18.12.2003

»Intoleranz macht mir Angst«

Szenenbild IO NO HO PAURA
Ich habe keine Angst

Gabriele Salvatores über seinen Film Ich habe keine Angst

Gabriele Salva­tores, Jahrgang 1950, gehört zu den großen und wich­tigsten Regis­seuren des italie­ni­schen Gegen­warts­kinos. Nun startet sein neuer Film in den Kinos, das hoch­ge­lobte Drama Ich habe keine Angst (Io non ho paura).
Mit Gabriele Salva­tores sprach Heidi Reutter.

artechock: Ich habe keine Angst ist eine Lite­ra­tur­ver­fil­mung. Der Film basiert auf dem hoch­ge­lobten Roman „Die Herren des Hügels“ von Niccolo' Ammaniti. Was hat Sie an dieser Geschichte inter­es­siert?

Gabriele Salva­tores: Auf jeden Fall zwei Dinge. Zum einen ist dieses Buch ein Thriller, der in der Sonne, mitten in einem idyl­li­schen, gold­gelben Weizen­feld spielt. Norma­ler­weise spielen solche Film in den dunklen Straßen irgend­einer kalten Stadt. Zum anderen wird diese Geschichte aus der Perspek­tive eines kleinen Jungen erzählt, und das ist für das Genre des Thrillers doch eher unge­wöhn­lich. Wenn ich einen Film mache, dann denke ich immer sofort als erstes darüber nach, wie, also aus welcher Perspek­tive, ich die Geschichte erzählen möchte. Die Idee, die Geschichte in diesem Fall aus der Perspek­tive eines Kindes zu erzählen, hat mir sehr gefallen. Ebenso wie die Themen, um die es im Buch geht. Der Verlust der Unschuld und der schmerz­hafte Prozess des Erwach­sen­wer­dens, der sich hier in drei, wie ich finde, sehr wichtigen Dingen mani­fes­tiert: zum einen die Neugier, das heißt die Lust, nach­zu­sehen, was hinter der Ober­fläche der Dinge liegt – ein Erwach­sener würde wahr­schein­lich nicht mehr zurück­kehren und nachsehen, was sich in diesem Loch unter der Erde verbirgt – dann die Tatsache, dass der kleine Junge sich erstmals seinem Vater wider­setzt. Man kennt das ja aus den grie­chi­schen Sagen, dass man den eigenen Vater in Anfüh­rungs­zei­chen töten muss, um erwachsen werden zu können. Und dann, als drittes, die Entde­ckung des Anderen, eines Menschen, der so ganz anders zu sein scheint als man selbst und vor dem man daher, zumindest am Anfang, große Angst hat. Beide Kinder fürchten am Anfang vorein­ander. Aber dann merken sie, dass sie einander ähnlich sind. Und daher ist man plötzlich auch bereit, für den anderen ein gewisses Risiko einzu­gehen. All das fand ich sehr spannend.

artechock: Die Entde­ckung, die der kleine Michele aus Neugier macht, führt ja auch zum Verlust der kind­li­chen Unschuld...

Salva­tores: Ich habe im Vorfeld viele Bücher über Kinder und Kindheit gelesen. Unter anderem, dass bei Kindern bis zum zwölften Lebens­jahr ein bestimmtes Hormon produ­ziert wird, das dann allmäh­lich mit dem Erwach­sen­werden wieder verschwindet. Es ist ein Hormon, das unsere Neugier fördert, Kinder müssen ja viel lernen auf dieser Welt und deshalb ist es für Kinder so wichtig, nicht halt­zu­ma­chen, sondern nach­zu­fragen und zu sehen, was sich hinter den Dingen verbirgt. Das finde ich sehr faszi­nie­rend, viel­leicht sollten auch wir Erwach­senen uns diese Neugier bewahren.

artechock: Im Film sagt der Vater zu seinem Sohn Michele, die ganze Welt sei falsch. Sind Sie damit einver­standen?

Salva­tores: Nein, ich glaube nicht, dass das stimmt. Ich glaube vielmehr, dass es eben viele Wahr­heiten gibt. Das, was wir sehen, ist eben nur ein Aspekt der Realität. Vernunft und Verstand allein reichen nicht aus, um die Welt um uns herum zu begreifen. Und wahr­schein­lich ist das, was mich am Filme­ma­chen so faszi­niert, nämlich neue Wahr­heiten und Reali­täten zu entdecken, allein nur deshalb möglich. In »Nirwana« wird das ja auch thema­ti­siert, die virtuelle, künst­liche Welt, die so real erscheint, aber falsch ist. Wir leben ja manchmal auch in einer virtu­ellen Welt, man muss sich nur die Fern­seh­nach­richten ansehen, die sind sicher­lich virtuell (lacht). Worüber sie berichten, ist ganz offen­sicht­lich nur ein Teil der Realität. Ich glaube, die Welt könnte eigent­lich sehr wahr und echt sein, aber es sind die Menschen, die sie verfäl­schen. Zum Beispiel, wenn es um poli­ti­sche oder wirt­schaft­liche Inter­essen geht, die die Bezie­hungen der Menschen unter­ein­ander sehr bein­flussen. Ich mache mal ein Beispiel: Im ersten Irak-Krieg... ich habe übrigens diese Bilder von Saddam Hussein gesehen, den sie gefasst haben, der aussieht wie ein Penner, der in einem Loch haust. Wenn man also bedenkt, dass die Ameri­kaner ihn damals einge­setzt haben, als es diese Krise gab im Iran, dann haben sie ihm die nötigen Waffen gegeben, dann zum Feind erklärt und jetzt haben sie ihn endlich gefunden... Ich meine, daran besteht kein Zweifel, dieser Mensch ist ein Diktator, der beseitigt werden muss, aber man sieht hier sehr schön, wie unter­schied­lich sich die Realität immer wieder darstellt. Daher ist die Welt, und das, was wahr ist und was falsch, immer schwerer zu verstehen. Aber das ist wirklich ein kompli­ziertes Thema. Ich glaube, wir sollten alle versuchen, ehrlich zu sein. Das wäre doch fantas­tisch, wenn alle immer die Wahrheit sagen würden, das würde vieles sehr viel leichter machen. Wenn ich zum Beispiel mit Kindern zusam­men­ar­beite, dann mache ich das auch. Ich habe mir vorge­nommen, sie niemals anzulügen. Kinder haben ein sehr instink­tives Verhältnis zur Realität, während wir Erwach­senen die Realität mit dem Verstand inter­pre­tieren. Ich musste daher, um mit den Kindern arbeiten zu können, eine instink­tive, irra­tio­nale Beziehung herstellen, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Ich selbst habe keine Kinder, aber durch diesen Film habe ich verstanden, was es heißt, Vater zu sein. Die größte Heraus­for­de­rung im Umgang mit Kindern ist viel­leicht die, die Wahrheit zu sagen, auch dann, wenn es um schwie­rige Themen geht.

artechock: Ich habe keine Angst ist ein Drama, aber immerhin lassen Sie dem Zuschauer am Ende noch etwas Hoffnung. Welche Hoffnung haben Sie aufge­geben?

Salva­tores: (lacht) Ich will ehrlich sein, ich habe nicht allzu viele Hoff­nungen verloren, ich habe mir noch immer einige Träume bewahrt. Ich bin inzwi­schen 53 Jahre alt, 1968 war achtzehn und habe mich damals, als junger Mensch, als Teil einer großen, kollek­tiven Utopie gefühlt, getrieben von der Hoffnung, die Welt verändern zu können. Das ist nicht gut gegangen, die Welt hat sich verändert, aber anders, als wir gedacht haben. Ich bin trotzdem immer sehr opti­mis­tisch geblieben. In meinen Leben sind viele Dinge nicht gut gelaufen, aber es gibt auch anderes, was geklappt hat, daher habe ich auch meine Hoffnung nicht verloren. Ich bin viel­leicht etwas miss­traui­scher geworden, früher habe ich den Menschen mehr vertraut, auch mehr zugetraut.

artechock: Wovor haben Sie Angst? Oder haben Sie keine?

Salva­tores: Nein, im Gegenteil, ich habe sehr viele Ängste, was das Leben betrifft. Aber es ist seltsam: Wenn ich arbeite, habe ich keine Angst mehr. Ich habe ja sehr viele verschie­dene Filme gemacht, hätte ich mehr Angst gehabt, hätte ich wahr­schein­lich nur solche Filme gemacht, von denen ich wusste, dass ich das kann. Statt­dessen habe ich jedes Mal etwas Neues auspro­biert. In dieser Hinsicht habe ich keine Angst, im echten Leben schon. Das, was mir von allem am meisten Angst macht, ist die Into­le­ranz. Menschen, die davon überzeugt sind, dass sie die Wahrheit kennen; die sich nicht mit anderen Reali­täten ausein­an­der­setzen, weil sie keine Zweifel an der Rich­tig­keit ihrer Sicht­weise haben. Leider leben wir in einer Zeit, in der die Sicher­heiten und Gewiss­heiten, zum Teil aufgrund der verschie­denen Reli­gionen, zum Teil aufgrund diverser poli­ti­scher Ideen immer stärker werden und anstatt sich zu vereinen, scheint die Welt sich immer mehr zu spalten. Das beun­ru­higt mich.

artechock: Sie haben, wie Sie eben auch sagten, sehr unter­schied­liche Filme gemacht: Zum Beispiel den Oscar- Gewinner Medi­ter­raneo oder den Science-Fiction-Film Nirvana und jetzt Ich habe keine Angst. Gibt es trotzdem einen roten Faden in Ihrer Arbeit?

Salva­tores: Ja, den gibt es. Wenn ich sage, dass ich immer sehr unter­schied­liche Filme gemacht habe, dann bezieht sich das auf das Genre. Von der Komödie über einen Aben­teu­er­film zur Science Fiction, dann ein Film wie Denti („Zähne“, 2000, bei uns nie erschienen, Anm. d. Red.), ein sehr expe­ri­men­teller Film, der eigent­lich eine Liebes­ge­schichte ist. Aber mehr noch ein Film über Verlust, der Elemente des Horror­films mit denen des Liebes­films vermischt, aber ande­rer­seits kann einem die Liebe manchmal sehr viel Angst machen (lacht). Das ist also, wie gesagt, ein sehr expe­ri­men­teller Film. Aber es gibt trotzdem immer einen roten Faden, und das ist der Apekt der Verän­de­rung, der mir am meisten gefällt. Das was die Menschen verändert, was passiert, wenn einer eine andere Welt entdeckt. Nehmen wir zum Beispiel Shake­speare, ich komme ja vom Theater und ich liebe vor allem zwei Autoren, der eine ist Shake­speare, der andere Brecht. Außerdem habe ich zum Beispiel auch die Stücke verschie­dener deutscher Autoren insze­niert, aber das ist eine andere Geschichte. Ein typisches Shake­speare-Thema ist ja, dass seine Figuren oft durch ein Unwetter oder einen ähnlichen Aufruhr an einem fremden Ort, an einer neuen Insel stranden. Oder aber sie müssen fliehen an einen Ort, an dem sie noch nie waren. Dort, in der Fremde, ändern sie ihr Verhalten und sich selbst und das ist etwas, das mich sehr inter­es­siert. Wenn wir uns Medi­ter­raneo anschauen, dann ist es der Krieg, der eine Gruppe von Soldaten auf eine grie­chi­sche Insel führt. Dort entdecken sie ein völlig anderes Leben und verändern sich. In Puerto Escondido muss einer nach Mexiko fliehen, auch er wird dort eine andere Welt entdecken. In Nirvana stellt der Prot­ago­nist des Video­spiels fest, dass er nur in einer falschen Welt lebt und daher lieber ausgelöscht werden möchte. Mir gefällt es, wenn etwas, was völlig normal zu sein scheint, sich plötzlich verändert, und du auf einmal siehst, dass hinter dieser Wand etwas ganz Anderes steckt und das zwingt dich dann dazu, dich zu verändern. In Ich habe keine Angst ist es ein kleiner Junge, der in einem Weizen­feld spielt – alles scheint ganz normal zu sein: die kleinen Grau­sam­keiten unter Kindern und die Spielchen. Doch dann findet er plötzlich dieses Loch im Boden, und von da an eröffnet sich ihm eine ganz neue Welt. Es ist, als würde sich eine Tür öffnen, durch die man in eine unbe­kannte Welt gelangt. Geschichten wie diese faszi­nieren mich. Und das ist auch der rote Faden, der sich durch alle meine Filme zieht.

artechock: 1992 haben Sie für Medi­ter­raneo den Oscar gewonnen, Sie haben damals gesagt, dass damit auch die Ehrlich­keit ausge­zeichnet wurde. Erinnern Sie sich?

Salva­tores: Nein (lacht). Das, woran ich mich erinnere, ist, dass es damals einen Film gab, der mir wahn­sinnig gefallen hat, Zhang Yimous Rote Laterne. Der hat mir persön­lich viel besser gefallen als Medi­ter­raneo. Ich habe immer gesagt, es ist komisch, dass ich diesen Oscar gewonnen habe, das war großes Glück, denn in der Geschichte des Kinos gibt es ja viele wunder­bare Filme, die nie nominiert wurden und Filme, die ganz schreck­lich sind, die einen Oscar gewonnen haben. Daher muss man das alles relativ sehen. Aber es war für mich natürlich wichtig und ein großes Glück. Aber es ist seltsam, dass ich gesagt haben soll, dass mit diesem Film Ehrlich­keit prämiert wurde. Auf jeden Fall hat mir dieser Oscar sehr viel ermög­licht. Ich denke, dass man im Leben auch immer mal wieder etwas geben muss, man kann nicht immer nur nehmen. Ich habe viel Glück gehabt und dieses Glück habe ich genutzt, um Filme zu machen, die sie mich in Italien nicht hätten machen lassen. Indem ich also Filme gemacht habe, die viel­leicht auch anderen Regis­seuren des italie­ni­schen Kinos den Weg geebnet haben, zum Beispiel Sud, ein sehr poli­ti­scher Film über die Arbeits­losen in Südita­lien, den hätte ich ohne den Oscar nie machen können. Dann habe ich einen Science-Fiction-Film gedreht. In Italien haben sie mir gesagt, ob ich verrückt wäre, das könnte ich doch nicht machen, mit den ganzen Spezi­al­ef­fekten. Aber ich habe damals mit wunder­baren jungen Menschen zusam­men­ge­ar­beitet, die einen tollen Job gemacht haben. Ach ja, und dann diesen verrückten, schwie­rigen Film Denti. Ich habe also immer versucht, diesen Oscar zu nutzen und Filme zu reali­sieren, die sonst nie entstanden wären.

artechock: Folgen Sie selbst als Regisseur eher Ihrem Instinkt oder Ihrem Verstand?

Salva­tores: Ich glaube, ich bin da etwas zwei­ge­teilt, aber viel­leicht muss man das auch sein, wenn man Filme macht. Als Privat­mensch bin ich sehr rational, viel­leicht weil ich etwas Angst vor dem Leben habe. Daher versuche ich, mit dem Verstand das Leben zu kontrol­lieren. Ich würde gerne Regie übers Leben führen, aber das geht nicht. Wenn ich arbeite, kommt ein ganz anderer Teil von mir zum Vorschein, ich bin bei der Arbeit sehr instinktiv. Ich habe keine Angst, Neues auszu­pro­bieren, auch während meiner Arbeit am Theater habe ich ständig impro­vi­siert. Das gefällt mir auch am Filme­ma­chen, dass eben nicht alles vorher­sehbar ist. Wenn ich zum Beispiel eine Szene in der Sonne drehen soll und es regnet den ganzen Tag, dann kann man entweder warten, bis die Sonne wieder scheint, oder aber man schreibt die Szene um. Oder wenn eine Schau­spie­lerin eine glück­liche Szene spielen soll, aber an dem Tag mit ihrem Freund gestritten hat, dann kann ich ja auch nicht so tun, als wäre nichts passiert, ich muss mich dann an die Situation anpassen. Das ist wie beim Jazz, da gibt es eine Melodie, an die man sich hält, aber man muss ständig impro­vi­sieren.

artechock: Was glauben Sie, ist Ihre Stärke als Regisseur?

Salva­tores: Ich glaube, mir macht es am meisten Spaß, mit den Schau­spie­lern zu arbeiten. Ich habe 16 Jahre lang Theater gemacht und immer sehr eng mit den Schau­spie­lern zusam­men­ge­ar­beitet, da habe ich viel gelernt. Ich glaube, die Schau­spieler arbeiten sehr gerne mit mir zusammen, egal, woher sie kommen. Das ist mögli­cher­weise meine Stärke. Eine andere Sache ist die, dass ich gerne Bilder erzeuge. Für mich ist die Optik eines Filmes sehr wichtig. Ich glaube, dass Kino vor allem aus Bildern besteht. Ich mag es daher nicht, wenn ein Film nur nüchtern die Geschichte erzählt oder die Kamera wie einen Rekorder benutzt. Mit gefällt es, für die Geschichte und die einzelnen Szenen auch die passenden Bilder zu finden. Ich glaube, das ist das, was man zumindest in Italien am meisten an meiner Arbeit schätzt. Ich habe ein gutes Gefühl bei einem Film, wenn die Geschichte, die ich erzählen will, mich in ihren Bann zieht und wenn ich diese Emotionen auch den Schau­spie­lern vermit­teln kann.

artechock: Ich habe keine Angst wurde von Italien nun für den Oscar einge­reicht...

Salva­tores: Ja, aber dieses Jahr gibt es in der Kategorie Bester fremd­spra­chiger Film viele tolle Filme, zum Beispiel Die Invasion der Barbaren und nicht zu vergessen Good Bye, Lenin! oder der islän­di­sche Film Noi Albinoi. Da ist die Konkur­renz natürlich groß.

artechock: Meinen Sie denn, Ich habe keine Angst hat Chancen?

Salva­tores: Ich weiß es nicht. Was ich aller­dings sagen kann, ist, dass wir den Film auf vielen Festivals in Amerika gezeigt haben, in Boston und Washington, aber auch in Kanada, in Montreal und Toronto. Auf all diesen Festivals ist der Film sehr gut ange­kommen. Ich merke also, dass die Geschichte dem ameri­ka­ni­schen Publikum sehr gut gefällt. Aber das Auswahl­system ist sehr kompli­ziert und hängt von vielen Zufällen ab. Es ist alles etwas komplex, am Ende ist es Glück. Aber was ich weiß, ist, dass Miramax den Film am 9. April in den USA heraus­bringen wird. Das ist schon mal ein gutes Zeichen. Aber klar, man hofft natürlich immer.

artechock: Letzte Frage: Begreifen Sie das Leben als Entde­ckung oder als Heraus­for­de­rung?

Salva­tores: (lacht) Ich glaube, das Leben ist eher eine Entde­ckung. Wenn man das Leben nur als Heraus­for­de­rung lebt, kann das böse enden, man kann mögli­cher­weise auch viel verlieren. Ich glaube, wir müssen am Ende nichts gewinnen, keiner wird uns einen Preis verleihen. Ich bin kein Buddhist, aber im Buddhismus gibt es dies­be­züg­lich ein paar inter­es­sante Ansätze. Sie denken dort, dass ein Leben allein nicht reicht, um die Welt zu verstehen und deshalb glauben sie an die Reinkar­na­tion, dass man also wieder geboren wird und an dem Punkt, wo man zuvor gestorben ist, wieder weiter­ma­chen kann. Ich weiß nicht, ob das stimmt. Aber wenn man sich das mal überlegt: Auch in unserem Leben stirbt man immer wieder und wird aufs Neue geboren, jedes Mal beginnt eine neue Reise, man muss dazu lernen und entdecken. Daher denke ich, dass das Leben eher eine Entde­ckung als ein Wettkampf ist. Man sollte nicht denken, dass eine Belohnung gibt.