Wer noch keinen Saw-Film gesehen hat, dem wird man hier dringend zur Vorsicht raten müssen – allerdings dürfte man dann sowieso massive Probleme haben, der Story, die auf den drei Vorläufern aufbaut, zu folgen. Wer dagegen die Reihe kennt, weiß immerhin, was ihn auch im vierten Teil erwartet: Zerhackte Körper und Folterqualen, initiiert vom kranken Hirn eines blutrünstigen Serienkillers. Saw 4 ist wie seine Vorläufer ein »Splatter«-Film. Das Wort kommt vom Blut, das hier fontänenweise spritzt. Es geht dabei nicht primär um Spannung, Schock und Grauen, wie im gewöhnlichen Horrorfilm, sondern um Ekel und Sinnenterror bis zum Weggucken. In der Geschichte des Kinos hat Splatter durchaus ehrenwerte Tradition – bis hin zum jetzt oscarnominierten Sweeney Todd – von dem Saw 4 aber leider meilenweit entfernt ist. Man kann solche Filme einfach als Mutprobe für Pubertierende abtun, und sich nur fragen, welche Spuren sie wohl in Hirn und Seele mancher Heranwachsender hinterlassen mögen – in ihrem ästhetischem Sinn vor allem, denn sie sind weniger ein Angriff auf zivilisatorische Wertvorstellungen, als auf den Geschmack. Man kann darin auch eine Form der Verarbeitung des Irak-Kriegs sehen, von verkrüppelten Soldatenleibern, Abu-Ghraib-Bildern und Guantanamo-Erfahrungen. So oder so bleibt aber eine langweilige, glatt inszenierte Story um einen Killer, der noch aus dem Grab heraus Menschen quält, die nur ein plumper Vorwand ist, um dem Publikum neue Nerven- und Magenkitzel zu bieten.
(Rüdiger Suchsland)