Obdachlos im Jaguar: Glamour und Verzweiflung
Sie ist ein Model und sie sieht gut aus. Aber vielleicht hat Valerie (Agata Buzek) schon ihre allerbeste Zeit hinter sich. Die Aufträge in Paris wurden weniger, und jetzt ist sie nach Berlin gekommen, um dort ihr Glück zu versuchen – ausgerechnet im eiskalten Winter, ausgerechnet in die sterile Trabantenarchitektur der Umgebung des Potsdamer Platz'. Ihre ganze Habe passt in einen Jaguar. Den hat sie immerhin noch, aber viel geht in das chice Auto gar nicht rein. Eine goldene Kreditkarte besitzt sie auch, aber das Bargeld reicht kaum für eine Currywurst. Weil auch das Geld fürs Hotel knapp wird, richtet Valerie es sich im Auto in der Tiefgarage ein – ein Tramp unserer Zeit. Ihr Lächeln strahlt nur im Scheinwerferlicht noch, doch für ihre Schönheit wollen immer weniger zahlen.
Birgit Möller erzählt in ihrem spannenden Debüt VALERIE von einem Leben zwischen Schein und Sein, Glamour und Verzweiflung. Ein paar Tage begleitet der Film Valerie durch Berlin, auf eine Party zu einem Fotografen, bei Zufallsbekanntschaften, von denen ihr am Schluss nur der Parkwächter André (Devid Striesow) bleibt. Und dieser Valerie selbst bleibt ihr Stolz, ihr Verzicht auf Selbstmitleid. Mitunter wirkt sie so kühl, dass an sie niemand ran kommt. Inszeniert ist das alles lakonisch, beiläufig, geprägt von Neugier und leichtem Staunen über eine Welt, die nicht einmal merkt, wie sie verarmt.
Rüdiger Suchsland