Deutschland 2005 · 102 min. · FSK: ab 6 Regie: Ed Herzog Drehbuch: Ed Herzog, Paul Herzberg Kamera: Sebastian Edschmid Darsteller: Heike Makatsch, Wotan Wilke Möhring, Nikki Amuka-Bird u.a. |
||
Gescheiterte Träume |
Almost Heaven ist, wie der englische Titel schon sagt, ein deutscher Film. Im Zentrum steht die junge Helen. Sie ahnt mehr, als sie es weiß, dass sie unheilbar an Krebs erkrankt ist. Der größte Wunsch der Country-Musikerin ist es, einmal in ihrem Leben in Nashville aufzutreten. Aber ihr etwas zu solider Mann, der ihr aus falsch verstandener Fürsorge die Wahrheit über ihren tatsächlichen Zustand verheimlicht, lässt auch die langersehnte Einladung für den Auftritt nach Nashville verschwinden. Als sie doch noch davon erfährt, bricht sie spontan nach Amerika auf.
Nun häufen sich Zufälle der Art, wie man sie immer im deutschen Kino, aber selten im Leben findet: Helen verwechselt das Flugzeug, und landet in Jamaica – was sie erst bei der Ankunft feststellt. Nach kürzester Zeit hat man ihr – was wäre das Leben ohne unsere (Ethno-)Klischees? – sämtliches Geld gestohlen, zudem wurde sie in eine andere Gegend der Karibikinsel verschlagen. Nun muss sie sich ohne Geld, Ortskenntnis und Interesse für Land und Leute weder nach Montego
Bay durchschlagen.
Man kann gerade in dieser Phase Almost Heaven auch als Satire über deutsche Touristen im Ausland begreifen, über ihre Ahnungslosigkeit und Desinteressiertheit – aber so ist er wohl kaum gemeint. Eher schon soll Witz aus dem immensem Kontrast zwischen Countrymusik und dem für die Insel typischen Reggae-Sound gezogen werden.
Auf ihrer Odyssee trifft Helen auf Rosie, die sich mit Trickbetrügereien durchschlägt. Dann begegnet sie unangenehmen Gangstern, noch unangenehmeren deutschen Diplomaten und vielen gutherzigen Eingeborenen. Am Ende taucht auch noch ihr Mann auf der Insel auf, und es kommt zur obligatorischen Versöhnung am Krankenbett – fast hätte man über Heike Makatschs nuancenarmem Spiel und dem Ton der Handlung, der so relaxed ist, als wären sämtliche Teammitglieder während des Drehs bekifft gewesen, vergessen, dass Helen ja bald sterben muss.
Lobenswert ist die entspannte Erzählweise des Films, seine dokumentarische Qualität und das mitunter aufscheinende Interesse des Regisseurs für die Lebensverhältnisse auf Jamaica. Doch immer wieder verfällt er in kulturelle, musikalische und nicht zuletzt sprachliche Klischees. Die Synchronisation z.B. ist fürchterlich. Zudem lässt sich nicht übersehen, dass hier einmal mehr ein deutscher Film die Fremde als Kulisse für die Selbstfindung westlicher Wohlstandsbürger instrumentalisiert.