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Als einziger Amerikaner wurde Terry Gilliam (geb 1940), der
wegen des Vietnam-Krieges nach Großbritannien emigriert war, 1969
Mitglied der britischen Komikertruppe "Monthy Python". In den 70er
Jahren wurde Gilliam vor allem bekannt als Animationszeichner, und
führte auch Regie bei einigen Monthy Python-Filmen. In den
Achtzigern löste sich die Gruppe zunehmend auf, 1985 entstand
BRAZIL, 1989 MÜNCHHAUSEN, 1995 TWELVE MONKEYS.
Mit Terry
Gilliam sprachen Thomas Willmann und Rüdiger Suchsland über Drogen,
USA, das Scheitern der Linken in den 90er Jahren und seinen neuen
Film FEAR AND LOATHING IN LAS VEGAS.
Artechock: Hallo, Mr.Gilliam, seit 9 Uhr geben Sie hier schon
ein Interview nach dem anderen.
Gilliam: Ooaah - Ja, das hab ich auch gehört. Ich habe
um 9 angefangen, und hatte nur zwischendurch Mittagessen. Ich bin
dann nur mal kurz noch für eine Viertelstunde spazieren gegangen.
Das ist eine bizarre Art, die Welt kennenzulernen: von Hotelzimmer
zu Hotelzimmer...
Nun, wir haben Ihren Film gesehen...
Und: Ihr lebt noch?
Suchsland: Ja, wir leben noch. Wir hatten viel Spaß. Er mag
den Film sehr:
Willmann: Ich bin der eine, der ihn gut findet.
Suchsland: Ich mochte ihn beim ersten Mal gar nicht, und beim
zweiten Mal, als ich wußte, was auf mich zukommt, gefiel er mir
schon viel besser.
Gut, das dritte Mal wird dann großartig. Nein,
das ist gar nicht schlecht so. Ich bin immer wieder überrascht, wie
sehr der Film viele Leute schockiert. Das erstaunt mich wirklich,
das hatte ich nicht erwartet: so eine starke Reaktion. Viele sagen:
Puh und Iiihh. Also ich bin froh darüber, aber es überrascht
mich, daß sie so extrem ist. Als wir ihn geschnitten hatten, haben
wir ihn ein paarmal in England gezeigt, und da hatten wir nie so
etwas. Die Reaktionen in England waren fast durchgehend positiv.
Ich denke mir: für jemanden, der nicht gut Englisch spricht, ist
die Originalversion wirklich schwer zu verstehen. Das ist ein
Problem. Aber letztlich kommt es darauf gar nicht so an, ob man
alle Einzelheiten versteht: Hauptsache, ein Gefühl für das Ding als
Ganzes kommt rüber. Aber es war so geplant: Entweder die Leute
lassen sich reinfallen und sagen: Yeah ! oder sie sind eben
geschockt: Oh, was war DAS denn? In jedem Fall denken sie
darüber nach. Darauf hatte ich gehofft: Auch wenn die Leute nicht
sicher sind, was sie davon halten sollen, sie denken darüber nach.
Es hat einen Effekt, sie kommen nicht aus dem Kino und sagen: Naja,
vergessen wir's. Es bleibt etwas hängen.
Warum glauben Sie, daß die Reaktion im Gegensatz zu
allen anderen Ländern in England so gut war?
Das weiß ich auch nicht so genau. Ich denke...
In Amerika war die Reaktion interessant: Viele Leute waren
tatsächlich schockiert. Der Film handelt von den USA, er ist sehr
politically incorrect, und die halten das für unverantwortlich und
einfach gefährlich. Es war nicht gefährlich in England, denn man
weiß: Es geht um Amerika, und es ist auf Englisch, sie verstehen
alles. In Cannes haben sie uns richtig in die Pfanne gehauen.
Ich habe das gehaßt in Cannes: Ausgerechnet diesen Film um 8.30 am
Morgen zu zeigen, ist total verrückt. Und genau das haben sie
gemacht.
...das wäre eher etwas für 11 Uhr abends...
Das stimmt, das ist ein Film, den man sehen
sollte, wenn man den Tag hinter sich hat, und alles ok ist, und man
weiß: Da draußen ist die Welt sinnvoll und vernünftig. Die Leute um
8.30 Uhr mit so etwas zu attackieren, war einfach nur Wahnsinn.
Unsere Presseleute sind aus dem Screening herausgekommen und
meinten: "Ohje, wir sind in Schwierigkeiten". Ich fragte: "Wieso,
haben alle gelacht?" Antwort: "Nein, keiner hat gelacht". Ich:
"Was???" Schließlich ist das ein lustiger Film. In England und
Amerika war das ein Non-Stop-Lachen. Manchmal aus Angst, manchmal
aus Nervosität, aber Lachen [Lacht]. In den USA passierte
folgendes: Da waren zwei Gruppen, denen es wirklich gefiel, die
dazwischen wußten nicht, was sie davon halten sollten: Die einen
waren Leute meiner Generation, die, die selber da waren, die die
magischen Momente ihres Lebens wieder durchlebten, und dann die 15,
16jährigen Kids. Für die war das wie ein Hieb ins Nervensystem, die
sagten nur: "Wow!". Für einige war das der beste Film, den sie je
gesehen haben. Aber die 30-40jährigen, die ihre Hypotheken
abzahlen, und versuchen, ihre Kinder aufzuziehen –Ha ha ha- sie
haben's gehaßt ! Das ist natürlich nur sehr allgemein. Aber das
scheint passiert zu sein: Leute die sich um höhere
Verantwortlichkeiten scheren, die hatten ein echtes Problem. Und
das ist ja die richtige Reaktion.
Warum haben Sie überhaupt dieses sonderbare Buch
von 1971 verfilmt?
Ursprünglich wurde ich gefragt, das schon 1989
zu machen. Und ich fand, das wäre eine perfekte Einführung in die
90er. Denn ich hatte gedacht, daß die 90er anders werden würden.
Ich habe einen Freund bei "Greenpeace", der hat geglaubt, daß all
die Leute meiner Generation, all die Idealisten aus den Sixties
jetzt Machtpositionen erreicht hätten, in denen sie jetzt in der
Lage wären, ihre Ideen zu verwirklichen. Daß sie wirklich die Welt
verändern würden, in dem Sinne, wie sie es in den Sixties versucht
haben, aber sie hatten's nicht geschafft. Das ist so nicht passiert
in den 90ern, die wurden noch viel schlimmer... [Lacht]. Ich war
sehr optimistisch. Ich dachte, wir würden die 90er so anfangen, wie
wir Ende der 60er aufgehört hatten. Das ist nicht passiert, und ich
habe was anderes entwickelt. Und letztes Jahr ist ein anderes
Projekt, an dem ich total lange gearbeitet habe, gescheitert; ich
wußte nicht so recht, was ich tun sollte, und da bin ich auf das
Thema zurückgekommen. Das Buch habe ich immer gemocht. Und
Johnny Depp war interessiert, und ich wollte immer mit Johnny
arbeiten.
Vielleicht ist es ja jetzt auf seine Art ein
Kommentar geworden, über das, was in den 90ern nicht geklappt hat.
Nun ich fand allerdings, daß es wichtig war,
das jetzt zu machen, egal ob das Timing jetzt richtig oder falsch
war. Man kann das so sehen: Da ist eine Lektion, die wir alle
lernen müssen. Ich wollte einen cinematogafischen Einlauf für die
90er machen. Es ist zum Teil meine Reaktion darauf, wie die
Welt ist, und wie sie wird. Das stört und beunruhigt mich: Die
Dinge sind so sicher geworden, so normalisiert, so verengt. Die
Leute denken nur noch bestimmte Gedanken, sagen nur noch bestimmte
Dinge. Für mich ist das gefährlich, was passiert. Sagen wir ruhig:
Es ist eine neue Art Faschismus, die sich ausbildet. Wenn die Leute
nicht mehr denken, und Angst haben vor Gedanken und Ideen und
Worten.
Aber warum haben Sie nicht darüber Ihren Film
gemacht?
Ich hab mich entschieden, das nicht zu machen,
ein Artefakt herauszuziehen,... Das Studio hat gesagt: Wenn Du das
kontextualisieren könntest, den Leuten mitteilen könntest,
blablabla... Und ich habe darüber nachgedacht und mir gesagt: Nein
! Ich will, daß es das ist, was es ist: Ein direktes Statement.
Ehrlich. Ein widerständiges Ding, um das man herumgehen muß, oder
hineingehen. Mit dem man umgehen muß, dem man nicht ausweichen
kann. Und das gefällt mir so an der positiven Reaktion der
15jährigen Kids. Die brauchen keine Kontextualisierung, die
brauchen keine Erklärung, wann und wo das spielt. Das Buch ist
jetzt wieder auf den US-Beseller-Listen. Mir gefällt die
Vorstellung, Filme zu machen, die die Leute zum Lesen ermutigen.
Für mich ist Lesen das Wichtigste. Wichtiger, als Filme, TV etc.
Bücher geben die Vision einer Person wieder. Nicht die einer
Gruppe, die irgendwelche Scherze macht – eine Stimme. Und darum
sind Bücher wichtig. Alles, was Leute wieder zum Lesen bringt, ist
gut. Darum hab' ich diesen Film gemacht. [Lacht]
Was glauben Sie was Ihr Film ist: Ein Kommentar
über die 90er? Eine Literaturverfilmung?
Ja, so haben wir angefangen: Kann man das Buch
verfilmen, auf die Leinwand bringen, möglichst gut? Das ist
eine seltene Herangehensweise: Meistens, wenn jemand ein Buch
verfilmt, wird alles total verändert zugunsten einer filmischen
Struktur. Wir haben gesagt: Wir wollen DAS verfilmen, und schauen,
was herauskommt. Das war der Zugang. Und es ist faszinierend:
Manchmal sehe ich den Film, und bin mir selbst nicht sicher, was
ich eigentlich gemacht habe. Es ist komplett außerhalb der
Vorschriften: Es ist unzusammenhängend, es ist kein Drama, es gibt
keine Spannung, keine Liebesgeschichte... es ist unstrukturiert und
sehr seltsam. Und es sind fast zwei Filme. Mit der Unterbrechung in
der Mitte, wenn Duke in die Wüste fährt. Das fasziniert mich. Es
ist eine Art .... : Können wir das Publikum unterhalten, ihre
Aufmerksamkeit fesseln? Ich bin nach wie vor neugierig. Und es
ist eine Art Experiment für mich: zu sehen, wie andere reagieren.
Und wenn ich ein paar von diesen wirklich "guten" Reaktionen
bekommen, dann denke ich: Vielleicht haben wir keinen guten Film
gemacht. Ich erzähle Euch in ein paar Jahren, was wir gemacht
haben.
Ihr Film ist ja schon eine ziemliche Zumutung. Muß
man eigentlich bekifft sein oder sonstwie zugedröhnt, um ihn zu
ertragen?
Ich denke man muß das nicht. Der Film ist
selbst ein Drogentrip. Ich wollte das gar nicht. Das ist es was ich
merkwürdig finde: Ich habe mir nicht gesagt: Ich will einen
Drogentrip verfilmen. Ich sagte mir: Ich will das Buch verfilmen.
Es geht um Paranoia, um diesen Wahnsinn, um diese politische
Reaktion, diese Furcht, diesen Terror überall, die erschreckt.
Nicht Drogen, sondern Paranoia, mehr als alles andere. Aber das
Endresultat war dann: Ein Drogentrip. Und zwar ein ehrlicher. Am
Anfang dieses Tempo, großartig: Alle lachen, es ist wirklich
lustig, und dann wird es richtig merkwürdig: und wenn Dr.Gonzo in
der Badewanne liegt, ist wirklich ekelhaft, bäh. Und dann kann man
fliehen, in die Wüste, durchatmen, puh, doch nun: zurück in das
Drogenloch zum zweiten Mal, und dieses zweite Mal ist noch
merkwürdiger und noch zusammenhangloser, als das erste Mal. Denn
beim ersten Mal ist alles dunkel, man denkt: Alptraum, dunkle
Hölle; aber beim zweiten Mal ist alles pink und glänzend. Wir haben
das anders gefilmt. Das ist noch verstörender. Und dann wird es
wirklich ekelhaft, er wird total desorientiert, und versucht, sich
zusammenzureißen, und da rauszukommen. Also das Endresultat ist
ein billiger und sicherer Drogentrip - für die 90er [lacht], und
man macht diese Erfahrungen: diesen Schrecken, und alles, was
Drogen mit einem machen können. Aber es ist kein
Drogenfilm.
Was ist Las Vegas für Sie? Was symbolisiert es für
sie und für die USA?
Ich denke, Las Vegas ist wie beim Portrait of
Dorian Gray: Das wirkliche Amerika. Was immer Amerika ist, Las
Vegas ist das Abbild davon, eine verzerrte, extreme Version von
Amerika. Und heute ist Las Vegas zum Disneyland gemacht geworden.
Für die ganze Familie. Und das ist ein ganz anderes Amerika, als
Las Vegas in den 70ern: Das war für die Spieler. Aber alle sind
hingegangen, alle. Es war eine Abkürzung zum Amerikanischen Traum,
ein Hineinspringen in ihn. Du mußt nicht für alles arbeiten, Du
kannst spielen und gewinnen. Es geht da um den großen Gewinn. Und
mit ihm kannst Du Dir alles kaufen: Glück, Erfüllung, alles. Ein
seltsamer Ort. Wir waren da für 5 Wochen, um zu arbeiten. Eine
wirklich verstörende Stadt, denn es ist wie ein Drogentrip für
sich. Es ist völlig halluzinogen, desorientierend, es ist designed
um Dich zu desorientieren, es ist gemacht um die Bedeutung von
allem vollkommen verschwinden zu lassen. Nichts bedeutet dort, was
es bedeutet. New York wird dort zu einem einzigen Block
kondensiert, "Caesar's Palace" mit seinen antiken römischen
Straßen, und einem eigenen Himmel drüber, der sich während des
Tages verändert, das ist Wahnsinn ! Las Vegas in den 70ern war
nicht so ein Themenpark wie heute, heute ist alles wörtlich, schaut
nur Caesar's Palace an: Der alte Teil von Caesar's Palace ist
wunderschön, eine Form von "art déco", eine Abstraktion. Die Idee
eines Ortes in abstraktem Design. Der neue Teil ist eine ganz
wortwörtliche Kopie von Rom, ein Disneyrom. Und das sind zwei
grundsätzlich verschiedene Arten von Weltbetrachtung: Von der
Abstraktion zur Gegenständlichkeit, zum Wörtlich-Nehmen. Und das
passiert heute mit ganz Amerika: Alles wird gegenständlich,
wörtlich. Ideen auch. Und gleichzeitig ist nichts mehr real. Es
geht darum so auszusehen "als ob". Der französische Philosoph
Baudrillard spricht von Simulacra: nichts ist mehr wirklich. Es ist
nur die Repräsentation von etwas Wirklichem. Aber es hat keine
Bedeutung. Es sieht aus wie echt. Aber man kommt nie heran. So
ging es mir mit Las Vegas. Und die Leute, die heute in Las Vegas
herumlaufen, sehen aus, wie die, die in Disneyland herumlaufen. Es
wird ihnen alles vorgegeben. Wie Fernsehen funktioniert: Du mußt
selber nichts mehr machen, die Arbeit ist für Dich schon getan
worden, es ist alles vorgekostet, wie Babynahrung.
Inwieweit beruht denn Ihr Film auf realen
Erfahrungen?
Was ich an dem Film mag: Der Weg des Films
geht von Lustigem zu Verstörendem zu Ekelhaftem und man kann etwas
lernen durch die Erfahrung. Einige Kritiker sagten: Das ist ein
Pro-Drug-Film. Find' ich nicht, das ist ein ehrlicher Drogen-Film.
Der das Gute und das Schlechte zeigt, keiner kommt da raus und
sagt: Ich brauch jetzt unbedingt ein paar Drogen. Oder höchstens
Valium, Prozac, etwas, um einen runter zu bringen. Ich hoffe, daß
ich wahrhaftig bin mit dem, was ist tue. Ich hoffe, daß es ein
ehrlicher, wahrhaftiger Film ist.
Und wie haben Sie die Zeit damals erlebt?
Das Buch ist 1971 herausgekommen, ich habe
Amerika 1967 verlassen. Ich war über die Zustände sehr deprimiert.
Die Anfänge der 60er, bis Mitte der 60er, das war so
vielversprechend, alles steigerte sich. Wir glaubten, daß wir die
Welt wirklich ändern könnten, das wir eine großartige Welt bauen
könnten. Aber dann ist das nicht passiert. Alles wurde häßlich, die
Leute fingen an zu sterben, es gab Erschießungen, der Krieg. Davon
handelt der Film: Dieser Verlust. Denn die Charaktere im Film sind
intelligent. Sie kümmern sich um Dinge. Darum geht es. Dieser
Schmerz, der Verlust des Traums, der bedrückt die
Figuren. Manchmal ist das sehr lustig, machmal erschreckend. Wir
haben versucht, dem Publikum Zeichen zu geben. Der Film ist viel
strukturierter, als das Buch, wir hatten wirklich viel Arbeit
damit. Es gibt eine Struktur, die das Publikum warnt: Da passiert
noch was. Der 19jährige Freund meiner Tochter dachte, daß der
Film zuende wäre, als Duke zum ersten Mal Las Vegas verläßt. Er
dachte: das ist die Struktur eines Films: Erst lustig, dann wird es
etwas dunkel, dann kommt man raus. So ist ein normaler Film.
Aber nein: es gibt keine Flucht. Wir wollen die Charaktere
durch echte Erfahrungen gehen lassen. Es gibt keine Flucht aus Las
Vegas. Die Figuren haben noch nicht das Level erreicht, das sie
erreichen müssen. Es wird noch dunkler und noch häßlicher werden,
bevor er das Verständnis erreicht. Dieser Moment ist nicht wie eine
Epiphanie. Aber er sieht: Da ist eine Linie, die kann er nicht
überschreiten. Er muß erkennen, daß er persönliche Verantwortung
übernehmen muß. Er lernt etwas. Es ist nicht leicht für viele
Leute zu begreifen, worum es geht. In gewissem Sinn geht das allen
meinen Filmen so: Kids begreifen sie als erstes. TIME BANDITS -
Erwachsene hatten damit Probleme. Sie waren Zeitreisen nicht
gewöhnt. Die Kids schon. Die sind noch nicht so fertig, sie
reagieren instinktiver, visueller. Und das ist wichtig. Ich
versuche Balancen zu finden zwischen Visuellem und Instinktivem und
Intellektuellem. Ich spiele dieses Spiel immerzu: Beides am
Laufen zu halten. Denn beides ist wichtig. Ich will keinen Film
machen, der bloß eine intellektuelle Übung ist, und auch keinen
Film, der nur eine spannende Fahrt ist. Sondern beides.
Was sind ihre nächsten Projekte?
Keine Ahnung. Ganz ehrlich.
Man hört, sie arbeiten an THE DEFECTIVE DETECTIVE?
Großartig. Wie mache ich das? Nein, ganz
ehrlich, DEFECTIVE DETECTIVE war das Projekt, das wir vor diesem
hier machen wollten. Ich versuche nach wie vor das zu machen, aber
zur Zeit geht nichts voran. Wir sind da in einer sehr komplizierten
politischen Situation in Hollywood. Nein, ich weiß es wirklich
nicht. Das war ein sehr intensives Jahr, schnell, anstrengend. Ich
war drei Wochen in Italien und hatte ganz viele Scripts dabei –
nicht ein einziges habe ich gelesen. Ich habe nicht daran gedacht.
Um ehrlich zu sein: gestern habe ich meine alten Interviews
gelesen, um mich selbst daran zu erinnern, was ich über meinen Film
gedacht habe. Ich wollte nicht mehr dran denken, nicht mehr
drüber reden, das ist wirklich bizarr – ich habe tatsächlich eigene
Interviews gelesen: was hab' ich da nochmal gesagt und gedacht?
Noch zwei, drei technische Fragen: Warum haben Sie
voice over narration verwendet?
Ich mag Hunters Texte sehr gern, das ist mir
sehr wichtig. Ich wollte es behalten. Und dann ist der Erzähler ja
eine Art eigener Charakter, der das Geschehen kommentiert. Und
manchmal ist es auch kein Kommentar, sondern seine eigenen
Gedanken. Ich wollte das feeling des Buches bewahren, das war der
Hauptgrund. Buch zuerst !
Und die Zusammenarbeit mit Hunter S. Thompson, wie
war das?
Johnny ist irgendwas zwischen dem realen Hunter
und Ralphs Bildern. Das was mir und Johnny am meisten gefallen hat,
ist das Hunter den Film mag. Das ist fantastisch. Es ist schwierig,
das Buch von einem anderen zu verfilmen. Vor allem, wenn er eine
Knarre hat. Und er ist ein guter Schütze. Etwas verrückt.
Johnny ist sehr beteiligt. Er hat eine Weile bei Hunter
gewohnt. Selbst das Auto, der rote Shark –da hatten wir zwei: Einen
von innen, einen von Außen- der für Innen ist Hunters eigenes Auto.
Im Film gibt es viele Talismänner, Artefakte, Ikonen. Johnny hat so
viele Ideen vom echten Hunter übernommen: Nehmt die Szene im North
Star Café, am Ende. Wie er mit dem Teller rausgeht, und dann
innehält und ihn zurückbringt. Das ist nicht im Buch, das war
Johnny, wie er Hunter versteht. Er hat gesagt: Hunter würde
irgendwas in der Art tun. Er wäre beschämt. Das ist ein Moment, wo
die Figur begreift: Jetzt ist sie zu weit gegangen. Daß er
zurückgeht, ist eine Art Appeasement. Das ist ein perfektes Gefühl
dafür, wie Hunter drauf ist. Und darum war Johnnys Zeit mit Hunter
so wichtig. Hunter war die ganze Zeit präsent. Wir wußten: Er
schaut zu.
Er taucht auch in dem Film auf.
Ja, er kam für einen Tag zu den Dreharbeiten.
Das war ein schwieriger Tag. Denn Hunter ist ein chaotischer
Faktor. Das ist ironisch: Wir machten da einen Film über Chaos und
Wahnsinn. Aber ich wollte so einen wie Hunter nicht drumherum
haben. Denn er ist wirklich chaotisch. Wir haben sehr strukturiert
gearbeitet, das ist das witzige, sehr ordentlich, sehr
strukturiert, und was wir erreichen wollten war etwas Verrücktes.
Aber man schafft das nicht, wenn man selbst verrückt ist.
(Übersetzung(sfehler): Rüdiger Suchsland)
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