Dokumentation (35mm)
»Bereits im Alter von 22 Jahren wurde die russische Schauspielerin Valentina Karavaeva durch ihre Darstellung der Hauptfigur in dem Film-Klassiker Mašenka (1942) berühmt. Nach einem Motorradunfall wendete sich ihr Schicksal jedoch: Sie behielt eine große Narbe im Gesicht zurück, was ihre Karriere vorzeitig beenden sollte. Karavaeva heiratete einen britischen Diplomaten, zog in die Schweiz und stand daraufhin unter ständiger Beobachtung des sowjetischen Geheimdienstes.
1950 kehrte sie nach Russland zurück. Um einer möglichen Verhaftung zuvorzukommen, hatte sie Gift im Gepäck. Eines Tages nahm sie es tatsächlich. Sie überlebte den Selbstmordversuch, geriet aber endgültig in Vergessenheit.
Das Kino war in jener Zeit ihr einziger Halt: Wenn sie alleine in ihrer kleinen Wohnung war, stellte sie eine Kamera auf und begann zu spielen. Fast 30 Jahre lang trat Valentina nur für sich auf und spielte Rollen etwa aus Die Möwe und Der Kirschgarten von
Tschechov und aus Tolstojs Anna Karenina. Sie war eine großartige Schauspielerin, die leider niemand mehr sah.
Dank Georgij Paradzhanov, der ihre privaten Filme für Ja Èaika neu entdeckte, hat sie nun wieder ein Publikum.
›Draußen in der Welt wechselten Regierungen, änderten sich die sozialen Systeme, fanden Olympische Spiele statt – und sie spielte ihre Rollen. Nein, sie war nicht verrückt. Sie war anders und sie war großartig – auf ihre Weise. Und wer will schon einen ‚normalen' Schauspieler? Einen ‚normalen' Künstler? Es gibt nichts Schlimmeres, als die Gleichheit aller, wenn alle auf ein Level reduziert werden. Nach Albert Camus ist die Kunst eine Rebellion gegen
die Realität. Valentina Karavayeva war eine der wenigen, die aufbegehrten.‹
Georgij Paradzhanov
When she was only 22 year old, Russian actress Valentina Karavayeva could briefly call herself a star, owing to her compelling performance in the classic Mashenka (1942). After a motorcycle accident, however, her fate changed: the accident left her with a large scar, which put a premature end to her career. She married a British diplomat, but was constantly thwarted by the KGB. After a suicide attempt, she sank into oblivion.
The cinema turned out to be her only friend: when she was
alone in her room, she put up a camera and started acting. For thirty years, all by herself, Valentina played melodramatic parts from Tsjechov’s The Seagull and the Cherry Orchard and Tolstoj’s Anna Karenina, and then watched the films of herself. Valentina was a great actress, but hidden from the world. Owing to Georgy Paradzhanov, who re-edited her ›home movies‹, she momentarily has her audience back.
›Behind the window there were replacements of governments, changes of social systems, Olympics – and she performed. No, she was not mad. She was strange and great in her way. But who needs a normal actor? A normal artist? There is nothing more awful than when all are alike, when all are reduced to the same level. In the words of Albert Camus, the art is a rebellion against reality. Valentina Karavayeva was among those few who rebelled.‹
Georgy Paradzhanov
Produktion: United Multimedia Projects, 1 Mosfilmovskaya Str., 119858 Moscow, Russia, Tel. ++7 095 147-5927
Uraufführung: 2. September 2000, Filmfestival Venedig
Weltrechte: Intercinema Art Agency, 15 Druzhinnikovskaja Ul., 123242 Moskova, Russia, Tel ++7-095-255-9052, Fax ++7-095-255-9421, e-mail: intercin@online.ru
Preise: Lumiere’s Goldmedaille, V Annual Christmas Filmfestival Russia u.a.
BIO-Filmographie
Georgij Georgeviè Paradzhanov
Geboren am 9. August 1960. Nach einer Schauspielausbildung zog es Paradzhanov an die Moskauer Filmhochschule VGIK, wo er 1995 bei Vladimir Naumov seinen Abschluss machte. Zwischen 1992 und 1993 wurde er von Federico Fellini und Tonini Guerra unterrichtet.
Arbeit als Schauspieler, Werbefilmer, Regisseur und Drehbuchautor.
Filme:
1991 Seasons of Funerals
1993 Djado
2000 Ja Èaika ›(16. Internationales Dokumentarfilmfestival München)‹«