Indiras Tagebuch

D/Ö/F 2000 · 88 Minuten
Regie: Eduard Erne
Kamera: Harald Schmuck

Doku­men­ta­tion (35mm)

»Am 24. März 1999 heulen auch in Fushe Kosove bei Pristina die Sirenen. Es ist der Beginn des NATO-Bombar­de­ments gegen Jugo­s­la­vien und Indira Berisha notiert in ihr Tagebuch: ›Für jeden war das der Anfang vom Ende‹. Sie ahnt nicht, dass es der Beginn einer wochen­langen Flucht sein wird. Am 19. April, in einem Zelt im Flücht­lings­lager Stenkovac 2 in Maze­do­nien, schreibt sie: ›Langsam verliere ich mich selbst‹. Indira – ein Flücht­ling inmitten von Zehn­tau­senden Vertrie­benen aus dem Kosovo.
›Indiras Tagebuch‹ ist ein Dokument der Vertrei­bung am Ende des 20. Jahr­hun­derts, Innen­an­sichten einer jungen Kosovo-Albanerin auf der Flucht. Präzise, manchmal poetisch, beschreibt sie jeden einzelnen Tag – vom Beginn der Bomba­die­rung bis zu ihrer Ankunft im Asyl in Schweden: Die Nacht, als serbische Para­mi­litärs ihr Haus über­fielen, die Flucht, das tagelange Warten im Regen an der maze­do­ni­schen Grenze, ihr Leben im Flücht­lings­lager. Der Film begleitet Indira bei ihrer Rückkehr in ihren Heimatort auf der Suche nach ihrem vermissten Vater und führt gleich­zeitig in die Welt ihres Tagebuchs, in dem sie Bruta­lität, Ernied­ri­gung und den Verlust von Identität als Flücht­ling beschreibt. Die Realebene ihrer Reise in eine zerstörte Heimat und die Erin­ne­rungs­ebene ihres Tagebuchs vermi­schen sich zu einer Geschichte von Vertrei­bung, Flucht und Rückkehr.
Am Ende dieser Reise sagt Indira: ›Ich fühlte mich, als wäre ich eine verschol­lene Person. Ich fragte mich, wenn es eine Möglich­keit gäbe, die Seele zu berühren, hätte dann die Seele etwas verspürt?‹

›I’m slowly losing myself‹, wrote Indira Berisha on April 19th, 1999 in her diary, sitting in a tent in a refugee camp in Macedonia, after being forced out of her home in Kosovo. Later she writes, ›If it were possible to touch the soul, I wonder whether my soul would have felt anything?‹
The film accom­pa­nies Indira upon her return as she searches for her missing father. Her actual return coupled with the recollec­tion of her diary tell of brutality, humi­lia­tion, fear and her attempt to come to terms with agonising memories.

Produk­tion: Karisma Film­pro­duk­tion, Eduard Erne, Neuhofstr. 33, D-60318 Frankfurt/M., Tel. +49-69-560 300 20, Fax +49-69-560 300 22, e-mail: Eduard.Erne@t-online.de in Zusam­men­ar­beit mit eXtrafilm und f for film
Co-Produ­zenten: Margarita Seguy, Lukas Stepanik
Gefördert von: Hessische Film­för­de­rung, BKA/Sektion Kunst, ORF, Soros Docu­men­tary Fund
Urauf­füh­rung: Oktober 2000, Doku­men­tar­film Festival Leipzig
Welt­rechte: f for film, 16, Rue de L’ancienne Forge, F-27120 Fontaine-sous-Jouy, France, Tel. +33-2-322 625 39, Fax +33-2-323 686 49, www.f-for-film.com

BIO-Filmo­gra­phie
Eduard Erne

Geboren 1958 in Bregenz/Öster­reich. Regie­stu­dium am Mozarteum Salzburg, Thea­ter­ar­beit als Schau­spieler und Regisseur am Schau­spiel­haus Wien und am Theater am Turm in Frankfurt. Lebt seit 1985 in Frankfurt am Main. Seit 1992 Autor, Regisseur und Producer für Doku­men­tar­filme. 1999 Gast­pro­fessur am Institut für ange­wandte Thea­ter­wis­sen­schaften der Justus-Liebig-Univer­sität Gießen (›Doku­men­ta­risch arbeiten‹).

Filme:
1992 APROPOS HR (DOKUMENTARSERIE, 8 FOLGEN)
1993 FÜRCHTET EUCH NICHT
1994 TOTSCHWEIGEN (PRIX FUTURA BERLIN 1995);
1994 HALLO!...HALLO? – 33 MOMENTE AM TELEPHON
1996 DER LANGE SCHATTEN VON MOGADISCHU – MONIKA HAAS UND DIE RAF; SIEBEN SCHLAFZIMMER
1997 RANDALE, KICK UND LEIDENSCHAFT – DIE FANS DER OFFENBACHER KICKERS
1999 AUF DEN SPUREN DES KRIEGES
2000 DIE GESPENSTER DER VERGANGENHEIT
2000 INDIRAS TAGEBUCH
2000 STALIN HAT UNS DAS HERZ GEBROCHEN«

(16. Inter­na­tio­nales Doku­men­tar­film­fes­tival München)