USA 1997 · 98 min. Regie: Anthony Waller Drehbuch: Tim Burns, Tom Stern, Anthony Waller Kamera: Egon Werdin Darsteller: Tony Everett Scott, Julie Delphy, Vince Vieluf, Phil Buckman |
Grad rechtzeitig zur Ehrung Curt Siodmaks bei der kommenden Berlinale kommt nun der neueste Werwolf-Film ins Kino. Siodmak hatte im Jahre 1941 einen alten Mythos aufgegriffen und für sein Drehbuch von The Wolfman verbraten, seitdem gehört das Werwolfmärchen zur amerikanischen Horror-Folklore, und eine große Riege von Stars von Lon Chaney bis Jack Nicholson durfte auf der Leinwand schon die Zähne fletschen und den Mond anheulen. American Werewolf in Paris, die neueste Adaption von Werbefilmer Anthony Waller bezieht sich vor allem auf die sechzehn Jahre alte Horrorparodie American Werewolf von John Landis. Drei junge Touristen aus USA, mit dem Rucksack in Frankreich unterwegs, lernen in Paris ein geheimnisvolles Mädchen kennen. Bald stellt sich heraus, daß sie vom Fluch der Werwolferei befallen ist und nun bei Vollmond gerne Leute beißt. Auf dem tapferen Andy (Tom Everett Scott), der sich in das Mädchen verliebt hat, lastet nun die Aufgabe, das Mädchen von seinem Fluch zu befreien. Auf seine beiden Freunde kann er dabei nicht zählen, der eine ist frühzeitig zerfleischt worden und begnügt sich mit seltsamen Erscheinungen, der andere ist von antiamerikanischen Wolfsmenschen als Opfer für einen Ritualmord auserwählt worden. Erschwerend kommt für Andy noch hinzu, daß er selbst bald gebissen wird, und sich an den Werwolfalltag gewöhnen muß.
Wer Freude an Späßen mit aufgeblasenen Kondome hat und auch über bodenloseste Tricktechnik hinwegsehen kann, der ist normalerweise nicht älter als dreizehn, und für Teenager ist dieser Film auch ausschließlich hergestellt. Das alte Europa, das hier von drei amerikanischen Rüpeln durchtölpelt wird, muß einmal mehr wegen seiner altbekannten, leicht entschlüsselbaren Assoziationen herhalten, etwa nach der Gleichung: Junge Liebe = Paris = Eiffelturm. Durch die Information, daß in Paris der Eiffelturm in Paris steht, kann solch ein Film ein ganzes Jahr Geographieuntericht in einer mittleren amerikanischen High-School ersetzen. Immerhin ist das Grab von Jim Morrison, das man ja nicht genug schänden kann, ein relativ unverbrauchter Schauplatz. Ansonsten läßt dieser müde Werwolf-Aufguß die Frage aufkommen, ob die John-Landis-Vorlage damals in den Achtzigern auch schon so dämlich war, und sich die Welt einst stilistisch ungeschult auf den platten Spaß eingelassen hat, oder ob auch hier der zweite Teil der miesere ist. Sei’s drum. Schön allerdings, daß Julie Delphy auch mal bei richtigem Trash mitmacht.
Das Gedicht von Christian Morgenstern, in dem der Werwolf sich vom Genitiv bis zum Akkusativ beugen läßt, also Weswolf, Wemwolf und Wenwolf, bereitet in weit kürzerer Zeitspanne ein größeres Vergnügen.