USA 2019 · 124 min. · FSK: ab 16 Regie: Adil El Arbi, Bilall Fallah Drehbuch: Chris Bremner, Peter Craig, Joe Carnahan Kamera: Robrecht Heyvaert Darsteller: Will Smith, Martin Lawrence, Vanessa Hudgens, Alexander Ludwig, Charles Melton u.a. |
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Überraschend, perfekt und doppelbödig geplottet (Bild: Sony) |
„YOU are your fucked up self“ – Detective Marcus Burnett (Martin Lawrence) zu Detective Mike „Eugene“ Lowrey (Will Smith) in Bad Boys for Life
Wer Richard Linklaters tollen Boyhood mit seiner zeitstromgetreuen Erzählung verschiedener Lebenslinien über 12 Jahre gemocht hat, der sollte nun auch einen Blick auf die mit Bad Boys For Life komplettierte Trilogie des Bad Boys-Franchises werfen, denn wagemutig werden hier sogar 25 Jahre Leben und Lebenslinien abgedeckt. Zwar geschieht das im Rahmen einer nicht sonderlich innovativ erweiterten klassischen amerikanischen Buddy-Action Comedy, die ihre Hochzeit ja schon mit Richard Donners Lethal Weapon-Franchise gefeiert hatte, und deren zweiter Teil Bad Boys II (2003) von vielen zur schlechtesten Fortsetzung aller Zeiten erklärt wurde, aber dennoch: allein schon Schauspieler wie Will Smith und Martin Lawrence seit Bad Boys – Harte Jungs (1995) über 25 Jahre altern zu sehen, sie von den Anfängen bis zum Ende ihrer Karriere im gleichen Korsett eines so gegensätzlich wie grotesken Cop-Paares durch das jeweilige Miami der Gegenwart stolpern, schießen und lieben zu sehen, ist eine großartige Erfahrung.
Dabei hilft zweifelsohne, dass der dritte Teil der Trilogie Bad Boys For Life mit Abstand der beste ist, und das nicht nur für das, was er ist und sein soll – nämlich eine Action-Comedy –, sondern sogar darüber hinausschießt.
Die Gründe dafür sind für ein derartig abgehalftertes Franchise-Format überraschend vielfältig. Zum einen ist da ein kluges Drehbuch, was umso erstaunlicher ist, als es ein über zehn Jahre lang gerührter Brei ist, an dem so viel Köche mitgewirkt haben, wie es Zutaten gab. Doch die haben es in sich. Nicht nur werden 25 Jahre Action Comedy mit Zitaten und ironischen Bemerkungen zitiert, wird sogar das legendäre Bad-Boys-Thema gekonnt persifliert, sondern auch über eine neue Generation von Cops ein Wettstreit der Generationen formuliert, die Lowrey und Burnett mit ihren Methoden und ihrer simplexen Macho-Körpersprache nicht nur ironisch brechen, sondern über den in 124 Minuten auch deutlich gemacht wird, wie sich das Genre weiterentwickelt hat. Dabei werden nicht nur alte Ermittlungsmethoden hinterfragt, sondern auch genderspezifische Rollenbilder, die zwischen den üblichen, aber nichtsdestotrotz delikaten und brillant gefilmten Action-Sequenzen zu wirklich atemberaubenden Missverständnissen bzw. ins Leere laufenden Dialogen führen, etwa wenn Lowrey versucht, dem gegen den Strich gebürsteten Rollenverständnis von »Vikings«-Star Alexander Ludwig auf die Spur zu kommen, ohne ihn jemals wirklich zu verstehen.
Und dann ist da noch Kate del Castillo, einer der großen TV-Stars in Mexiko, über die die Drehbuchautoren nicht nur ein völlig verrücktes Prequel in Lowrey frühes Leben schreiben, sondern den mexikanischen Kartell-Plot und schließlich das ganze Ende des Films kurzerhand in eine lateinamerikanische Telenovela transformieren.
Das alles ist schon so überraschend, perfekt und doppelbödig geplottet, dass die vielen anderen erzählerischen Seitenlinien wie Burnetts Versuche, ein ruhiges Rentnerdasein zu führen, gruppentherapeutische Selbsterfahrungen oder die grotesken Seitenhiebe auf den amerikanischen Rassismus gegenüber Afro-Amerikanern nur angedeutet seien.
Das aber vielleicht größte Verdienst dieses sehenswerten Trilogie-Abschlusses ist wohl Produzenten-Urgestein Jerry Bruckheimer anzurechnen, der Transformers-Regisseur Michael Bay, der so wie Will Smith mit Bad Boys – Harte Jungs groß geworden ist, ins Produzenten-Boot geholt hat und die Regie stattdessen zwei jungen, wilden, belgischen Regisseuren überließ. Wer Adil El Arbis and Bilall Fallahs düsteren, wuchtigen BLACK (Trailer auf Youtube) gesehen hat, weiß, was das bedeutet und mehr noch die Zusage, ihren ebenso begabten Kameramann Robrecht Heyvaert gleich mit ins dritte Bad Boys-Installment zu integrieren.