Dokumentation (Beta, Farbe)
Die Jagd-Lobby der Nation stand Kopf. Und das am Heiligen Abend 1971! An Horst Sterns scharf recherchierter Analyse über den Rothirsch entzündete sich eine hitzige Debatte über Jagd und Forstpolitik in Deutschland. Horst Stern hatte es gewagt, der Jägerschaft Mitschuld am Waldsterben durch Überhege von Reh- und Rotwild anzulasten. Der Rothirsch im Fernsehen als umweltschädlicher Krippenfresser im deutschen Forst angeprangert – das war ein bis jetzt unerhörter
Tabubruch.
Begründung für die Mitverantwortung der Jägerschaft am Waldsterben: Jäger und Forstbeamte bestimmen, was und wieviel gejagd wird. So ist der Rothirsch aus Mangel an natürlichem Nahrungsangebot und durch ungezügelte Vermehrung zum Waldzerstörer geworden. Die Jäger sind vor allem an kapitalen Hirschgeweihen interessiert, weniger am Abschuss weiblicher – geweihloser – Tiere. Die Folgen für den Wald sind unstrittig und am Verbiss überall sichtbar:
Es gibt weit mehr Rehe und Hirsche als seiner Gesundheit und Verjüngung zuträglich ist.
The hunting lobby of the nation was in turmoil. What a shock on Christmas Eve 1971! Horst Stern´s sharply researched analysis about the red deer was the starting point for a heated debate about hunting and forest politics in Germany. Horst Stern had dared to accuse the hunters of being partly guilty for the dying forests by over-feeding roe and red deer. The red deer, denounced as »manger-eater«, harmful to German forests – this meant outrageously breaking a taboo.
Redaktion: Kultur und Gesellschaft des Süddeutschen Rundfunks (SDR)
Redaktionsleiter: Jörg Dattler
Erstausstrahlung (ARD): 24.12.1971
Herkunft der Kopie: Südwestrundfunk (SWR), Stuttgart
Rechte: Dr. Horst Stern
(16. Internationales Dokumentarfilmfestival München; Text: Gabriele Teutloff, Übersetzung ins Englische: Eva Kluge)