Dokumentation (35mm)
»Am 24. März 1999 heulen auch in Fushe Kosove bei Pristina die Sirenen. Es ist der Beginn des NATO-Bombardements gegen Jugoslavien und Indira Berisha notiert in ihr Tagebuch: ›Für jeden war das der Anfang vom Ende‹. Sie ahnt nicht, dass es der Beginn einer wochenlangen Flucht sein wird. Am 19. April, in einem Zelt im Flüchtlingslager Stenkovac 2 in Mazedonien, schreibt sie: ›Langsam verliere ich mich selbst‹. Indira – ein Flüchtling inmitten von
Zehntausenden Vertriebenen aus dem Kosovo.
›Indiras Tagebuch‹ ist ein Dokument der Vertreibung am Ende des 20. Jahrhunderts, Innenansichten einer jungen Kosovo-Albanerin auf der Flucht. Präzise, manchmal poetisch, beschreibt sie jeden einzelnen Tag – vom Beginn der Bombadierung bis zu ihrer Ankunft im Asyl in Schweden: Die Nacht, als serbische Paramilitärs ihr Haus überfielen, die Flucht, das tagelange Warten im Regen an der mazedonischen Grenze, ihr
Leben im Flüchtlingslager. Der Film begleitet Indira bei ihrer Rückkehr in ihren Heimatort auf der Suche nach ihrem vermissten Vater und führt gleichzeitig in die Welt ihres Tagebuchs, in dem sie Brutalität, Erniedrigung und den Verlust von Identität als Flüchtling beschreibt. Die Realebene ihrer Reise in eine zerstörte Heimat und die Erinnerungsebene ihres Tagebuchs vermischen sich zu einer Geschichte von Vertreibung, Flucht und Rückkehr.
Am Ende dieser Reise sagt Indira:
›Ich fühlte mich, als wäre ich eine verschollene Person. Ich fragte mich, wenn es eine Möglichkeit gäbe, die Seele zu berühren, hätte dann die Seele etwas verspürt?‹
›I’m slowly losing myself‹, wrote Indira Berisha on April 19th, 1999 in her diary, sitting in a tent in a refugee camp in Macedonia, after being forced out of her home in Kosovo. Later she writes, ›If it were possible to touch the soul, I wonder whether my soul would have felt anything?‹
The film accompanies Indira upon her return as she searches for her missing father. Her actual return coupled with the recollection of her diary tell of brutality,
humiliation, fear and her attempt to come to terms with agonising memories.
Produktion: Karisma Filmproduktion, Eduard Erne, Neuhofstr. 33, D-60318 Frankfurt/M., Tel. +49-69-560 300 20, Fax +49-69-560 300 22, e-mail: Eduard.Erne@t-online.de in Zusammenarbeit mit eXtrafilm und f for film
Co-Produzenten: Margarita Seguy, Lukas Stepanik
Gefördert von: Hessische Filmförderung, BKA/Sektion Kunst, ORF, Soros Documentary Fund
Uraufführung: Oktober 2000, Dokumentarfilm Festival Leipzig
Weltrechte: f for film, 16, Rue de L’ancienne
Forge, F-27120 Fontaine-sous-Jouy, France, Tel. +33-2-322 625 39, Fax +33-2-323 686 49, www.f-for-film.com
BIO-Filmographie
Eduard Erne
Geboren 1958 in Bregenz/Österreich. Regiestudium am Mozarteum Salzburg, Theaterarbeit als Schauspieler und Regisseur am Schauspielhaus Wien und am Theater am Turm in Frankfurt. Lebt seit 1985 in Frankfurt am Main. Seit 1992 Autor, Regisseur und Producer für Dokumentarfilme. 1999 Gastprofessur am Institut für angewandte Theaterwissenschaften der Justus-Liebig-Universität Gießen (›Dokumentarisch arbeiten‹).
Filme:
1992 APROPOS HR (DOKUMENTARSERIE, 8 FOLGEN)
1993 FÜRCHTET EUCH NICHT
1994 TOTSCHWEIGEN (PRIX FUTURA BERLIN 1995);
1994 HALLO!...HALLO? – 33 MOMENTE AM TELEPHON
1996 DER LANGE SCHATTEN VON MOGADISCHU – MONIKA HAAS UND DIE RAF; SIEBEN SCHLAFZIMMER
1997 RANDALE, KICK UND LEIDENSCHAFT – DIE FANS DER OFFENBACHER KICKERS
1999 AUF DEN SPUREN DES KRIEGES
2000 DIE GESPENSTER DER VERGANGENHEIT
2000 INDIRAS TAGEBUCH
2000 STALIN HAT UNS DAS HERZ
GEBROCHEN«
(16. Internationales Dokumentarfilmfestival München)