»Ein verheerendes Erdbeben sucht 2016 die Küste Ecuadors heim. In Angamarca im hochgelegenen Landesinneren erfährt der alte, als Meister verehrte Gutsverwalter davon aus den Fernsehnachrichten. Er selbst hat von den Erschütterungen nichts mitbekommen und kümmert sich wie seit eh und je um das ihm anvertraute Anwesen: er versorgt die Kälber, beschneidet die Zitronenbäume, verbrennt unbrauchbares Gestrüpp. Aber ist die unverrückbar scheinende Ordnung der Dinge nicht doch aus den Fugen geraten? Hat den regelmäßigen Takt der Werke und Tage etwas aus dem Tritt gebracht? Ein verletzter Vogel im Wasserbassin, ein verstopfter Abflusskanal, ein verendetes Kalb, Spuren von Eindringlingen: der Meister ist beunruhigt. Vermag er die Zeichen richtig zu lesen? Wovon künden sie? Der Meister lauscht auf das Rauschen des immer stärker werdenden Windes.
In ruhigen Bildern, die sich ganz der sinnlich erfahrbaren Natur verschreiben, dem Sichtbaren, dem Hörbaren, eröffnet sich eine spirituelle Dimension: Der Wind bläst, wo er will, so zitiert der Meister aus dem Johannes-Evangelium.« (Wolfgang Lasinger · Underdox 2018)