Japan 2003 · 79 min. · FSK: ab 16 Regie: Ryuhei Kitamura Drehbuch: Ryuhei Kitamura Kamera: Takumi Furuya Darsteller: Takao Osawa, Masayo Kato, Kanae Uotani |
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Der Herrausforderer |
Was machen zwei japanische Regisseure, die sich nicht kennen, aber von den Filmen des jeweils anderen beeindruckt sind, wenn sie sich auf einem deutsche Festival begegnen? Sie hecken in der Hotelbar ein gemeinsames Projekt aus: um ihre Kräfte miteinander zu messen, soll jeder einen Low-Budget-Film in einem einzigen Set in nur 7 Tagen abdrehen, und als Thema bietet sichwenn man schon dabei istnur eines an: ein Zweikampf auf Leben und Tod.
Dabei sind zwei interessante Filme herausgekommen, die sich ohne weiteres auch einzeln genießen lassen (daher vermutlich der zwei Wochen auseinander liegende Kinostart der beiden Filme), die aber gerade im direkten Vergleich faszinieren, wie ihr Einsatz auf verschiedenen Festivals, auch in Deutschland, bewies.
Den offiziellen Kinostart hat zunächst der durchstilisierte Samurai-Film Aragami. In einen düsteren Tempel in finsterster Nacht wanken auf der Flucht vor dem Feind zwei Samurai und brechen verletzt zusammen. Nur einer überlebt und wird von seinem geheimnisvollen Gastgeber zum Essen eingeladen. Bei der feierlichen Mahlzeit erfährt er das schreckliche Geheimnis des Hausherrn, und ein Kampf um Leben und Tod beginnt ausgefochten mit geschliffenen Dialogen und mit scharfen Waffen. Denn der Hüter des Tempels ist kein anderer als der Kriegsgott Aragami selbst, der seiner Aufgabe müde geworden ist und sich nichts mehr wünscht, als von einem tapferen jungen Krieger besiegt und abgelöst zu werden.
Man muss kein Schwertkampf-Fan sein, um an diesem Film Gefallen zu finden (sollte allerdings auch nicht vor Horror-Elementen zurückschrecken). Die mysteriöse Einführung, die humorvollen und gewitzten Dialoge und die sorgfältig choreographierten Kampfszenen bieten eine abwechslungsreiche Mischung in einem ansprechenden Tempo. Das altertümliche Fantasy-Ambiente erlaubt amüsante Schlenker zwischen Wein und Wodka, Handfeuerwaffen und einem (allerdings letztlich etwas aufdringlichen) Heavy-Metal-Score, und die visuelle Umsetzung des in einem eher künstlich als künstlerisch zu nennenden Set gedrehten Zweikampfes bietet interessantes Augenfutter, das durch Kameraeffekte und schnelle Schnitte besticht. Atmosphärisch auch das Sounddesign, dem es gelingt, die Location des Unwetter-umtosten Tempels geradezu spürbar zu machen.
Der nur 80 Minuten lange Film ist durchweg kurzweilig und sorgt durch interessante Einfälle wie den nur durch Schwertblitze erhellten Kampf im Dunkeln für Spannung bis zum leicht verbesserungsfähigen Schluss. Offenbar haben die Beschränkungen des Regisseur-Duells kreative Kräfte entfesselt, und die thematische Festlegung (Konkurrent Yukihiko Tsutsumi, der sich mit 2LDK schnell auf eine zeitgenössische Auseinandersetzung junger Frauen festlegte, regte Regisseur Ryuhei Kitamura zu einem an die Matrix angelehnten Kampf zweier Männer an) führt dank überlegter Ausschöpfung der situativen Möglichkeiten zu einem unterhaltsam-rasanten Kinoabend.