Jane Bond |
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Rupert Everett mit Film- Familie in Ein Freund zum Verlieben | ||
(Foto: Concorde) |
Seit rund 15 Jahren gehört der Brite Rupert Everett (geb.1959) zu den gefragtesten und interessantesten Film-Schauspielern. Aus einer reichen britischen Familie stammend, wurde er seit dem Alter von 7 Jahren im Ampleforth College von Benediktiner-Mönchen erzogen. Seinen Filmdurchbruch erlebte er 1985 mit Another Country. Seit 1989 ist Everett zudem einer der wenigen bekennenden Homosexuellen unter den Schauspielern Hollywoods.
Zuletzt hatte er mit Hauptrollen in so unterschiedlichen Filmen wie Shakespeare in Love (als Marlowe), B. Monkey und An Ideal
Husband Erfolg. In John Schlesingers Melodrama Ein Freund zum Verlieben (The Next Best Thing) spielt Everett nun an der Seite von Madonna.
Mit Everett sprach Rüdiger Suchsland.
artechock: Mr.Everett, Sie haben früher als Model gearbeitet, sind auch heute noch manchmal auf Werbephotos zu sehen. Heute gelten Sie als einer der bestaussehendsten Schauspieler und werden von Frauen wie Männern gleichermaßen umschwärmt. Sind Sie eigentlich eitel?
Rupert Everett: Selbstverständlich, ich bin ungeheuer eitel. Ich finde auch nicht, dass das eine Sünde ist.
artechock: Ist es nicht auch eine Belastung, gut auszusehen?
Everett: Oh ja, ungemein. Jeden Morgen schaue ich in den Spiegel und denke: Oh Gott, wie schrecklich. Nein im Ernst: es kann schon eine Belastung sein. Erstens nehmen einen manche Leute erst gar nicht für voll, Männer vor allem. Und dann gibt es natürlich ein Problem mit der Besetzung. Wer so aussieht, wie ich, gilt manchen als nicht seriös. Für bestimmte Charaktere und in bestimmten Filmen werde ich einfach nicht besetzt. Aber das geht wohl allen so – und es gibt sicher Schlimmeres, als für gutaussehend gehalten zu werden.
artechock: Was ist das Geheimnis Ihres Erfolgs? Was macht Sie zu etwas Besonderem?
Everett: Vor allem hatte ich Glück. Ich hatte das Glück, dass ich gerade da war, als man in den USA Engländer suchte. Und schwul zu sein war das Allerbeste, was mir in meiner Karriere passieren konnte.
artechock: Die wenigsten homosexuellen Mitglieder des Show-Business hatten – wie Sie vor über 10 Jahren – den Mut, sich zu outen. Haben Sie keine Angst gehabt, dass dies Ihre Kariere beenden könnte?
Everett: Eigentlich habe ich mich nie richtig geoutet. Das kam ganz organisch. Meine letzte Freundin habe ich mit 26 gehabt, dann habe ich das gestoppt. Ich war schwul, das war kein Event für mich, es passierte einfach so. Für mich war es richtig, wie es passierte. Im Prinzip finde ich aber die Bedeutung, die dem persönlichen coming out beigemessen wird, ein wenig geschmackslos, auch dumm.
Das hat meiner Karriere schon einen Knick versetzt. Den großen romantischen Liebhaber könnte ich schon spielen, aber das wäre nicht klug von mir, denn dann würde ich für mögliche Misserfolge verantwortlich gemacht, weil ich schwul bin. Und richtig große Familienfilme gingen eher an Tom Cruise oder Nicholas Cage. In Amerika haben wohl viele Produzenten Angst, das Publikum könnte das nicht akzeptieren. In meiner Heimat stört das niemanden, und in der Oscar Wilde
Verfilmung The Perfect Husband konnte ich selbstverständlich Lord Goring sein.
In meiner zweiten Hollywood-Karriere bin ich jetzt eben ein Schwuler der einen Schwulen spielt. Ich finde es eigentlich langweilig darüber zu reden, schwul zu sein, aber das muss ich wohl.
artechock: Wenn Sie Ihr Schwulsein nicht zum Thema machen möchten, ist es dann besonders clever, eine Rolle wie die in The Next Best Thing zu übernehmen? Dort spielen Sie immerhin einen Homosexuellen – klar, dass sie dazu befragt werden...
Everett: Sie haben sicher recht. Aber ich bin ja nun nicht gerade berühmt dafür, ein großer Taktierer zu sein – wäre ich es, hätte meinen Karriere nicht so einen Achterbahn-Verlauf genommen. Aber Madonna ist eine sehr gute Freundin von mir. Ich wollte schon seit langem etwas mit ihr gemeinsam machen. Letztlich nehme ich die Rollen, die mir angeboten werden, und die gut sind.
artechock: Gibt es Rollen, die Sie gerne spielen würden, aber nicht bekommen, weil man Ihnen das nicht zutraut?
Everett: Ob es am Zutrauen liegt, oder am Aussehen, weiß ich nicht. Aber mit leading-man-parts werde ich nicht gerade überschüttet. Es liegt vor allem an den Männern. Sie glauben, dass die Sexualität eines Schauspielers eine Rolle spielt, dass die Frauen im Publikum nicht an einem Gefallen finden können, obwohl sie wissen: Den bekomme ich nie ins Bett.
Aber wenn es nach mir ginge, würde ich tatsächlich sehr gerne einmal in einem
Horrorfilm auftreten, oder eine Action-Rolle bekommen. So etwas habe ich noch nie gemacht. Graf Dracula würde ich sehr gerne spielen.
artechock: Einen Briten muss man in so einem Fall fragen: Könnten Sie sich vorstellen, einmal James Bond zu spielen?
Everett: Oh ja, das würde ich wahnsinnig gerne. Aber ich fürchte, man wird mich nicht fragen. Leider. Vielleicht räche ich mich eines Tages. Sie wissen vielleicht, dass ich gelegentlich Drehbücher schreibe. Eines von ihnen erzählt eine schwule Spionage-Geschichte. Es heißt Jane Bond.
artechock: Was erhoffen Sie dann von Ihrer beruflichen Zukunft?
Everett: Soll ich es Ihnen ganz ehrlich verraten? Ich möchte dick und fett werden, und im Kino wie auf der Bühne der Nachfolger des Charakterdarstellers Robert Morley werden. Denn kennen Sie ja sicher: Der hat immer Butler und Geheimdienstchefs gespielt. Ohne ihn ist der Posten frei geworden. Und ich könnte mich dann endlich richtig gehen lassen...