1994 werden in der Wiener Kunstakademie 27 Bilder des österreichischen Malers Arnulf Rainer von Unbekannten schwarz übermalt. Arnulf Rainer wurde weltberühmt durch Übermalungen eigener und fremder Bilder. Ein Bild Rainers übermalen die Attentäter mit einem Text, der Abwandlung eines Hitlerzitats aus „Mein Kampf“. Späte Rache für den zweimal an der Wiener Akademie abgelehnten Studienbewerber Hitler? Ein Jahr nach dem Anschlag taucht in Wien ein „Bekennerschreiben“ auf, das den Anschlag zu begründen versucht. Ein „antimodernes“ Manifest voller Zitate, Anspielungen und Verweise, das dem Maler vorwirft, Teil einer „zerstörerischen Moderne“ zu sein. Wer übermalte den „Übermaler“? Zur gleichen Zeit erschütttert eine Serie von Bombenanschlägen Österreich, es gibt Verletzte und Tote. Zu den Anschlägen bekennt sich eine „Bajuwarische Befreiungsarmee“, abgekürzt „BBA“, die Österreichs „deutsche Identität“ bedroht sieht. Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Anschlag in der Wiener Akademie und den Bomben der BBA? Ist es ein Einzeltäter oder eine Gruppe? Hat Arnulf Rainer selbst seine Bilder übermalt, wie einige Medien spekulieren? Existiert die BBA gar nicht wirklich, sondern ist Erfindung eines Verrückten? Oder von Geheimdiensten? Auch nach dem Prozeß gegen den Bombenbastler aus Gralla sind viele Fragen offen. Sind die „Aktionen“ nur Fakes, ideologisches Ablenkungstheater? Aber von wem und wozu? Oder ist alles nur eine Halluzination, ein verworrener Traum, provoziert von Wien, dem Ort, wo Anfang des Jahrhunderts Sigmund Freud die Psychoanalyse erfand? Was ist Realität, was Simulation und Erfindung?
In 1994, 27 paintings by the Austrian painter Arnulf Rainer were painted over in black in the Wiener Kunstakademie by an unidentified person. Arnulf Rainer had achieved noroiety for painting over both his own paintings and those of others. The assailant had painted a paraphrased quote from Hitler’s „Mein Kampf“ over one of Rainer’s paintings. Was this Hitler’s late revenge for having been twice rejected by the Wiener Akademie? One year after the attack, a letter of confession attempting to justify the act turns up in Vienna. An „anti-modern“ manifesto filled with quotes, allusions and reprimands accusing the painter of being part of a „destructive Modernism“. Who painted over the „overpainter“? At the same time, Austria is badly shaken by a series of bomb attacks. People are injured and there are fatalities. A „Bavarian Freedom Army“, BBA for short, who sees Austria’s „German identity“ threatened, confesses to the attacks. Is there a connection between the attack in the Wiener Akademie and the BBA bombing? Is it an individual culprit or a group? Did Arnulf Rainer paint over his own painting, as some in the media speculate. Does the BBA even exist or is it merely the fabrication of a lunatic? Or of the secret service? Also after the trial against the „bombing artist“ from Gralla remain many questions. Are the „actions“ just fakes, ideological theatre of distraction? But if so, who is doing it, and why? Or is it all just a hallucination, a convoluted dream produced by Vienna itself, the place where Freud discovered psychoanalysis at the beginning of the century? What after all, is reality, simulation and invention?
BIO-FILMOGRAPHIE
Lutz Dammbeck
Geboren 1948 in Leipzig. Abitur mit Facharbeiterbrief als Schriftsetzer. 1967-72 Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, ab 1974 freischaffender Grafiker und Maler. Seit Mitte der 70er Jahre auch Animations- und Experimentalfilme, 1982 Mitarbeit an Rainer Simons Spielfilm Das Luftschiff. 1998 Professur an der Hochschule für bildenen Künste in Dresden. Lebt in Hamburg.
Filme:
1974 NO
1976 DER MOND
1978 LEBE!
1979 METAMORPHOSEN 1
1979 DER SCHNEIDER VON ULM
1981 EINMARKT
1981 HOMMAGE A LA SARRAZ
1983 DIE ENTDECKUNG
1985 DIE FLUT
1984/87 1. LEIPZIGER HERBSTSALON
1989 DER MALER KAM AUS DEM FREMDEN LAND
1990 HERAKLES’ HÖHLE
1992 ZEIT DER GÖTTER
1993 HERZOG ERNST
1994 DER REEPERBAHNMALER
1995 DÜRERS ERBEN
1998 DAS MEISTERSPIEL