»Du kannst mich morgen töten, aber lass mich heute bitte noch meinen Film beenden!« |
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Abdisalam Aato (li.) auf einer Veranstaltung mit somalischen Jugendlichen in Mogadischu, im Juli 2019 | ||
(Foto: Abdisalam Aato) |
Das Gespräch führte Axel Timo Purr
Die ersten Filme in Somalia waren Wochenschauen, die während der italienischen Kolonialzeit in „Italienisch-Somaliland“ gezeigt wurden. Beflügelt durch eine reiche orale Erzähltradition entstanden nach der Unabhängigkeit (1960) die ersten Spielfilme. Mit der Gründung von Filmfestivals und der Somali Film Agency im Jahre 1975 begann sich die somalische
Filmszene schnell zu etablieren. Vor allem Musicals, die so genannten „Riwaayados“ verhalfen der somalischen Filmindustrie zu großen Erfolgen und holten erstmals auch internationale Co-Produzenten ins Land.
Mit dem Ende der Herrschaft von Siad Barre 1991 und dem einsetzenden Bürgerkrieg, dessen Nachwehen bis heute zu spüren sind und eine radikale
Islamisierung großer Teile des Landes zur Folge hatte, verlegte sich die somalische Filmindustrie auf die Produktion in der Diaspora. Vor allem Columbus (Ohio) wurde durch Abdisalam Aato ein Film-Hub, der schnell unter dem informellen Begriff „Somaliwood“ bekannt wurde. Es entstanden Slasher Thriller, Culture-Clash-Action-Komödien und auch animierte Filme.
Abdisalam Aato, 1976 geboren, wuchs in Mogadischu auf. Wegen des beginnenden Bürgerkriegs floh seine Familie
in den frühen 1990ern nach Kenia und migrierte drei Jahre später von dort in die USA. Nach einem Media-Studium in Georgia zog er 2001 nach Columbus, arbeitete als Radiosprecher, schrieb Drehbücher und gründete seine Produktionsfirma „Olol Films“ und legte damit den Grundstein für die Wiedergeburt des somalischen Films. Sein erster Film Rajo (Hoffnung) war eine vergleichsweise große Produktion mit Hubschrauber- und
Luxuslimousineneinsatz. Es folgten weitere Filme wie Gabar Haloo Doono (2004), Xaaskayga Araweelo (2006) und 2011 Ambad (Link zum Trailer), die alle in enger Zusammenarbeit mit seiner Frau entstanden. Durch seine Arbeit als Medien-Berater der somalischen Regierung kehrte Aato seit 2013 immer wieder nach Somalia zurück,
gründete dort das ARTCH Art and Creativity House of Somalia, eine Stiftung, die sich für die Wiederbelebung von somalischer Kunst und Kreativität einsetzt und arbeitet seit einem Jahr an seinem neuen Film, über dessen Entwicklung er regelmäßig auf Twitter informiert.
artechock: Bislang gibt es relativ wenig Informationen über „Somaliwood“, etwa im Guardian aus dem Jahr 2015, der Samatar Haji getroffen hatte.
Abdisalam Aato: Haji war mein Produktionsdesigner und da ich keine Zeit hatte, hat der Guardian das Interview mit ihm gemacht. Für die Filme bis dahin hatte ich sowohl Regie geführt als auch die Drehbücher geschrieben. Ich wollte immer ein Filmemacher sein. Seit ich mich erinnern kann und das war, als mein ältester Bruder mich zum ersten Mal in Mogadischu in ein Kino mitnahm und ich völlig fasziniert war. Ich konnte gar nicht glauben, was ich dort sah. Ich war in einer anderen Welt. Von diesem Zeitpunkt an hörte ich nicht mehr auf Filme zu gucken, zu lieben, zu genießen, über sie nachzudenken. Ich war acht oder neun Jahre alt und dachte die ganze Zeit darüber nach, irgendwann selbst einen Film zu machen. Das ging soweit, dass ich beim Hören von Musik meine eigenen Filmsequenzen vor Augen sah. Nach dem Bürgerkrieg verließen wir Somalia, flohen nach Kenia, wo ich einige Zeit als Flüchtling lebte, dann ging es mit viel Glück weiter in die USA. Und da wusste ich dann auch, dass mein Traum irgendwann wahr werden würde. Ich las und lernte alles über Filme, was es zu lesen und lernen gab. Ich war ein einsames Kind, hatte nie einen besten Freund, was in unserer somalischen Kultur eigentlich ein Unding ist, da hat jeder einen besten Freund. Aber wenn ich mir Filme ansah, dann brauchte ich keine Freunde, denn die Filme waren meine Freunde.
artechock: Aber es war dann sicherlich doch etwas anderes von den Filmen zu träumen als sie dann zu realisieren...
Aato: Na ja, es ja nicht nur schwer, einen Film zu schreiben und ihn dann zu drehen, sondern noch einmal besonders schwer, wenn man Somalier ist. Das fängt ja schon bei unserer Sprache an, in der es kein Wort für Film gibt. Und das Wort für Kino haben wir der italienischen Sprache entliehen, also „Cinema“. Als Somalier musst du an alles denken, das Schreiben, das Filmen und dann natürlich daran, woher du das Geld bekommst, du musst irgendwie an Schauspieler kommen, alles nicht selbstverständlich und hundert Mal schwerer als in jedem anderen Land, denke ich. Denn wie sie vielleicht wissen, sind Somalier sehr gläubig und sehr streng in ihrem Glauben. Wenn du ihnen sagst, dass du einen Film machst, bekommst du richtige Probleme. Warum willst du einen Film machen, das ist doch haram (Anm. der Red.: Alles, was nach der Schariia »verboten, unverletzlich, heilig, geheiligt, verflucht, fluchbeladen« ist). Ich überlege mir also eine Geschichte, das kann Monate dauern, manchmal ein Jahr. Und wenn die Zeit reif ist, beginne ich mit dem Schreiben. Dann suche ich nach Geldgebern und erhalte viel Hilfe von der Familie, meinen Eltern, meinem Bruder, der die meisten meiner Filme produziert hat.
artechock: Gibt es ein Grundthema in ihren Filmen, ein wiederkehrendes Motiv?
Aato: Mein erster Film war Rajo („Hoffnung“), in dem es darum ging, ein anderes Leben zu leben. Ich habe dort die erste Generation von Migranten porträtiert, all die Probleme, die sie durchleiden. Und dabei ist es auch geblieben. Alle meine Filme spielen in den USA, in allen geht es um die erste Generation von Diaspora-Somalis und ihre Geschichten. Der „Culture-Clash“, die unterschiedlichen Lebensstile. Ich bin ja auch erste Generation und als ich ein Teenager war, war einfach alles anders für mich. Mir hat natürlich geholfen, dass ich gelesen habe und viele Filme gesehen hatte, ich wusste also, was mich erwartet. Aber die meisten Somalis, die in die USA migrierten, wussten das nicht. Und es gibt viele Geschichten darüber, traurige und lustige, verrückte Geschichte. Aber jetzt bin ich wieder in Somalia und richte meinen Blick wieder auf das, was hier passiert, auch auf dem Land. Wir haben hier so viele Geschichten und die möchte ich alle erzählen.
artechock: Wie vertreiben Sie ihre Filme? Auf Portalen als Stream oder als DVD?
Aato: Das ist der Teil des ganzen Prozesses, den ich am meisten hasse. Denn wie ich schon sagte, haben Somalis kein Gefühl dafür, was Filme sind, was dahinter steht. Das bedeutet dann ganz einfach, dass jedes Mal wenn ich einen Film release, eine DVD produziere, die meisten Somalis, die ich kenne, aber nicht ans Kaufen denken, sondern lieber ans Kopieren, die totale Piraterie. Weshalb ich eigentlich immer einen Verlust mache. Ich meine, sie mögen mich, sie unterstützen mich im Vorfeld des Films, aber wenn es an den Vertrieb geht… Der letzte meiner Filme, der in einem Kino gezeigt wurde, das war 2009. Danach haben wir anderes versucht, aber um ehrlich zu sein, immer mit Verlust. Dabei sehen sie es sich gerne an, aber dafür zahlen? Wir verkaufen die DVDs hier in den USA, schicken sie nach Kanada und nach England. Von dort bringen Somalis sie dann in die übrigen Länder Europas, in denen ein paar Somalis leben, nach Holland und Schweden, und von dort kommen dann auch Gelder. Und letztlich habe ich von Verkäufen in Neuseeland gehört ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben, wer sie dahin exportiert. Das sind natürlich hauptsächlich Kopien. Hier in Somalia versuche ich es gerade anders, will mit einem Verleih zusammenarbeiten, um endlich einmal ohne Verluste am Ende dazustehen. Ich möchte damit auch erreichen, dass nicht nur Somalis meine Filme sehen, sondern dass es darüber hinaus geht, andere Kulturen vielleicht auch ihren Spaß an meinen Filmen und unserer Kultur haben. Und wir haben so viele irre Geschichten! Wir sind Geschichtenerzähler, waren das immer: traurige, fröhliche, verrückte Geschichten, die verrückter als verrückt sind. Aber dazu muss ich jetzt einen neuen Weg gehen, inshallah!
artechock: Wann haben sie begonnen Filme zu drehen?
Aato: Mit Rajo, wie vorhin schon erwähnt, das war 2003. Und all die Verrücktheit, die da involviert war, davon könnte man gleich noch mal einen Film machen. Das war ja gleich nach dem Bürgerkrieg. Damals hörten die Leute höchstens mal Musik oder sahen ein Musikvideo. Oder es gab ein Theaterstück, mit drei Akten, das abgefilmt wurde. Es war ein Traum, der sich erfüllt hatte, als ich mit den Dreharbeiten begann. Um ehrlich zu sein, wusste ich sehr wenig, und dachte, es würde alles leicht sein. Aber gleich mitten im Dreh brach plötzlich alles über mir zu zusammen. Schauspieler hörten einfach auf. Einen fragte ich, was das solle, er habe doch noch vier Szenen zu drehen und er sagte, dass er religiös sei und das nicht mehr machen könne und bat im gleichen Atemzug darum, alle Szenen mit ihm zu löschen. Völlig verrückt. Ich musste alles umschreiben, neue Leute suchen, wirklich schlimm. Von dem Geld, was ich mit meinem ersten Film immerhin verdiente, investierte ich in den nächsten Film und den übernächsten.Beim zweiten Film lief dann alles schon viel besser, weil ich wusste, mit wem es überhaupt möglich war zu arbeiten.
artechock: Wie kommen Sie denn dann an ihre Schauspieler, wenn die Religiösität Ihnen da immer wieder einen Strich durch die Rechnung macht?
Aato: In unserem Umfeld, also dem somalischen, gab es damals, als wir anfingen, keine Berufsschauspieler. Wir hatten immer nur berühmte Sänger, die natürlich wussten, wie man eine Rolle verkörpert, weil sie halt singen konnten. Du musstest ihnen nur sagen, dass das hier kein Theater ist, sondern ein Film. Die Dialoge sind anders, vor allem werden sie anders eingebracht. Heutzutage gibt es professionelle Schauspieler, auch wenn es nicht sonderlich viele sind. Wir haben in Somalia oder der Diaspora keine Schauspielschulen. Also gehe ich auf die Leute zu, denn irgendwie will ja jeder Schauspieler sein, und teste sie, lasse sie Passagen aus dem Drehbuch sprechen. Dann nehme ich ein paar Leute aus meinen alten Filmen, denn da weiß ich ja, was geht, aber natürlich auch nicht zu viele. Unsere Filmindustrie ist jung und klein und hart. Drehorte zu finden, Gelder zu bekommen, die religiösen Klippen zu umschiffen, alles ist schwer. Und überraschend. Irgendwann kam mal eine meiner Schauspielerinnen aus einem älteren Film zu mir, die mich darum bat, sie aus dem alten Film zu löschen, weil ihr Bruder den gerade gesehen hätte und sich aufgeregt habe. Und auch heute noch passiert es mir immer wieder, dass junge Schauspieler von ihren Familien gezwungen werden, nicht mehr weiterzumachen, nicht zum nächsten Dreh zu kommen. Meine Hoffnung ist, dass durch internationale Anerkennung, also durch die Zusammenarbeit mit einem Verleih, auch das leichter wird.
artechock: Sie sind vor einiger Zeit zurück nach Somalia gegangen, um dort Filme zu drehen. An was arbeiten Sie dort genau?
Aato: Diese Frage mag ich, das ist eine aufregende Frage. Der Film, den ich hier drehen will, handelt von einem alten Mann, einem Kriegsveteran, der sich entschieden hat, allein zu leben. Er stammt von einer der kleinen Stämme Somalias, einem, mit dem Somalis normalerweise nichts zu tun haben wollen. Einer dieser Außenseiter-Stämme, da gibt es hier einige. Er wird dann angeklagt einen der Teenager umgebracht zu haben, die seine Tomatenfarm angegriffen haben. Die großen Stämme entscheiden deshalb, seinen Sohn umzubringen zu lassen, um Gerechtigkeit zu üben. Der alte Mann bietet Geld, Kamele an, wir nennen das „Mag“, dann sein Leben: „bringt mich um, statt ihn“. Doch weil er einem niederen Stamm angehört, wollen sie sein „schmutziges“ Geld nicht. Er schickt seinen jungen Sohn weg, um ihn zu schützen, doch ausgerechnet jetzt kommt sein älterer Sohn ihn besuchen. Und das Drama nimmt seinen Lauf. Das ganze spielt in einer kleinen, weit abgelegenen Stadt. Ich möchte mit dieser Geschichte aber nicht nur von den Schwierigkeiten erzählen, die unsere Kultur hat, sondern auch von ihrer Schönheit. Und vor allem von dieser Tragik durch vermeintliche Gerechtigkeit Ungerechtigkeit zu erzeugen. Denn ich glaube, dass wir vor Gott alle gleich sind, jeder Somalier egal welchen Glaubens und auch das möchte ich formulieren und damit natürlich auch ein Tabu brechen, denn über diese schreiende Ungerechtigkeit traut sich sonst niemand zu sprechen, weil sie auch ständig passieren, genau wie die Geschichte meines Film, die auf einer wahren Geschichte basiert, die ich so gehört habe, hier in Somalia. Der Arbeitstitel heißt übrigens The Old Man’s Tomatoes & The Tribe.
artechock: Teil dieses Dilemmas, von dem ihr neuer Film handelt, ist ja die fehlende Gerechtigkeit. Geht es aber nicht noch darüber hinaus, ist die Einschätzung der westlichen Welt, Somalia als „Failed State“ zu bezeichnen, nicht mehr als zutreffend?
Aato: Nein, das denke ich nicht. Wir haben Probleme, riesige Probleme. Aber ich würde Somalia niemals als „Failed State“ bezeichnen. Wenn Sie nach Mogadischu kommen, ist alles wie woanders: wir leben, alles passiert hier, was woanders auch passiert. Wir haben keinen Frieden, aber wir sind deshalb kein gescheiterter Staat. Der größte Teil des Landes ist befriedet, nur in der Hauptstadt gibt es keine Garantie für Frieden. Wir leben in Zeiträumen zwischen Explosionen. Zwischen der von letzter Woche und der in der kommenden Woche. Aber die Regierung tut ihr bestes, und kann doch nicht verhindern, dass du um 12 Uhr mittags tot bist. Vor dem Einschlafen sagst du dir: Gott, lass mich leben. Und bevor du morgens das Haus verlässt, sagst du das wieder: Gott, lass mich leben, lass mich heute Nacht wieder lebendig in dieses Haus zurückkehren. Aber parallel dazu leben die Leute ihr ganz normales Leben. Die Geschäfte boomen. Leute gehen zur Schule, es gibt Universitäten, also all das, was auch in Berlin passiert, das gibt es auch in Mogadischu. Ob sie es glauben oder nicht! Bis auf diese kleine Sache, diese Ausnahme, dass du halt nicht weißt, was mit dir am nächsten Tag passieren wird. Also gibt es eigentlich nur ein Problem und das ist der fehlende Frieden.
artechock: Diese kleine Sache macht das Arbeiten sicher nicht leicht und einen Film in Columbus zu drehen oder in Nairobis „Riverwood“ ist sicherlich etwas anderes als in Mogadischu...
Aato: Lassen Sie es mich so formulieren: der schlimmste Platz auf der Erde, um einen Film zu drehen, ist sicherlich Somalia. Was ich damit meine, ist: Sicherheit, Sicherheit, Sicherheit. Du weißt einfach nicht, was mit dir passiert. Überall sind Waffen und überall sind religiöse Leute, die gefährlich werden können, wenn ein Gerücht entsteht. Nicht mehr als ein kleines Gerücht. Denn wie ich schon vorher gesagt habe: für die meisten Menschen hier ist „Film“ „haram“, böse, schlecht, verboten. Und wenn sie wollen, können sie dich einfach so vernichten. Und ich spreche hier über Somalier, nicht mal Ausländer, Deutsche, Engländer oder Amerikaner. Falls du viel Geld zur Verfügung hast, kannst du natürlich Security, Waffen, Leibwächter und so kaufen, aber ohne all das? Du brauchst einen ruhigen Ort, denn du willst ja auch, dass deine Schauspieler in Sicherheit sind. Hier ist einfach alles gegen dich: deine eigene Kultur, deine eigene Religion. Und dann sind da noch all die üblen Typen, Terroristen und so. Im Grunde stehen wir Filmemacher auf der moralisch richtigen Seite, es ist halt wie so oft eine Sache der Auslegung. Und sie sagen, es ist böse, was wir machen. Denn wir versuchen, unsere Kultur zu entblößen, sie offen zu zeigen, so dass die Welt unsere Kultur versteht und sich in gewisser Weise in sie verliebt. Aber das wollen halt gerade die Hardliner überhaupt nicht. Gefährlicher geht es also kaum!
artechock: Warum haben Sie diesen Schritt getan, warum sind sie nicht in Amerika geblieben?
Aato: Weil ich verrückt bin und weil ich es liebe Filme zu machen. Ich war dazu bestimmt. Wenn mir einer dieser irren Terroristen beim Shooting in den Weg tritt, sage ich ihm: Du kannst mich morgen töten, aber lass mich heute bitte noch meinen Film beenden. Das ist mein ganzes Leben. Und es ist gefährlich. Vor zwei Monaten gingen hier für eine Woche jeden Tag Bomben von Selbstmordattentätern in die Luft, jeden Tag: Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag. Erst letzte Woche ist eine gute Freundin von mir, Hodan Nalayeh, die in Kanada groß geworden ist und wie ich nach Somalia zurückgekehrt ist, mit ihrem Mann bei einem Terroranschlag ums Leben gekommen. Während ich an meinem Film schrieb, gingen nur drei Häuser weiter Bomben hoch. Und du hörst die ganze Nacht Schießereien und sitzt am Schreibtisch und schreibst dein Drehbuch, und du gewöhnst dich dran. Willst fertig damit werden, sprichst mit Geldgebern und hörst die Schüsse nebenan. Ich weiß, dass das gefährlich ist. Aber wenn nicht ich, wer wird es dann tun. Ich liebe das einfach. Inshallah. Was soll ich auch sonst tun. Ich bin kein Ingenieur, ich bin kein Arzt. Ich bin ein Geschichtenerzähler, ein Filmemacher. Und es ist eine einsame Welt als somalischer Filmemacher, aber egal, das werde ich immer sein. Und ich hoffe nur, dass ich hier mit meinem Film heil rauskomme und ihn zur Berlinale oder nach Cannes, oder nach Venedig mitbringen kann. Das ist mein Traum, ein Teil der Filmemacher dieser Welt zu sein. Mit meiner somalischen Geschichte. Und ich habe das Gefühl, dass mir das auch gelingen wird, dass ich all die Einschüchterungen, Drohungen und Gefahren hinter mir lassen werde und am Ende alle auf der Welt somalische Filme lieben werden.