USA 2002 · 124 min. Regie: Phil Alden Robinson Drehbuch: Paul Attanasio, Daniel Pyne Kamera: John Lindley Darsteller: Ben Affleck, Morgan Freeman, James Cromwell, Liev Schreiber u.a. |
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Morgan Freeman und Ben Affleck |
Nein, auch dies ist noch nicht Hollywoods erste Antwort auf den 11. September. Im Gegenteil: Regisseur Phil Aden Robertson führt seine Zuschauer zurück in die Frontlinien des Kalten Kriegs. Eine neue Eiszeit beginnt zwischen der USA und UdSSR einzusetzen, verknüpft mit internationalem Terrorismus und einer Situation, in der Atombomben für Privatleute auf dem Schwarzmarkt erhältlich sind. So unrealistisch, wie das anmutet, ist es allerdings nicht, sind doch derzeit tatsächlich – laut UN-Statistik – 159 Atombomben »verschwunden«, sprich offiziell nicht auffindbar.
Der Anschlag ist nach Jagd auf Roter Oktober, Die Stunde der Patrioten und Das Kartell die vierte Verfilmung eines Romans von Tom Clancy. Wieder heißt der Held Jack Ryan, doch diesmal ist Clancys Lieblingsfigur, die es in seinen Büchern sogar bis ins Weiße Haus schaffen wird, noch ein unerfahrener Anfänger im US-Geheimdienst CIA. Der Roman spielt eigentlich im Jahre 1973, wurde aber in die Gegenwart verlegt. Beklemmend aktuell wird die Handlung vor allem durch den Einfall, dass die Bedrohung durch einen Einzeltäter ausgeht, und dass sie äußerst extrem ist. Der Neonazi Dressler (Alan Bates) will eine Atombombe in New York zünden. Glaubwürdig und spannend erzählt der Film die Jagd auf den Täter. Ben Affleck gefällt in einer Hauptrolle, die ihn nicht zu unpassender Körperlichkeit zwingt. Er ist zu lässig und jungenhaft, um als Actionheld a la Bruce Willis durchzugehen – was ihm gegen Ende gewisse Probleme bereitet. Morgan Freeman, James Cromwell, Liv Schreiber und Willem Dafoe spielen durchgängig überdurchschnittlich.
Der Film bietet wohltuend distanzierte Einblicke ins politische Geschäft, und die elegant inszenierte erste Hälfte erinnert in vielem an die Gediegenheit älterer Thriller: Kino für kleine und große Jungs, die gern davon träumen, die Welt zu retten, und nebenbei à la James Bond eine schöne Frau im Arm zu halten. Während zunächst auf Suspense und psychologisches Feingefühl mehr Gewicht gelegt wird, als auf die Anhäufung von Special Effects, zeigt der zweite Teil davon aber um so mehr. Ohne zuviel preiszugeben, sei verraten, dass die Handlung in einer Weise eskaliert, die nicht wenige geschmacklos finden werden. Einmal mehr zeigt sich, dass Katastrophen mit ihren vielen Toten im Kino kaum glaubwürdig zu inszenieren sind, und letztendlich nicht – auch für abgebrühte Gemüter – als Unterhaltungsstoff taugen. Unabhängig davon, wie man derartiges moralisch bewertet, funktioniert es einfach künstlerisch nicht. So bleibt Der Anschlag als ein Film in Erinnerung, dem in der Mitte sein Stilgefühl abhanden kommt, und der am Ende ein wenig albern wirkt, mitunter ärgert.