Der Kaufmann von Venedig

The Merchant of Venice

Italien/D 1969/2015 · 30 Minuten
Regie: Orson Welles
Drehbuch:
Kamera: Giorgio Tonti
Darsteller: Orson Welles, Charles Gray, Irina Maleva u.a.

»1969 drehte Orson Welles, der schon immer von der Figur des Shylock faszi­niert war, eine eigen­wil­lige Version des Stücks The Merchant of Venice (Der Kaufmann von Venedig). Er konzen­trierte sich vor allem auf den Shylock und entfernte die Rolle der Portia. Das Stück endet nicht bei Gericht, sondern mit einer Rede Shylocks an die vene­zia­ni­schen Bürger.

Der Film blieb aus finan­zi­ellen Gründen unvoll­endet, von der Arbeits­kopie wurden Welles angeblich eine Rolle und das Negativ zur Gänze gestohlen. Nach dem Tod von Welles tauchte eine Rolle des Films auf, die ihn im Kostüm des Shylock an Origi­nal­schau­plätzen in Venedig zeigt. Auf der Tonspur konnte man eine passende, abge­mischte Musik von Francesco Lavagnino hören. Wie der komplette Film ausge­sehen hätte, blieb jedoch Speku­la­tion.

Nachdem in Italien und Michigan kürzlich Mate­ria­lien des Films gefunden wurden, konnte [das Film­mu­seum München 2015] seine ursprüng­liche Form [rekon­stru­ieren]. Das größte Problem dabei war die dritte Rolle des Films, deren Ton fehlt, sowie das Ende, das Orson Welles nicht gefilmt hatte. In den 1970er Jahren hatte er zweimal versucht, den abschließenden Shylock-Monolog nach­zu­drehen – aller­dings ohne Kostüm und Maske. Da Welles Shake­speares Dramen mehrfach bear­beitet hatte, war es möglich, die Stimmen von einer Tonauf­nahme aus den 1930er Jahren zu verwenden. Das erhaltene Film­ma­te­rial war extrem rotsti­chig und musste aufwändig digital farb­kor­ri­giert werden. Nun konnte der Film erstmals der Öffent­lich­keit in best­mög­li­cher Form präsen­tiert werden. Zu genießen ist ein bril­lanter Orson Welles als Shylock und eine der besten Film­mu­siken von Angelo Francesco Lavagnino, der bereits die Musik für Orson Welles’ Othello und Falstaff kompo­niert hatte.« (Film­mu­seum München)

Die rekon­stru­ierte Fassung erlebte ihre Premiere beim Film­fes­tival in Venedig 2015.