Norwegen 1997 · 91 min. · FSK: ab 6 Regie: Vibeke Idsöe Drehbuch: Vibeke Idsöe Kamera: Kjell Vassdal Darsteller: Torbjørn T. Jensen, Jenny Skavlan, Benjamin Helstad, Terje Strömdahl, Caecilie Norby u.a. |
||
Die Welt im Großvater |
Eigentlich könnte sich Simon ja freuen: Sein Großvater, mit dem er fernab jeder Zivilisation ein kleines Häusschen bewohnt, will in Kopenhagen seine alten Kumpels von der gemeinsamen Jazzband treffen, und er darf mit. Nur leider geht es dem Opa echt schlecht. Als sich dieser nun nächtens in Schmerzen windet, fragt er seinen besten Freund, seinen Teddy, um Rat.
Und so alte Bären kennen sich natürlich aus; mit Hilfe eines magischen Chemiekastens macht er Simon so klein, daß dieser
das Innenleben des Großvaters erkunden und der Ursache seines Leidens auf den Grund gehen kann.
Zum Glück lernt er noch im Schlund ein weißes Blutkörperchen kennen, das mit der Aufgabe betreut wurde, den gesamten Körper zu kartographieren. Sein Wegweiser bleibt nicht lange allein, denn zu den beiden gesellt sich noch ein reizendes, weibliches, rotes Blutkörperchen. Die zwei körpereigenen Wesen zeigen Simon nun, was im Inneren seines Opas so alles geboten ist; zu dritt rutschen sie die Blutbahnen hinab, besuchen die Arbeitslosen im Blinddarm und Frau Galle in ihrem Reich,
und schließlich entdecken sie die Wurzel des Übels: finstere Gesellen basteln einen Nierenstein, der sich nur mit Wasser beseitigen läßt.
Dieses haben aber die Flüssigkeitsdiebe geklaut. Da aber Großvater seit Omas Tod keine Träne mehr vergossen hat, weder aus Schmerz noch aus Freude, können da ungeahnte Vorräte aktiviert und der Nierenstein aufgelöst werden.
Die ganze Körpergemeinschaft ist nun glücklich und Simon begegnet der Königin, der Großmutter, der einstigen dunklen
Stimme Skandinaviens, deren Tod Opa das Saxophon beiseitelegen ließ, und die nun zu neuen Sangesfreuden bereit ist. Und Großvater kann vor lauter Emotion heulen, daß sich die Tränendrüsen freuen, und spielt zur Stimme in seinem Herzen.
Vibeke Idsöe hat hier den aufwendigsten norwegischen Film aller Zeiten gedreht. Trotz reichlicher Computeranwendung sind die meisten Tricks traditionell. So wurde für die Blutbahn eine 30 Meter lange Rutsche gebastelt, und die Darsteller stecken in teils bizarren Latexkostümen. Das sorgt für einen sehr aufgeräumten Blick in unseren Körper, der Kindern, solange sie noch nicht zuviel MTV gesehen haben, sehr gefallen dürfte. Die Eltern können ja inzwischen ein Schläfchen
halten.
Dann verpassen sie aber die Moral: Weinen und Schreien ist gut für den Körper, Rauchen dagegen macht aus der Lunge einen trüben Ort. Und Saufen ist prima, man muß ja den Flüssigkeitsdieben Paroli bieten.