USA 1997 · 125 min. · FSK: ab 12 Regie: Joel Schumacher Drehbuch: Akiva Goldsman Kamera: Stephen Goldblatt Darsteller: Arnold Schwarzenegger, George Clooney, Chris O'Donnell, Uma Thurman u.a. |
||
Poison Ivy |
Als Warner Bros. beschloß, Tim Burton als Regisseur der Batman-Reihe abzusetzen, weil den Merchandising- und Product-Placement-Vertragspartnern dessen Werke zu dunkel, idiosynkratisch und intelligent – und mithin nicht verkaufsfördernd genug – erschienen, war bereits klar, daß mit einem Geniestreich wie Batman Returns nicht wieder zu rechnen sein würde. Warum um alles in der Welt es aber ausgerechnet Joel Schumacher sein mußte, den man fürderhin mit der Leitung der Batman-Produktionen beauftragte, bleibt nach Batman & Robin rätselhafter denn je zuvor.
Batman und Robin kämpfen diesmal gegen Mr. Freeze (Arnold Schwarzenegger) und Poison Ivy (Uma Thurman), und weil’s eh schon egal ist und der Batman-Kanon für den nächsten Teil ohnehin kaum mehr genügend attraktive Bösewichte hergeben wird, verheizt man gleich auch noch Bane (Jeep Swenson) als eine Art Fiffi für Poison Ivy und degradiert ihn dabei zur grunzenden Witzfigur.
Damit da der Helden nicht zuwenige sind, gibt’s obendrein noch Batgirl (Alicia Silverstone) als
Neuzugang, womit: (a) auch den Zuschauerinnen eine positive Identifikationsfigur geboten werden soll, und man (b) den bösen Gerüchten über eine mehr als platonische Beziehung zwischen Batman und Robin (»What does the 'R' stand for?« – »Rectal.«) begegnen will. (Trotzdem dockt zu Beginn des Films das Batman-Logo von hinten an das von Robin an – na ja.) Hoffentlich ist damit kein neuer Trend in die Welt gesetzt – auf Batdog kann ich in der nächsten Fortsetzung gut
verzichten.
George Clooney treibt Batman endgültig die letzten neurotischen Züge aus und sorgt damit dafür, daß es nun vollends gleichgültig ist, wer in dem Latexanzug der Titelfigur steckt. Uma Thurman hatte anscheinend nicht allzuviel Lust und liefert zum ersten Mal eine Leistung ab, die über weite Strecken kaum überzeugen kann. Und Alicia Silverstone paßt in vielfacher Hinsicht nicht in Rolle (und Kostüm) des Batgirl – was nicht ihre Schuld ist, denn als Schauspielerin kann sie
durchaus mehr, sondern ein schlichter Fall von Fehlbesetzung.
Allein der wunderbare Michael Gough ist als Alfred sichtlich mit Herzblut bei der Sache, doch diese letzte Bastion der Würde macht nur um so schmerzhafter bewußt, wie zynisch der ganze übrige Plastik-Zirkus des Films ist.
Von Arnold ist hingegen hinter der kryogenischen Rüstung des Mr.Freeze nur wenig zu sehen, und er muß sich den ganzen Film über damit zufrieden geben, in gewohntem Steirenglisch ein blödes,
unlustiges »Wortspiel« mit cold, cool, freeze, ice, etc. nach dem anderen von sich zu geben.
Da ergeht es ihm allerdings nicht viel anders als den übrigen Beteiligten, denn die Hälfte aller Dialoge besteht aus dummen one-linern; nur daß die anderen Darsteller ab und zu auch vermeintlich charakterdefinierende, vordergründige Platitüden (à la »Ich fahre Motorrad, seit meine Eltern gestorben sind. Ich glaube ich will damit den Verlust kompensieren und meinen Schmerz verdrängen.«) aufsagen dürfen, die dann die andere Hälfte der Dialoge ausmachen.
Ich habe mich ernsthaft bemüht, meine Erwartungen an den vierten Batman-Film zu zügeln, und ich wäre ja schon zufrieden gewesen, wäre der Film auch nur laut, bunt und amüsant geworden. Aber laut und bunt alleine reicht beim besten Willen NICHT.
Das eigentliche Problem des Filmes ist nicht, daß er keinerlei kohärente Story mehr aufzuweisen hat (es gibt genügend Filme, die ganz und gar überzeugend mit solch einem vermeintlichen Mangel leben können), oder daß er nicht genügend schöne
Ideen hätte. Ganz im Gegenteil: Ausstattung, Kostüme und Bildgestaltung quellen davon oft geradezu über.
Was Batman & Robin vielmehr abgeht ist jeglicher Anflug von Struktur und Rhythmus. Einfälle werden hineingepfropft wo immer es gerade geht, ohne jegliches Gespür für ihre Bedeutung oder ihr Gewicht. Das Ergebnis ist ein dröhnender Jahrmarkt der völligen Beliebigkeit; ein Film ohne einen einzigen herausgearbeiteten Höhepunkt, ein
Feuerwerk der Talentvergeudung.
Wenn man sieht, wieviel Inspiration und Aufwand von Seiten des technischen Teams investiert wurden, nur um unter den unfähigen Händen von Schumacher und seinem Autoren Akiva Goldsman in lärmendes Nichts zu verpuffen, könnte einem das Heulen kommen; die Lektüre des »Making of«-Buchs, in dem man die großartigen Designs in Ruhe betrachten kann, lohnt sich zehnmal mehr als der Kinobesuch.
Aller Oberflächenreiz kann nicht darüber hinwegtäuschen,
daß hinter der Bonbon-bunten Fassade nicht ein Funken Herz oder Hirn zu finden ist, und nach kürzester Zeit stellt sich ein beklemmendes Gefühl der völligen Leere ein.
Leider ist Batman & Robin aber einer jener Filme, gegen die man als Kritiker vergeblich anschreibt: es glaubt einem niemand, daß er Zeit und Geld wirklich, wirklich nicht lohnt, bis er oder sie sich nicht eigenen Aug' und Ohrs davon überzeugt hat. Da also alle Warnungen, wie entsetzlich langweilig und nervtötend dieses hohle Spektakel mit zunehmender Laufzeit wirkt, ohnehin vergebens sein dürften, versuche ich’s zumindest mit einem guten Rat: wenn Sie denn also unbedingt doch in diesen Film müssen, nehmen Sie sich wenigstens was zu Lesen, Häkeln oder Spielen mit. Sie werden es sehr bald zu schätzen wissen.