F/D/I 1999 · 110 min. · FSK: ab 6 Regie: Claude Zidi Drehbuchvorlage: René Goscinny, Albert Uderzo Drehbuch: Claude Zidi Kamera: Tony Pierce-Roberts Darsteller: Christian Clavier, Gérard Depardieu, Roberto Benigni, Laetitia Casta u.a. |
Ganz Europa ist von amerikanischen Filmen dominiert. Ganz? Nein, eine kleine geheimnisvolle Flotte von gallischen, gotischen und römischen Produzenten, wagt es, ein vielleicht letztes Mal dem Eindringling Widerstand zu leisten. Mit Asterix, dem Urgallier, wollen sie es den Barbaren aus Übersee mal so richtig zeigen. In Frankreich hat drum eine Werbekampagne zum Start von Asterix und Obelix gegen Cäsar eine Stimmung erzeugt, als sei es patriotische Pflicht, sich diesen Film anzusehen. Die Franzosen waren folgsam, so ziemlich jeder von ihnen hat in den letzten zwei Monaten mindestens eine Eintrittskarte gekauft, obwohl schon der Titel mühsam klingt.
Es beginnt mit Kelten-Pop, flottem Gefidel und Getröte, dazu Scheppern und Rasseln. Die Kamera fliegt übers liebliche Frankreich. Die Römer, die dort herumreiten, tragen idiotischen Kopfschmuck und sind um Würde bemüht. Das gallische Dorf dagegen ist liebenswert wirr und völlig verwachsen. In der Mitte steht ein großer Baum, in dem der Barde Troubadix wohnt. So hat man bereits nach fünf Minuten das Beste gesehen, denn dieser Baum ist das Meisterwerk der Ausstatter. Vielleicht mag man noch im Kino sitzen bleiben bis Majestix das erste Mal vom Schild fällt, und sein Helm für eine Sekunde in der Luft hängt, bevor er dem Häuptling nachfolgt. Danach aber ist Schicht.
Liebe zum Detail ist hier niemandem abzusprechen, Liebe zum Zuschauer auf jeden Fall. Unspannender kann man Zelluloid gar nicht belichten. Da grimassiert und fuchtelt etwa Roberto Benigni als machtgeiler Römer wie toll herum, serviert aber keinen einzigen Gag. Daneben steht Gottfried John und verübt im Schnellverfahren alle Gesten die der Comic-Cäsar so draufhat. Zwei Hektiker nebeneinander ergeben aber nun mal selten eine komische Wirkung. In solchen Momenten stellen sich diverse
Fragen: Wie lange ist Regisseur Claude Zidi eigentlich schon dabei? Hat der nicht mit de Funes gearbeitet, mit Belmondo, und mit Coluche? Und haben er und die Autoren des Synchron-Buches jemals Asterix gelesen? »Schlag hier nicht Wurzeln!«, »Wie du mich nervst, Obelix!« das klingt nicht nach René Goscinny, dem der Film pro forma gewidmet ist, sondern, wenns hoch kommt, nach »Fix&Foxi«. Und hochkommen tuts leicht.
Die Frage schließlich nach den Beweggründen für diese großangelegte
Gemütsschädigung – gesetzt den Fall, Zidi und seine Geldgeber wollten überhaupt etwas anderes als Geld und eine Wiedererweckung des notorisch verschnarchten Franzosen-Films – kann einen schon verzagen lassen. Da werden also Schauspieler in Karikaturrollen besetzt, nur um per Computer wieder zum Cartoonwesen verzerrt zu werden. Solche Verworrenheit erhebt man entweder zum Thema des Films, wie es Warren Beatty in seinem konsequent cartoonesken Dick
Tracy getan hat, oder man dreht gleich Zeichentrick.
So ist Gerard Depardieu vielleicht der einzige, der künstlerisch unbeschadet aus diesem Projekt hervorgeht. Der Paradegallier wollte unbedingt mal den Obelix spielen, und anstatt ihn dran zu hindern, hat man, damit er mit seinem Schnurrbart und der blöden blau-weißen Hose nicht ganz so verloren aussieht, einen Haufen Sondermüll um ihn herumgestellt. Der Baum zum Beispiel ist komplett mit Latex ausgegossen. Achje, wir müssen Asterix-Schöpfer Uderzo fast dankbar sein, daß seine Hefte seit Jahren immer mieser werden. Hätte uns dieser Film in unschuldigeren Asterix-Zeiten ereilt, wir wären vor Kummer nicht mehr froh geworden.