USA 1996 · 103 min. · FSK: ab 0 Regie: Stephen Herek Drehbuch: John Hughes Kamera: Adrian Biddle Darsteller: Glenn Close, Jeff Daniels, Joely Richardson, Joan Plowright u.a. |
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Cruella DeVil |
Daß den Leuten vom Disney-Konzern inzwischen nicht mehr sehr viel Neues einfällt, ist ja an und für sich auch nicht mehr so neu. Wo aber bleibt in letzter Zeit der früher so geschätzte Anspruch der Unterhaltung für die ganze Familie? All denjenigen Personen die sich bereits ohne fremde Hilfe die Schnürsenkel binden können, dürfte es schwerfallen, echte Begeisterung für das Remake des firmeneigenen Disney-Klassikers Pongo und Perdita aufzubringen.
Die Story ist wie gehabt: Die superreiche, supergemeine Cruella DeVil (Glenn Close) braucht für ihre neueste ausgefallene Pelzkreation das Fell von 99 Dalmatinern und läßt die putzigen Tierchen deshalb von ihren debilen Untergebenen entführen und auf ihren düsteren Landsitz bringen. Natürlich muß da gerettet werden, und neben einigen farblosen Hundecharakteren fällt diese Aufgabe vor allem dem Dalmatinerbesitzerehepaar Roger und Anita zu. Die werden gespielt von Jeff Daniels und Joely Richardson. Jeff Daniels ist der, der in allen Filmen immer die spießigen Langeweiler spielen muß. Hier spielt er einen spießigen Langeweiler. Joely Richardson kennt man bisher noch nicht so gut, aber hier spielt sie die Frau, die sich in Jeff Daniels verlieben muß, und man nimmt ihr das irgendwie sofort ab.
Dazu kommt noch die gute, alte Joan Plowright, die hier als Haushälterin und gute Seele so permanent Schnütchen ziehen und mit den Augen rollen muß als wäre sie es, die nach dem Film in allen Kinderzimmern stehen soll. Die 101 Dalmatiner werden von 250 echten Dalmatinern gespielt, die nur in gefährlichen Actionszenen von mechanischen- oder Computerdoubles ersetzt wurden. Statt sich aber so richtig hundemäßig aufzuführen, ihr Revier zu markieren oder sich ständig gegenseitig am Hinterteil rumzuschnüffeln, benehmen sie sich alle so, als wären sie irgendwie mit Jeff Daniels verwandt. Noch nicht mal sprechen hat man sie lassen!
Produzieren durfte das Ganze dann der allgegenwärtige Kinderschreck John Hughes, der voll auf die bewährte Kevin-Masche setzt: schleimiges Heile-Welt-Getue trifft schlecht getimeten Sadismus. Die aktuelle Horde 6-10jähriger dürfte sich wahrscheinlich bepieseln vor Lachen, wenn die zwei depperten Bösewichte etwa vom elektrischen Zaun gegrillt werden.
Zwei positive Aspekte habe ich dann aber doch noch gefunden: 1. Es wird nicht gesungen (kann nach König der Löwen gar nicht hoch genug eingeschätzt werden) und 2. Glenn Close ist als Cruella DeVil nach Mars Attacks! nun schon zum zweiten Mal in Folge ziemlich klasse und hat dementsprechend auch die einzigen schönen Dialogzeilen im Film für sich.
Schon aber droht neues Unheil: Der Trailer vor 101 Dalmatiner kündigt an daß die Disney-Herren demnächst den Herkules-Stoff in einer Musicalversion an das Kind bringen wollen. Allen ernsthaft an griechischer Mythologie interessierten Kleinen aber sei hiermit schon vorab die bessere Alternative ans Herz gelegt: Band 19 aus der Reihe »Das große Goofy-Album« im Ehapa-Verlag: »Goofy als Herkules«