Deutschland 1999 · 80 min. · FSK: ab 6 Regie: Sebastian Schipper Drehbuch: Sebastian Schipper Kamera: Frank Griebe Darsteller: Frank Giering, Florian Lukas, Antoine Monot, Julia Hummer u.a. |
||
Drei Jungs auf Spritztour |
Absolute Giganten – Jungs waren schon immer nostalgischer als Mädchen. Denn die lernen früher, den Aufbruch als Befreiung zu empfinden und nicht nur als Zwang zur Bewährung. Und Nostalgie ist gar nicht so sehr Verehrung der Vergangenheit, als Angst vor dem Leben danach.
Die Vergangenheit der drei Freunde Floyd, Ricco und Walter (Frank Giering, Florian Lukas, Antoine Monot Jr., alle sehr gut) war wahrscheinlich gar nicht so toll. Bier, Fußball, Autos,
wenig Frauen und dafür viel Langeweile – Hamburg ist offenbar auch nur Provinz, jedenfalls wenn man in seinen anonymen Vorstädten aufwächst. Aber rückblickend sieht das immer ganz anders aus. Und dann ist da noch die Musik. Mit der kann man sich über die ganze Ödnis hinwegtrösten, in andere Welten beamen und auf den Tag warten, an dem alles anders wird.
Eines Tages ist es so weit. Morgen wird Floyd fahren, mit dem Schiff »bis nach Singapur und weiter«, ganz weit weg jedenfalls. Noch eine Nacht haben sie, und es soll die Nacht ihres Lebens werden, absolut gigantisch eben.
Absolute Giganten, Sebastian Schippers Regiedebüt erzählt diesen einen Abend. Noch einmal fahren sie mit dem aufgemotzten Ford Granada los, und zelebrieren ihre Freundschaft. Ein gefühlvoller, fetziger Soundtrack (u.a. »Tocotronic« und »Notwist«) begleitet die drei in ihrem Schwanken zwischen zur Schau getragener Coolness und innerer Zerbrechlichkeit.
Sebastian Schipper spielt Lebenslagen durch. Viel Authentizität durchzieht die Darstellung, und macht Absolute Giganten zu einem der 'realistischsten' deutschen Filme seit langer Zeit. Ganz nah an der Gegenwart bleiben die Szenen in dieser reinen Männerstory (Frauen kommen überhaupt nicht vor, nur ein Mädchen, das gerettet werden muß).
Manchmal wird alles etwas zu sentimental, begegnet man etwas zuviel Selbstbeweihräucherung, die nicht so ironisch ist, wie Schipper es vielleicht gern gehabt hätte. Aber dafür fehlt fast alle fröhlich-laute Dummheit des deutschen Films, fast alle Prätention. Schon das macht Absolute Giganten zu einem ungewöhnlichen, sehenswerten Film, in wohltuender Weise einmal nicht typisch deutsch, sondern fast britisch.