­rung. ‚Die Kinder' haben zehn Jahre lang gebraucht, ehe sie mitein­ander essen konnten. Darum müssen wir, wenn jemand neu dazukommt, auf diese Person besonders achten. Das Problem der Psych­ia­trie ist es, die Angst zu besei­tigen, die unsicht­bare Gitter­s­täbe erzeugt. In einem Kollektiv ist es die Angst, die Dramen hervor­ruft. Auf gewisse Weise mussten wir versuchen, dem Leiden gegenüber unemp­find­lich zu werden. Das Auftau­chen der Kamera hat kein Drama verur­sacht, weil sie uns nicht brutal aufge­zwungen wurde. Auf Film gebannt zu werden, ist nichts, was die Bewohner hier aufregt.‹ Michel Hock, Gründer von ›La Devinière‹

On February 18, 1976, the psycho­the­ra­peutic insti­tu­tion La Devinière opened its doors to 19 reputedly incurable children, rejected by all. It was seemingly beyond the limits of common sense, psych­iatry and pedagogy to acknow­ledge them, or recognize them.
La Devinière accepted these vitually exiled children uncon­di­tio­nally, in keeping its founding principle not to reject them for any reasons. The word ›asylum‹ recovers its original meaning here: a space without bars and without drugs, where one has the right to ›live one’s madness‹. Over more than twenty years, bonds of soli­da­rity have been forgotten between these indi­vi­duals without attach­ments.
›With the passing seasons, I have filmed at close range this place that has enabled life to flourish, there were ever­y­thing seemed fore­doomed.‹ (Benoît Dervaux)

Produk­tion: Les films du fleuve, Jean-Pierre Dardenne, 13 quai de Gaulle, B-4020 Liège, Belgien, Tel. +32-4-349 56 90, Fax +32-4-349 56 96, e-mail: films­fleuve@swing.be
Co-Produk­tion: Lapsus, Esther Hoffen­berg, 5 rue Arthur Groussier, F-75010 Paris, Frank­reich, e-mail: Lapsus@wanadoo.fr; La Sept ARTE – Unité de Programme Docu­men­taires, Wallonie Image Produc­tion; Dérives
Gefördert von: Centre du Cinéma et de l’Audio­vi­suel de la Commu­n­auté Française de Belgique, Télé­dis­tri­bu­teurs Wallons, Région Wallonne, Centre National de la Ciné­ma­to­gra­phie, PROCIREP
Urauf­füh­rung: Brüssel 2000
Welt­rechte: DOC & Co, 13, rue Portefoin, F-75003 Paris, Frank­reich, Tel. +33-1-42 77 56 87, Fax +33-1-42 72 64 82
Preise: Prix des Biblio­thèques (Paris, März 2000), Prix des Cinéclubs (Lissabon)

BIO-Filmo­gra­phie
Benoît Dervaux

Geboren 1966 in Belgien. Er studierte Kamera am Institut des Arts et Diffu­sions in Louvain-la-Neuve. Heute arbeitet er als Kame­ra­mann, haupt­säch­lich für das belgische Fernsehen, und ist in der Kame­ra­crew der Brüder Dardenne. La Devinière ist sein dritter eigener Doku­men­tar­film.

Filme:
1994 gigi et monica
1996 gigi, monica & bianca
2000 La Devinière«

(16. Inter­na­tio­nales Doku­men­tar­film­fes­tival München)