Deutschland 1997 · 109 min. · FSK: ab 12 Regie: Katja von Garnier Drehbuch: Katja von Garnier, Uwe Wilhelm Kamera: Torsten Breuer Darsteller: Katja Riemann, Jasmin Tabatabai, Jutta Hoffmann, Nicolette Krebitz u.a. |
Es sollte ein ganz großer Wurf werden; ein deutscher Megaknüller sozusagen, ein Roadmovie, ein Musikfilm – ein richtiger Kultstreifen eben: Bandits. Und das »b« könnte dann einen Kreis bekommen und das gäbe doch ein richtig schönes Logo, das man auf Feuerzeuge und Schlüsselanhänger drucken, als Halskette und auf T-shirts verkaufen könnte und schon hätte man das erste richtig professionelle Merchandising für einen deutschen Film geschaffen. Und weil es, wie gesagt ein Musikfilm sein sollte, könnte man natürlich eine eigene CD rausbringen, mit lauter eigenen Songs zum Film und die eben erfundene Band könnte dann sogar auf Tour gehen, immer vorausgesetzt, der Film wird ein Hit.
So mag die Argumentation im Exposé geklugen haben, mit dem Katja von Garnier für ihren neuen Film hausieren gegangen ist, zur Buena Vista und zu Pro7 und natürlich hat man ihr geglaubt, schließlich ist sie seit ihrem Regiedebüt Abgeschminkt ganz oben auf der Liste der neuen jungen Filmemacher, die seit zwei-drei Jahren wieder 30% des heimischen Kinomarktes zurückerobert haben.
Und so flossen die Gelder sicher schnell und reichlich und Wunderkind Katja fing auch gleich an ihre Vision umzusetzen. Schade, daß diese so wenig Inhalt in sich barg, um eine Idee zu füllen, die als theoretisches Konstrukt so gut klang. Und schade, daß dieser Mangel an Eigenem zu einer mäßigen Reihung von guten Vorlagen führte, immer mit dem Versuch behaftet die Genialität der Originale ins deutsche zu kopieren und wohl auch in der Hoffnung, daß die Deutsch-Film-Gucker die Kopie nicht erkennen würden.
Was die Regisseurin wohl gefühlt haben muß, als sie eine Szene von Blues Brothers nachbaute und ihre weiblichen blues bandits im Rausch der Musik zu Stars werden ließ wie das John Landis bei Cab Calloways »Minnie the Moocher«-Auftritt vorgemacht hat? Ob sie sich getraut hat zu sagen, Hannes Jaenicke solle als Polizist so auftreten wie Harvey Keitel in Thelma & Louise und ob Werner Schreyer nach der Vorlage von Brad Pitts Rolle im selben Film gecastet worden ist? Was wohl auf der Klappe zur Szene »die bandits geben ihr großes Konzert« stand – vielleicht »where the streets have no names – Nachdreh« ? und ob das Drehbuch zwei Einstellungen vor Schluß mit den Worten endet »siehe Butch Cassidy und Sundance Kid«?
Es ist schade, so talentierte Hände an eine so dünne Story verschwendet zu haben, denn die Regiearbeit zu Bandits ist gut. Die Optik, die Inszenierung und die schnellen Schnitte machen Lust auf gucken und könnten jede Geschichte, die auch eine wäre schnell und spannend auf den Punkt bringen, aber die Geschichte fehlt nun mal. – Vier Frauen brechen aus einer Justizvollzugsanstalt aus, fahren durch Deutschland, machen Musik und werden zu Stars – Punkt -that’s it- und keiner kann sagen, nun ja, da hat die Katja halt ein schlechtes Drehbuch in die Hand bekommen, den zu allen Übel zeichnet sie sich für Buch und Idee neben Uwe Wilhelm gleich co-verantwortlich.
Co-verantwortlich ist sie mit Sicherheit auch für ihre weiblichen Hauptdarsteller und hat dabei im großen und ganzen richtig Gespür bewiesen: Jutta Hoffmann nimmt man die Alte mit Tiefgang jederzeit ab und Nicolette Krebitz hat bereits in Greenhorn bewiesen, daß sie die süße Dumme voll drauf hat. Richtig toll ist Jasmin Tabatabai, als Schauspielerin, als Frau und nicht zuletzt als Musikerin, die sie nun ja tatsächlich auch ist und die sie von allen bandits mit Abstand am besten rüberbingt. Nur Käte Riemann wirkt mit ihrem ernst-gegucke und böse-getue so albern, wie Ablecktatoos auf Seefahrerarmen.
Katja von Garnier hat mit Abgeschminkt fleißig am Fundament des eigenständigen deutschen Films gemauert, mit Bandits kratzt sie nun am selben.