Hongkong 1996 · 85 min. · FSK: - Regie: Patrick Leung Drehbuch: Roy Szeto Kamera: Arthur Wong Darsteller: Wun Chien-lien, Lau Ching-Wan, Hang Sang-Woo, Shirley Wong u.a. |
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Die eiskalte Killerin |
Das Hong-Kong Kino ist bekannt für die poetische Umsetzung von Gangsterfilmen. John Woo ist mittlerweile in Hollywood (Face/Off) und sein langjähriger Assistent Patrick Leung bringt mit Beyond Hypothermia ein Werk ins Kino, daß wunderbar atmosphärisch jeden amerikanischen Actionfilm wie eine grobschlächtige Actionparade erscheinen läßt.
Die Choreographie der
Kugeln, die sich ihren zischenden Weg durch die Luft in Menschenkörper bahnen ist beunruhigend in ihrer Faszination. Nichts ist brutaler, als die Feinheit mit der der Tod und der Akt des Tötens stilisiert werden.
Gerade diesen Bildern kann man sich schwerlich entziehen und sie wären sinnlos, wenn nicht eine Gefühlsstruktur von Sehnsüchten und Verletzlichkeiten bei den Figuren ein Gegengewicht zur Kälte des Todes böten.
Für die Suche nach einer Identität bietet sich die Figur der Killerin, gespielt von Wu Chien-lien (Eat, Man, Drink, Woman), sehr gut an. Ihre vorsichtige Annäherung an ein Leben indem es Vergangenheit und Zukunft gibt, verschiebt das Klischee der eisblütigen Killerin und unterstützt eine Identifikation des Zuschauers mit der Figur, gegen die man sich nicht sträuben mag. Töten ist harte Arbeit und da haben Gefühlsduseleien nichts zu suchen.
Spätestens
als ein geschäftstüchtiger Imbißbesitzer von der Killerin als Partner für die Einführung in die Emotionen des Lebens gewählt wird ist klar, daß manche Täter öfter Opfer sind, als die von denen man es vermeintlich glaubt. Glücklicherweise gelingt es Leung das manipulative Gefühl des Mitleids konsequent auszuschließen.
Es ist unglaublich und wunderschön mit was für einer Fragilität, Verletzlichkeit und Sehnsucht Patrick Leung seine Hauptfigur ausstattet. Ihr Charakter berührt einen und das Wissen darum, daß es sich um eine Frau handelt, die gleichzeitig kaum mit der Wimper zuckt, bevor sie einem kleinen Mädchen zwischen die Augen schießt, beeinträchtigt in keinster Weise ihre Faszination.
Die Nüchternheit mit der der Alltag einer Killerin beschrieben wird stemmt sich gegen jede Schwarz-Weiß
Malerei.
Es interessiert nicht, wer jetzt gut oder böse ist. Die Killerin, deren Körpertemperatur unterhalb der normalen Werte liegt (daher der Titel Beyond Hypothermia) braucht keine Rechtfertigung für ihr Tun und sucht stattdessen eine Rechtfertigung für ein Leben, das ihr vorenthalten wurde.