USA 1995 · 129 min. · FSK: ab 16 Regie: Terry Gilliam Drehbuchvorlage: Chris Marker Drehbuch: David Webb Peoples, Janet Peoples Kamera: Roger Pratt Darsteller: Bruce Willis, Madeleine Stowe, Brad Pitt, Christopher Plummer u.a. |
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Bruce Willis auf Zeitreise |
Wir schreiben das Jahr 2035, die Erde wird wieder von den Tieren beherrscht, da 1997 ein Virus fast die gesamte Menschheit ausgelöscht hat. Die Überlebenden der Katastrophe hausen unter der Erde in einer Art von totalitärem Staat, in dem Abweichler in Gefängnisse gesteckt werden, die aus Käfigen anstatt aus Zellen bestehen.
Einer dieser Häftlinge, James Cole (Bruce Willis), wird ausgewählt, mit einer Zeitmaschine, die alles andere als zuverlässig funktioniert, zurück ins Jahr 1996 zu reisen, um den Ursachen der Viren-Apokalypse nachzugehen. Doch dummerweise landet Cole zunächst 1990, wo er für verrückt erklärt wird und in einer geschlossenen Abteilung die Psychiaterin Dr. Kathryn Railly (Madeleine Stowe) und den Patienten Jeffrey Goines (Brad Pitt) kennenlernt. 1996, auf Coles zweiter Zeitreise, begegnen sie sich erneut: Cole, Dr. Railly und Goines, der, wieder in Freiheit, zum radikalen Tierschützer wurde und die mysteriöse Organisation »12 Monkeys« gründete...
Mit 12 Monkeys greift Ex-Monty Python Terry Gilliam eines seiner zentralen Themen, die Gegenüberstellung von Realität und subjektiver Wirklichkeit, erneut auf. Die Hauptfigur Cole wird von realistisch anmutenden Alpträumen heimgesucht und verliert durch die ständigen Sprünge in der Zeit, den Sinn dafür, Erlebnisse als real einzuordnen. Jedoch anders als in Gilliams Film Brazil, in dem der Held Sam Lowry der teuflischen Wirklichkeit am Ende ein Schnippchen schlagen kann und sich in seine Phantasien flieht, muß Cole erkennen, daß zwar mehrere zeitliche Ebenen existieren, diese aber alle auf eine äußerst komplexe Wirklichkeit verweisen und sogar seine Träume nur Reflexionen dieser Wirklichkeit sind, aus der es (scheinbar) kein Entkommen gibt.
Wer Brazil gesehen hat, wird aber noch mehr Parallelen zu 12 Monkeys erkennen. Gilliam selbst zitiert seinen Film von 1985 in einer Einstellung fast bild- und schnittgenau. Die Ästhetik der fiktiven Gesellschaft in Brazil wird bis in Details in die Utopie von 12 Monkeys übernommen, man bekommt wieder diesen absurden und beklemmenden Eindruck einer Zukunftsvision, die aus Versatzteilen der Vergangenheit zusammengesetzt wurde, und die Zeitebenen verschwimmen so schon in den Bildern. Diese Ästhetik wird aber darüberhinaus in eine martialischere, Gewalt ausstrahlende Richtung weitergesponnen.
Schließlich ähneln sich auch die gesellschaftlichen Strukturen in den beiden Filmen: Eine totalitäre Regierung übt ihre restriktive Macht offensichtlich nur zum Zweck der Selbsterhaltung aus, wobei die Zentrale der Macht unerkannt bleibt. Die Mächtigen in 12 Monkeys versuchen eben nicht den Ausbruch der Apokalypse in der Vergangenheit zu verhindern, was ihre Gegenwart völlig verändern und das Ende ihre Herrschaft bedeuten würde, sondern sie versuchen lediglich den nicht mutierten Virus in ihre Hände zu bekommen, um mit Hilfe eines Gegenmittels an die Erdoberfläche zurückzukehren. Im Unterschied zu Brazil visualisiert Gilliam dieses Mal sogar die Parallelen seiner Utopie zur »realen« Gesellschaft, indem er die Gegenüberstellungen Coles mit den Wissenschaftlern des 21. Jahrhunderts und denen des 20. Jahrhunderts durchaus sehr ähnlich inszeniert. Und in beiden Fällen bekommt Cole die Macht der Wissenschaftler auf äußerst unangenehme Weise zu spüren.