»Ich hatte nie das Gefühl: Ich habe es geschafft.« |
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Famke Janssen in I Spy | ||
(Foto: Columbia Pictures) |
Als Gegenspielerin von James Bond mit dem schillernden Namen Xenia Onatopp wurde Famke Janssen 1995 in GoldenEye schlagartig berühmt. Seitdem spielte Janssen Hauptrollen in einer ganzen Reihe bemerkenswerter Filme, unter anderem von Robert Altman, Woody Allen und Roberto Rodriguez. Nun ist sie in der Spionage-Komödie I Spy von Betty Thomas zu sehen.
Mit Famke Janssen sprach Rüdiger Suchsland.
artechock: I Spy ist die Kinoversion einer 60er-Jahre-TV-Serie, eine Referenz an die Zeit, in der man noch klassische Agenten und Spionagestories erzählen konnte. Der Film belegt: Sie scheinen ein Faible für Ironie und zwielichtige Figuren zu haben...
Famke Janssen: Ja, bis zum Ende ist meine Figur sehr schillernd. Man weiß nicht, was man von ihr halten soll, wo sie steht. Der Film hat viel Spaß gemacht. Ich musste sehr, sehr schnell sein, um mit einem Komiker wie Eddie Murphy mitzuhalten. Sein Verstand arbeitet rasant. Es war richtig einschüchternd.
artechock: Wie ist Ihr Dasein als Europäerin in Hollywood? Es ist ja eine spezielle Situation. Haben Sie es besonders schwer?
Janssen: Ich kann das schwer vergleichen: Ich weiß ja nicht, wie es ist, als Amerikanerin in Hollywood zu sein. Und in Europa habe ich erst später gearbeitet, für US-Produktionen. In jedem Fall behandelt man mich ein wenig als Exotin. Denn einen ganz leichten Akzent werde ich nie ablegen, er ist quasi mein Markenzeichen.
artechock: Gibt es ein bestimmtes „Type Casting“ für Europäer?
Janssen: Ja, man wird anders besetzt. Oft sind die „Bösen“ europäische Darsteller – das „Fremde“ wird eben mit Misstrauen betrachtet. Andererseits bin ich nicht sicher, ob man mich dort noch wirklich als Europäerin sieht. In Europa tut man das. Ich habe mich ins System integriert. Eher bin ich eine Amerikanerin mit Exotik.
artechock: Sie haben ein sehr spezielles Rollen-Image: Sie sind weder das typische „bad girl“, noch die Gute, sie sind fast „zu“ groß gewachsen, spielen »sonderbare« Frauen, aber strahlen nicht zuletzt Stärke und Intelligenz aus, manchmal geradezu bedrohlich...
Janssen: [Lacht] Ich hoffe nicht. Ich habe früher viel über so etwas nachgedacht, mit dem Ergebnis, dass ich kein bestimmtes Image haben möchte. Ich will natürlich Karriere machen, aber ich tue das mit großen Filmen ebenso wie mit Independent-Produktionen. Mein Ziel ist, möglichst verschiedene Rollen zu spielen, möglichst verschiedene Filme zu machen. Zum Film bin ich als Kino-Liebhaberin gekommen, als Fan bestimmter Regisseure. Daher kommt es, dass ich manchmal eine schwächere Rolle annehme, nur um mit einem guten Regisseur oder einem interessanten Kollegen zu arbeiten. Und manchmal ist es das Script, das mich fasziniert: Beispielsweise die Komödie Love & Sex, ein Independent-Film von einer unbekannten Regisseurin, mit unbekannten Darstellern. Für mich war das eine tolle Rolle, so etwas hatte ich nie gespielt, also bin ich das Risiko eingegangen. Es kann nicht immer alles perfekt sein – jedenfalls nicht für mich, jetzt.
artechock: Was war der Reiz bei I Spy?
Janssen: Es ist sicher nicht die Rolle meines Lebens, auch nicht der herausforderndste Film. Aber Betty Thomas, die früher Darstellerin war, fand ich eine interessante Wahl. Und Eddie Murphy und Owen Wilson sind tolle Darsteller. Mit ihnen wollte ich sehr gern zusammenarbeiten. Beide sind sehr gut, dabei sehr verschieden – was die Kombination wieder interessant macht.
artechock: Sie scheinen auch ernsten Rollen immer ein humorvolles Element zu geben. Halten Sie sich selbst für eine bessere Komödiantin, oder liegen Ihnen ernste Rollen doch besser?
Janssen: Ich probiere beides. Ich liebe Komödien, aber es ist schwer, gute zu finden. Und das Genre der „Romantic Comedy“ kann manchmal auch ganz schön doof sein! Darum mochte ich damals Love & Sex so gern: Die Story war so viel realistischer – so, wie ich selbst das Beziehungsleben kenne. Natürlich nicht bezogen auf das Hollywood-Klischee einer idealen Beziehung, das meiner Ansicht nach unser aller Beziehungsleben eher vergiftet – es weckt blödsinnig hohe Erwartungen. Solche Art Leben existiert gar nicht.
artechock: Was macht Regisseurin Valerie Breiman eigentlich heute? Haben Sie noch Kontakt?
Janssen: Ja, ich habe erst neulich mit ihr gesprochen. Ich glaube, sie schreibt an einem neuen Film. Ich würde auch gerne wieder mit ihr arbeiten. Sie war nur in letzter Zeit in einer Position, die ich sehr gut nachvollziehen kann: Nach dem Erfolg von Love & Sex bekam sie Regie-Angebote, hinter denen sie nicht wirklich gut stehen konnte. Also
musste sie sich erst einmal um gute Stoffe kümmern.
Ich kenne das von meiner eigenen Karriere: Ich will ja nicht behaupten, dass ich alle meine Filme aus künstlerischen Gründen gemacht hätte. Aber man kann auch nicht dauernd so denken. Ich will nicht sechs Monate meines Lebens verschwenden. Es gibt Dinge, die macht man, um seine Miete zu bezahlen, andere, weil sie einen faszinieren.
artechock: Auf welche Ihrer Filme sind sie besonders stolz?
Janssen: Auf meine Filme mit Robert Altman und Woody Allen – das war eine Art Ritterschlag, wenn man bedenkt, was für Hürden ich überwinden musste: Europäerin, Ex-Model, Bond-Darstellerin...
artechock: Was unterscheidet diese großen Regisseure vom Rest?
Janssen: Jeder ist anders. Ich fand Altman besonders faszinierend. Er hat einen komplett anderen Ansatz als typische Hollywood-Regisseure. Er liebt Proben, aber er gibt Schauspielern später viel Freiheit. Es war so, dass er einem den Raum gezeigt hat, und dann meinte: »Mach, was Du für richtig hältst.« Das ist so selten! Oft zeigt einem der Regisseur eine Marke am Boden: »So, hier stellst Du Dich hin! Hier sagst Du den und den Satz.«
artechock: Hat sich Hollywood in den letzten Jahren verändert?
Janssen: Es befindet sich in konstantem Fluss. Es geht letztlich nur um Geld und Zuschauer. Und darum, wie man beides bekommt. Es ist interessant zu beobachten, und ich mag das.
artechock: Was sind Ihre nächsten Pläne?
Janssen: X-Men 2 kommt noch ins Kino. Aber ich brauche jetzt etwas anderes. Ich mache zwei Independent-Filme.
artechock: Und ganz allgemein? Haben Sie Angst vorm Altern?
Janssen: Naja, ich weiß, dass die Rollen bald weniger werden. Bis dahin genieße ich die Zeit. Und dann gelingt es mir vielleicht, Drehbücher zu schreiben, mal Regie zu führen.
artechock: Immerhin: Ihnen ist gelungen, etwas zu erreichen, was viele nie erreichen: Sie sind vom ersten Film an ein Star, heute berühmt, eine Art Ikone. Und manche haben Sie genau aufgrund dieser ikonischen Qualität gecastet... Zum Beispiel Roberto Rodriguez für The Faculty...
Janssen: Ich vermute – ja. Dabei ist das überhaupt nicht mein Lieblings-Genre. Aber was für ein cooler Regisseur!
Aus Ihrer Perspektive mag das alles so aussehen. Mir selbst kommt es wie ein kontinuierlicher Kampf vor. Man hangelt sich von Rolle zu Rolle. Sicher habe ich mich nie gefühlt. Ich hatte nie das Gefühl: Ich habe es geschafft. Vielleicht sollte ich es. Vielleicht habe ich auch die Latte sehr hoch gehängt.
artechock: Was ist Ihr Lieblingsgenre?
Janssen: Filme wie Braveheart und Gladiator. Große, epische Filme...
artechock: Sie wären gern eine römische Kaiserin...
Janssen: Ja! Ich weiß, dass sie jetzt Alexander, der Große drehen werden – und ich wäre so gern dabei. Oder Hannibal. Und Troja. Aber ich mag auch Filme über echte Menschen, wie Deer Hunter.
artechock: Hatten Sie zu Beginn eigentlich einen Karriereplan?
Janssen: Ja. Ich wollte mit guten Leuten arbeiten. Manchmal hat es geklappt, manchmal nicht.