USA 1998 · 121 min. · FSK: ab 6 Regie: Andy Tennant Drehbuch: Andy Tennant, Susannah Grant Kamera: Andrew Dunn Darsteller: Drew Barrymore, Angelica Houston, Dougray Scott, Jeroen Krabbé u.a. |
Es war einmal... da war Drew Barrymore ein Ex-Kinderstar. Sie spielte in ein paar B-Movies mit, nahm die falschen Drogen, und galt mit noch nicht einmal 18 Jahren als verschlissenes Talent. Dann, ganz allmählich, wurden ihre Filme besser, und mit etwas genauerem Hinsehen konnte man schon damals merken, was für eine ausgezeichnete Schauspielerin sie ist. Weil sie aber zwar sexy, doch etwas pummelig aussieht, kurze blonde Haare hat und sich auch schon 'mal nackt photographieren ließ, galt sie dem Mainstream-Amerika trotzdem immer als irgendwie unseriös und bekam nie eine »richtige« Hauptrolle. Nur für die »Trash«-Fans war sie immer schon ein Superstar.
Nach vielen vielen Jahren kam 1997 ein junger Prinz daher. Der hieß Andy Tennant und war Filmregisseur. Er färbte dem schnuckeligen Pummelchen die blonden Haare braun, und verbot ihr sie sich zu schneiden, bis sie so lang waren, daß sie damit ohne Double auch Rapunzel hätte spielen können (vielleicht setzte er ihr auch einfach eine Perrücke auf, aber das kommt ja aufs Gleiche heraus). Dann fuhr der junge Prinz mit ihr in die schönsten Burgen und Schlösser Südwestfrankreichs, und drehte dort zwar nicht Rapunzel, aber die ca. 378te Version von Aschenputtel.
Gemessen an der Vorschau mußte man aufs Schlimmste gefaßt sein. Und Drew Barrymore wird fälschlicherweise viel zu natürlich inszeniert, dabei ist sie das Künstlichste, was es gibt. Ihre Trashigkeit kommt hier gar nicht zu Geltung.
Sonst aber wurde Ever After ein netter familientauglicher Weihnachtsfilm, der überraschend gescheit ist. Denn man bekommt die bekannte, und darum vielleicht doch etwas langweilige Geschichte vom armen Mädchen, das den
schönen Prinzen heiratet, so erzählt, wie sie noch nie erzählt wurde.
Diese Cinderella ist kein Aschenblödel, sondern emanzipiert, nimmt die Dinge am liebsten selbst in die Hand, und hilft notfalls eher dem Prinz aus der Patsche, als umgekehrt. Angelica Houston spielt mit all ihren wohlbekannten Comic-Qualitäten eine himmelschreiend witzige böse Stiefmutter, die so einen not amused-ten Gesichtsausdruck hat, das man sich wünscht, sie spielte bald Queen Elisabeth II... Dabei ist sie
aber weniger böse, als jene aus dem Märchen. Tennant gesteht ihr sogar menschliche Züge zu, und zeigt ihr Entsetzen und ihre Trauer beim Tod von Aschenputtels Stiefvater. Alle weiteren Grausamkeiten der Gebrüder Grimm, wie die abgehackten Zehen oder augenauspickende Tauben sind getilgt. Dafür ist der ganze Film in honiggelbes Licht getaucht, es kommt ein leutseliger Leonardo da Vinci vor, und ganz kurz Jeanne Moreau, die mit wundervollem französischen Akzent im Prolog »Es war
einmal« sagen darf.
In seiner Wirkung ist das Ganze ein sozialrevolutionäres Aschenputtel für schlichtere Gemüter, ein Film, der wie schön – an natürlichen Adel glaubt, und uns erklärt, woran man das Gute so erkennt: Das Gute liest, und zwar Thomas Morus »Utopia«, das Gute unterhält sich kumpelhaft mit den Angestellten, denn die sind ja auch Menschen (und lachen dann wie die Neger in 50er Jahre Musicals), will aber auch individualistisch sein. Das Gute träumt ab und an von der Einsamkeit
des Klosters.
Der Gute will nicht König sein, weil die Macht (»Verantwortung« sagt man heute in TV-Interviews) gar zu sehr auf die untrainierten Prinzenschultern drückt.
Und die Gute sagt ihm dann, warum er doch König werden wollen sollte, was er so alles tun könnte als solcher, und überhaupt: Die Armen befreien und so, »Du mußt das Los auf Dich nehmen« – wir wissen, daß Henri dann offenbar doch anders wurde, und Katharina von Medici geheiratet hat. Aber das ist eine andere
Geschichte: Im Märchen wie im Hollywood-Film wird immer nur bis zum Happy End erzählt, doch keiner verrät, daß dies nur der Anfang einer bösen gemeinen, gar nicht gut enden wollenden Geschichte ist.
Aber morgen ist Weihnachten, und auch da liest man in der Bibel nur von den Engeln auf dem Felde...
Aber die Gute sagt auch: »A girl does, what she can«, und wenn man das aus Drew Barrymore Mund hört, klingt es selbst in diesem Film irgendwie schweinisch, und versöhnt uns wieder ein kleines
bißchen.
Um es zusammenzufassen: Kein richtig guter Film, aber alles hätte auch viel schlechter sein können. Drew Barrymore darf endlich eine Hollywood-Prinzessin spielen, was sie so saccharinsüß tut, wie es jede 23jährige tun würde, die zum ersten Mal eine Prinzessin spielen darf, aber wenn man Drew Barrymore schon öfters gesehen hat, ein wenig zu süß, um wahr zu sein. Und wenn sie nicht gestorben ist, dann lächelt sie noch heute.