Walter Ruttmanns experimenteller Dokumentarfilm Berlin – Die Sinfonie der Großstadt entwirft ein musikalisches Bild der Stadt mit den Mitteln des Films. Das wesentliche Gestaltungsinstrument ist eine radikale Montagetechnik, der die Einstellungen und Bilder wie Töne und Harmonien zum ästhetischen Material geworden sind. Obwohl der Verlauf eines Berliner Tagesablaufs vom ersten Sonnenstrahl bis in die späte Nacht stets einen Handlungsbogen spannt, drängt der Rhythmus der Schnitte die Erzählungen über die Menschen und die Dinge immer weiter in den Hintergrund, bis schließlich ein dichtes und ununterbrochenes Geflecht von Bewegungen zur pulsierenden Einheit gerinnt. In diesem Gefüge finden sich die Informationen, die Menschen, die Waren und die Maschinen in Analogien zueinandergestellt. Ein komplexes System der Verweise, das als festen Bezugspunkt schließlich einzig noch seine eigene Funktion sinnhaft vors Auge führt: Die geordnete Relation der partikularisierten Körper und Objekte wird zur Definition der Grosstadt als gigantischer Apparat der Zeichen.